Start-Up Start-Up: Dackdecker gründen erfolgreichen Webshop

Morungen - Maik Gorgas (39) und Dustin Lichtenecker (32) sind selbst überrascht, wie erfolgreich ihre Geschäftsidee zwei Jahre nach der Umsetzung ist.
Schließlich ist es nicht alltäglich, dass zwei Dachdeckermeister eine Manufaktur für Schiefer-Produkte und Maßanfertigungen gründen und damit in den weltweiten Online-Handel einsteigen.
Wunsch des Vaters erfüllt
„Das war alles auch gar nicht so geplant“, erzählt Lichtenecker lachend und präsentiert die kleine Behelfswerkstatt mit Laserschneidgerät in einem Raum der Dachdeckerei Gorgas im Sangerhäuser Ortsteil Morungen.
Denn am eigentlichen Firmensitz wird zurzeit umgebaut. „Da sieht es noch chaotisch aus“, sagt der 32-Jährige. Am Anfang stand lediglich der Wunsch seines Vaters nach ein paar Schieferplatten für seine Fischzucht in Südthüringen.
Das Gestein sollte die Plastikplatten ersetzen, auf denen die Waren für den Verkauf präsentiert werden. „Wir haben zunächst mal im Internet geschaut und gesehen, wie teuer das ist“, erzählt Gorgas.
Da die beiden befreundeten Dachdeckermeister in ihrer Ausbildung und der täglichen Arbeit den Umgang mit dem Schieferhammer und der Haubrücke beherrschen gelernt haben, wurde der Wunsch des Vaters kurzerhand selbst erfüllt. „Irgendwie hat sich das dann rumgesprochen. So nach und nach wurden es immer mehr Bestellungen“, erzählt Lichtenecker.
Aufträge aus dem Ausland
Dem folgte schließlich die Gründung der Manufaktur im idyllischen Morungen und ein Internetauftritt im weltweiten Datennetz. Ein Familienmitglied half bei der Erstellung des Online-Shops. Was anfangs noch gemächlich über Mundpropaganda lief, nahm plötzlich immer mehr Fahrt auf.
Zuviel für eine Feierabendbeschäftigung nach dem anstrengenden Job auf den Dächern der Region. „Wir haben auch Ärger mit unseren Frauen bekommen“, sagt Gorgas mit einem Augenzwinkern.
Mittlerweile ist man dabei und richtet die Werkstatt in Morungen her. Rund 30.000 Euro haben die beiden Unternehmer in die Hand genommen, um die kleine Manufaktur zu dem zu machen was sie aktuell ist.
Mit Julian Seibert (23) haben die Meister auch einen Angestellten gefunden, der sich um die Aufträge kümmert. Die kommen mittlerweile Dank des Online-Shops nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Österreich und der Schweiz.
Maßanfertigungen für spezielle Kundenwünsche
Dabei sind es längst nicht mehr nur die Schieferplatten für die Präsentation von Lebensmitteln, die über den Postweg verschickt werden. Längst findet der Kunde eine breite Palette von Produkten, die auch die Wohnzimmer und Kinderzimmer erobern.
Das reicht von Schiefertafeln, über Schachbretter bis hin zu Bilderrahmen. „Die Uhren sind der Renner“, erzählt Lichtenecker. Aber auch individuell Wünsche werden erfüllt, versichert der Meister.
Mittlerweile hat auch die Industrie das kleine Unternehmen im Südharz entdeckt. Ein Metallbauunternehmen aus Baden-Württemberg ordert für eine exklusive Serie von Türklingeln die Unterlagen aus Schiefer. „Das ist natürlich unser größter Kunde“, erzählt Gorgas.
Für die Produktion müssen die Morunger allerdings auf Schiefer aus Spanien oder Frankreich zurückgreifen. In Deutschland sind die letzten Bergwerke vor knapp zehn Jahren geschlossen worden. Im Harz, insbesondere südlich von Goslar, wurde der sogenannte Wissenbacher Schiefer in Bergwerken und Steinbrüchen als Dachschiefer abgebaut.
Während die beiden Meister vom Erfolg über die Grenzen hinaus erfreut sind, stellen sie sich doch die Frage, warum aus der unmittelbaren Region keine Aufträge kommen. Angesichts dessen hat das kleine Unternehmen eine Werbetour mit Schieferhammer und Haubrücke über die Wochenmärkte gestartet. (mz)