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Sozialtherapeutisches Wohnheim "LebensWert" Sozialtherapeutisches Wohnheim "LebensWert": Einzug in die neuen vier Wände in Sangerhausen

Von Lucas Wölbing 31.05.2015, 07:33
Ergotherapeut Marko Arendt bringt noch die letzten Kartons in die zukünftige Werkstatt der Bewohner.
Ergotherapeut Marko Arendt bringt noch die letzten Kartons in die zukünftige Werkstatt der Bewohner. Maik Schumann Lizenz

Sangerhausen - Ein großer Gemeinschaftsraum für jede Wohngruppe, ausgestattet mit gemütlicher Couch, einer kleinen Küchenzeile und einem Fernsehgerät. Doch was für die Bewohner des sozialtherapeutischen Wohnheims „LebensWert“ in Sangerhausen noch viel wichtiger ist: Endlich gibt es Einzelzimmer; endlich haben sie einen Ort, um sich einmal völlig zurückzuziehen.

„Das ist doch einfach super“, freut sich Edgar Wenzel. Der 57-Jährige lebt schon eine ganze Weile im Wohnheim und als es hieß, dass dieses bald von Sotterhausen in die Kreisstadt umzieht, hat er auch gleich tatkräftig mit angepackt. „Es soll ja fertig werden“, sagt er optimistisch, als er mit den anderen Männern die letzten Kisten für die Ergotherapie schleppt. Ansonsten ist eigentlich alles fertig im Haus „LebensWert“.

Betreuung von Suchtpatienten

Die Bewohner haben bereits vor vier Wochen ihre Zimmer bezogen, am Montag soll Einweihung gefeiert werden. Die Vorbereitungen dafür laufen auch schon auf Hochtouren, wie Ingrid Loley verrät, die als Heimleiterin 40 Suchtpatienten betreut. Wenn sie so in ihrem Büro im ersten Obergeschoss sitzt und am Computer schreibt, wandert ihr Blick noch gelegentlich zu dem Gemälde an der Wand. Ein weißes Haus im blühenden Garten - das ehemalige Wohnheim in Sotterhausen. „So ganz davon trennen wollte ich mich nicht“, räumt Loley lächelnd ein. „Immerhin waren das 15 Jahre und das Bild wollte ich mir einfach mitnehmen.“

Träger des Hauses „LebensWert“ ist die „Kontext Ilmenau“, ein thüringisches Unternehmen, das von der Familie Elsner-Fritsche betrieben wird. Neben dem Wohnheim in Sangerhausen leitet das Unternehmen noch je ein Haus für Suchtpatienten in Ilmenau und in Lauscha.

Die Grundsteinlegung in Sangerhausen fand am 7. April 2014 statt. Geschätzte 2,5 Millionen Euro sind seitdem in das Vorhaben geflossen.

Im Haus leben 40 Suchtpatienten in fünf Wohngruppen. 13 Bewohner sind weiblich. Obwohl Patienten aller Suchterkrankungen aufgenommen werden dürfen, werden momentan nur Alkoholiker betreut.

Platz für solche Dekorationen findet sich im neuen Gebäude jedenfalls zur Genüge. Mit seinen rund 64.000 Quadratmetern ist das Haus an der Straße der Volkssolidarität um einiges größer als die Einrichtung in Sotterhausen. Genug Raum also, um auch die neuen Ideen umzusetzen, die die Trägergesellschaft „Kontext Ilmenau“ plant. Schon lange wünscht sich Geschäftsführer Lutz Fritsche ein zentral gelegenes Wohnheim in der Kreisstadt, das seinen Bewohnern ganz neue Türen öffnet.

„Endlich ist genug Raum da, um sie besser auf die Selbstständigkeit vorzubereiten“, erklärt Ingrid Loley. „Sie sollen bereits im Heim lernen, ihren Alltag später eigenständig zu meistern.“

Das beinhaltet auch, dass die 40 Männer und Frauen, die alle von Alkoholproblemen betroffen sind, ihr Leben in den einzelnen Wohngruppen selbst organisieren und sich ihr Budget eigenständig einteilen, um damit die Wocheneinkäufe abzusichern. Anders als in Sotterhausen, wo das warme Mittagessen geliefert wurde, sollen die Heimbewohner nämlich künftig selbst den Kochlöffel schwingen. Gemeinsam müssen sie nun täglich dafür sorgen, dass die Küche nicht kalt bleibt. Zum Glück liegen jetzt die meisten Geschäfte nur noch einen Katzensprung entfernt.

Außerdem ergeben sich auch ganz neue Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, wie Gabriela Redepenning findet. Seit drei Jahren lebt sie im Haus von „Kontext Ilmenau“ und in dieser Zeit hat sie Freunde gefunden. „Jetzt können wir endlich mehr zusammen unternehmen“, sagt sie lächelnd. „Die Wege sind nicht mehr so weit und da kann man schon mal ins Kino oder zum Schwimmen gehen.“ (mz)

Gabriela Redepenning dekoriert ihr neues Einzelzimmer.
Gabriela Redepenning dekoriert ihr neues Einzelzimmer.
Schumann Lizenz