Schnabel vereint die Welt in Stolberg
Stolberg/MZ/sro. - Zum 14. Mal tagte, wie jedes Jahr Anfang November, in Stolberg / Harz die Johann-Gottfried-Schnabel-Gesellschaft und vereinte im großen Ratssaal literaturbegeisterte Menschen aus Deutschland und der Welt.
Dabei kam es zu einer außergewöhnlichen Begegnung: Ein holländischer Kaufmann und ein japanischer Germanist unterhalten sich in Stolberg über die utopische "Insel Felsenburg". Jan Vlak kam aus Delft / Holland. Schnabels Roman hatte er 1995 rein zufällig in Rotterdam gekauft. Der deutsche Klassiker hat ihn fasziniert. Zum zweiten Mal nach 2002 nahm Professor Megamu Inamoto aus dem japanischen Fukuoka den weitesten Weg bis nach Stolberg in Kauf. "Er ist einer der bedeutendsten Germanisten in Japan", stellt ihn Schubert vor. "Durch ihn kennen in Japan weit mehr Germanisten das Werk des Johann Gottfried Schnabel als in Deutschland." Der 74-jährige Inamoto hat die Siedlungsgeschichte der "Insel Felsenburg" nachgezeichnet. Dabei zog er Parallelen zu seinem Heimatland: Japan war zu Schnabels Zeit, im 18. Jahrhundert, ein isoliertes Land mit einer isolierten Gesellschaft, ähnlich wie die Insel Felsenburg. Für Jan Vlak und Megamu Inamoto waren die besonderen Beziehungen zwischen Japan und Holland in dieser Zeit die Gesprächsgrundlagen. Als Neuling in der Runde der Schnabelforscher konnte Vlak einen besonderen Beitrag leisten: Seines Wissens nach kann man die Literaturpassagen über Amsterdam in der Insel Felsenburg anhand des Stadtplans noch heute nachvollziehen. "Das unterstreicht unsere Überzeugung, dass Schnabel überwiegend histografisch tätig war. Er schrieb Geschichte in Geschichten", sagte Gerd Schubert, Vorsitzender der literarischen Gesellschaft.
Somit wird klar: Schnabels Werk ist auch im Jubiläumsjahr aktuell. Vor 275 Jahren wurde der erste Band der "Insel Felsenburg oder Wunderliche Fata einiger Seefahrer" publiziert." Passend dazu gab es eine Premiere der "Insel Felsenburg" als Puppenspiel für Erwachsene. Den Text schrieb Hanns H.F. Schmidt, der auch die Puppen gestaltete. Hartmut Fischer führte das Stück mit weiteren Mitglieder der Puppenspiel AG des Gymnasiums in Northeim auf. "Wir gestatten uns bei der Aufführung charakteristischer Szenen viel künstlerische Freiheit", sagte Fischer.