Schnabelgesellschaft Schnabelgesellschaft: Für Japaner kein Halten mehr
Stolberg/MZ. - Unter den "Schnabelianern" zwischen Stolberg, Hamburg und Haiti herrscht Hochstimmung. Gleich zwei Jubiläen sind diesmal zu feiern: Am 7. November jährte sich der Geburtstag von Johann Gottfried Schnabel zum 310. Male, und am Sonnabend kommen Schnabelforscher und Schnabelfreunde im Sitzungssaal des Stolberger Rathauses zu ihrer zehnten Jahrestagung zusammen. Das Tagungsprogramm verspricht wiederum allerhand Neues, Spannendes und auch Ungewöhnliches.
So wird Christian G. Schnabel, der nur zufällig so heißt und in der Lüneburger Heide lebt, die Zweihundertjahrfeier der "Confessio Augusta" anno 1730 und ihre Bedeutung auf Schnabels Insel Felsenburg näher beleuchten. Der lustvolle Ausgräber und Schriftsteller Hanns H. F. Schmidt aus Magdeburg wird wieder seine Zettelsammlung zwischen die großen Hände legen und dabei vergnüglich und lehrreich über den Alltag in Stolberg zur Schnabel-Zeit plaudern. Auch Gabriele Leschke wird den Beweis antreten, dass es an Forschungsgegenständen in Sachen Schnabel noch lange keinen Mangel hat. Die Berlinerin referiert über Transvestismus und die Kleiderordnung im Roman "Insel Felsenburg".
Um dieses von Johann Gottfried Schnabel in Stolberg erdachte Inselreich in der Südsee geht es auch Megumu Inamoto. Der Siebzigjährige dürfte von allen "Schnabelianern" die weiteste Anreise gehabt haben. Professor Inamoto kommt aus Fukuoka in Japan und lehrt an der dortigen Privatuniversität, an der über 25 000 Studenten immatrikuliert sind, deutsche Literatur. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich auch mit dem Schriftsteller und Hofbarbier aus Stolberg.
Dank eines im Internet surfenden Studenten wurde er auf die Johann-Gottfried-Schnabel-Gesellschaft in Stolberg aufmerksam. Und als Inamoto erfuhr, dass die Gesellschaft um Schnabels 310. Geburtstag herum ihr zehnjähriges Gründungsjubiläum begeht, gab es für ihn kein Halten mehr. Er überredete seine Frau, packte die Koffer und kam von Japan direkt in den Harz.
Während der Jubiläumstagung wird Professor Megumo Inamoto u. a. über die Bedeutung von Schnabels "Insel Felsenburg" für den japanischen Leser sprechen. Bei diesem stößt die im Roman geschilderte Isolationspolitik auf besonderes Interesse, hatte Japan doch zwischen 1639 und 1668 ähnliches versucht, ohne das irdische Paradies - wie auf Felsenburg - geschaffen zu haben.
Am Samstagabend findet im Festsaal des Rathauses, umrahmt von der Kammerphilharmonie "Miriquide" unter Leitung von Götz Schneegaß eine Festveranstaltung statt, auf der Dr. Peter Gugisch aus Berlin den Festvortag halten und deutlich machen wird, was die vor zehn Jahren anlässlich des dreihundertsten Geburtstages von Johann Gottfried Schnabel gegründete Gesellschaft seither auf die Beine gestellt hat, welchen Beitrag sie auch zur Erforschung der Geschichte der Umgebung leistet und welches Ansehen sie genießt.