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Spannende Geschichte ums Franzosenbeet

Von STEFFI ROHLAND 18.09.2009, 16:25

SANGERHAUSEN/MZ. - Der Sangerhäuser Helmuth Hartmann (78) hat im Rahmen der Gartenolympiade auf eine Besonderheit im Europa-Rosarium hingewiesen. In einem Brief schreibt er über die Geschichte der Rose "Bonjour": "Leider steht diese Rose nicht in meinem Garten. Sie ist im Rosarium zu finden. Aber ich hatte sie 15 Jahre in persönlicher Pflege." Der ehemalige Röhrgrabenmeister zeigt, wo sich das "Franzosenbeet" mit seiner Lieblingsrose befindet. Wie man dem Rosenjahrbuch 1990 entnehmen kann, geht die Geschichte darüber bis zum zweiten Weltkrieg zurück. Der Gartenbauingenieur und ehemalige Leiter des Europa-Rosariums, Paul Täckelburg, berichtet im Rosenjahrbuch 1990, dass während des Krieges dem Rosariumsinspektor Max Vogel die Betreuung des Gartens oblag. "Seine wenigen Gärtner und Gartenarbeiter waren alle eingezogen. Mit einem älteren Arbeiter und dessen behindertem Sohn sowie einem französischen Kriegsgefangenen, Michel Kriloff aus Cap d` Antibes, hat er das Kunststück fertig gebracht, das Rosarium über diese Zeit zu bringen, ja die Sortensammlung durch eine ganze Reihe französischer Züchtungen von Antoine und Francis Meilland, Charles Mallerin, Jean Gaujard unter anderem zu erweitern, die alle auf einem Beet gepflanzt wurden."

Dieses Beet trägt noch heute den Namen das Franzosenbeet. Die hellrot blühende gefüllte Floribundarose "Bonjour" ist eine Züchtung des Franzosen Jean Gaujard aus dem Jahr 1965. Helmuth Hartmann brachte diese Rose irrtümlicherweise mit dem ehemaligen französischen Kriegsgefangenen Michel Kriloff in Verbindung, der tatsächlich zusammen mit anderen bedeutenden Rosenzüchtern im August 1990 das Rosarium besuchte. Im Jubiläumsbuch des Rosariums kann man die Geschichte des Gefangenen Michel Kriloff nachlesen. Er wurde 1916 in Russland geboren. Nach seiner frühzeitigen Emigration nach Frankreich trat er 1934 in die Société Meilland ein und begann sich für die Rosenzüchtung zu interessieren. 1940 geriet er in Gefangenschaft. 1941 wurde seine erste Züchtung in Frankreich von Meilland unter dem Namen "Madame H. de Carbuccia", der damaligen Vorsitzenden des Französischen Roten Kreuzes, in den Handel gebracht.

Kriloff wurde 1942 dem Rosarium zugewiesen, wo er bis zu seiner Befreiung blieb. Das Verhältnis zwischen ihm und Max Vogel war offensichtlich sehr gut, denn durch seine Beziehungen zum französischen Rosenzuchtbetrieb Meilland, kamen französische Züchtungen nach Sangerhausen, die Kriloff in das "Carré Meilland" pflanzte. Selbstverständlich präsentiert das Rosarium noch heute Züchtungen von Kriloff wie "Maryse Kriloff" (1961) und besonders "Résurrection", eine Teehybride von 1985, die den Deportierten von Ravensbrück gewidmet wurde.