Schulsozialarbeiter in Sangerhausen Schulsozialarbeiter in Sangerhausen: Helfer in Nöten

Sangerhausen/MZ - Die Schulklingel ertönt - es ist Pause. Und schon stürmen die ersten Schüler in das Büro von Thomas Krause. Ruck, zuck füllt sich der Raum, während ein paar Jungs am Kickertisch stehen, tummeln sich weitere Schüler in riesigen Sitzsäcken und diskutieren über das letzte Fußballspiel im Fernsehen. Krause hört überall aufmerksam zu.
Denn das ist auch sein Job. Er ist seit 2011 Schulsozialarbeiter an der Thomas-Müntzer-Schule in Sangerhausen. Und für die Schüler Ansprechpartner Nummer eins, wenn es um Probleme mit Lehrern, anderen Schülern oder im familiären Kreis geht oder wenn sie einfach mal nur so reden wollen. Und seine Tür steht für die Schüler immer offen. Doch so gern er auch helfen will, werden auch ihm immer wieder Steine in den Weg gelegt, erzählt er.
Wie geht es weiter?
Seine Stelle als Schulsozialarbeiter wird durch unterschiedliche Mittel finanziert (siehe Kasten), die sein Arbeitgeber, die Arbeiterwohlfahrt (Awo), zur Verfügung gestellt bekommt. Offen sei allerdings, ob diese Mittel für Schulsozialarbeit auch nach 2014 vorhanden sind, erklärt Krause die momentane Lage. Somit stünde sein Job an der Müntzerschule noch auf der Kippe. Denn seine Stelle wird quasi nur von Jahr zu Jahr verlängert und somit fehle es im Grunde an Stetigkeit, sagt Krause. „Ich weiß also nie so genau, ob ich im nächsten Jahr noch an der Schule bin.“ Bis Schulende 2014 laufe seine Stelle auf jeden Fall noch, erklärt der 29- Jährige. Ob und wie es aber danach weitergeht, „das wird sich hoffentlich schnell entscheiden und auch hoffentlich positiv“, sagt er. Bis jetzt hat es immer wieder geklappt, dass Thomas Krause an der Müntzerschule bleiben konnte, so dass er seinem Job auch die notwendige Aufmerksamkeit entgegenbringen kann.
Vertrauen ist das Wichtigste
Die Arbeit eines Schulsozialarbeiters basiert in erster Linie auf dem Beziehungsaufbau, erklärt Krause. Dies sei nämlich das A und O - eine Vertrauensbasis, die den Zugang zu den Schülern ermöglicht. „Es dauert gut ein Jahr, bis man das nötige Vertrauen aufgebaut hat.“ Denn ein Schulsozialarbeiter ist, wenn er seinen Job gut macht, der Knotenpunkt zwischen den Schülern, der Schule, Eltern und auch dem Jugendamt, beschreibt der 29-Jährige seine Aufgabe. Da würde ein ständiger Wechsel der Angestellten in diesem Job die notwendige Kontinuität missen lassen, ist er sich sicher: „Das Hauptaugenmerk meiner Arbeit liegt auf den Schülern, insbesondere den Schulverweigerern, und diese brauchen Beständigkeit.“ Solche Verweigerer seien nicht immer faule Schüler, erklärt er: „Oft hat es auch andere Ursachen, Probleme im familiären Umfeld oder mit anderen Schülern. Mobbing ist oft ein Hauptgrund für Schulverweigerung.“
Die Unbeständigkeit seines Jobs ist ebenfalls ein Problem für die Schule an sich, wie Sigrid Beyer, Schulleiterin der Thomas-Müntzer-Schule, bestätigt. Denn viele würden bei solchen beruflichen Aussichten mit eher wenig Engagement an ihren Job gehen, sagt sie: „Doch mit Herrn Krause haben wir echtes Glück. Er ist so engagiert und wir bekommen regelmäßig nur positive Rückmeldungen von den Schülern, Eltern und Lehrern.“
Angebote für alle Schüler
Und seinen Job nimmt Thomas Krause wirklich ernst. Nicht nur, dass er Ansprechpartner für Schüler, Eltern und Lehrern bei Problemsituationen ist. Er organisiert auch außerhalb des Schulgeländes Ausflüge, wie beispielsweise Kanutouren oder Wanderungen, um die Gruppendynamik unter den Schülern zu stärken. Aber auch, um potenzielle Schulverweigerer wieder einzugliedern. Solche Ausflüge, die auch über mehrere Tage gehen, sind natürlich nur mit Hilfe finanzieller Unterstützung möglich. „Unterkünfte, wie Zeltplätze, und auch Lebensmittel für die Schüler müssen ja auch finanziert werden“, sagt Krause. Das Geld dafür bekommt Krause durch seinen Arbeitgeber, die Awo, und vom Jugendamt des Landkreis Mansfeld-Südharz gestellt.
Aber auch für alle anderen Schüler ist er jederzeit da, denn sein Büro ist jede Pause geöffnet und bietet mit Kickertisch und Co. eine Abwechslung zum Pausenhof. Und so ein Angebot kommt bei den Schülern gut an. „Wir kommen so gut wie jede Pause her“, sagen Tarik, neunte Klasse, und David aus der achten Klasse. „Das ist mal was anderes, als immer nur auf dem Pausenhof draußen zu stehen“, so David. Und Tarik ergänzt noch: „Mit Herrn Krause kann man über alles reden, eher als mit den meisten Lehrern.“ Die Schüler sind sich einig, wenn Thomas Krause nicht mehr da wäre, würde ihnen eine wichtige Vertrauensperson fehlen.
Zusätzlich ist er bei Klassenkonferenzen oder Elternversammlungen anwesend, um sich ein besseres Bild der Problemsituationen, wie Mobbing der Schüler untereinander, Differenzen zwischen Schülern und Lehrern oder auch private, familiäre Probleme, machen zu können. Doch seine eigentliche Arbeit beginnt dann meist außerhalb der Schule. Hausbesuche und gemeinsame Gänge zum Jugendamt mit den Schülern und ihren Eltern gehören da zum Alltag. Mittlerweile wird seine Hilfe immer öfter in Anspruch genommen.
Und das soll auch so bleiben, wünscht sich Krause. Er hofft, weiterhin seinen Schützlingen viele Jahre zur Seite stehen zu können. „Vielleicht auch mal mit ein bisschen mehr Konstanz und nicht nur von Jahr zu Jahr“, sagt Krause. Kommentar Seite 8