Schmutz- und Regenwasserentsorgung Schmutz- und Regenwasserentsorgung: Kritik an Kanalbau-Plänen in Riestedt

Riestedt - „Das war ein schöner Vortrag, Frau Doktor“, sagt Riestedts Ortsbürgermeister Helmut Schmidt (Bürgerinitiative Ortsteile Sangerhausen). Denn soeben hat Jutta Parnieske-Pasterkamp, Chefin beim Wasserverband Südharz, ausführlich erläutert, wie in Riestedt und den Nachbarorten Emseloh und Blankenheim künftig Schmutz- und Regenwasser entsorgt werden sollen und was auf Riestedt zukommt. Doch der Vortrag ändert nichts daran, dass die Pläne im Ortschaftsrat und bei den knapp 200 anwesenden Bürgern auf große Bedenken stoßen. Geht es doch um ihre bereits erneuerten Straßen, die schrittweise wieder aufgerissen werden müssten. „Und für uns Bürger geht es um das Geld, das wir bezahlen müssen“, wie Schmidt mehrfach betont.
Quell-, Drainage- und Regenwasser soll über separate Kanäle in Stollengraben und Schnerle fließen
Das Konzept des Verbands sieht vor, in Riestedt aus dem bisherigen Mischsystem ein Trennsystem zu machen; bisher sind etwa 60 Prozent aller Haushalte an die Kanalisation angeschlossen. Künftig würde also nur noch das Schmutzwasser zur Kläranlage nach Sangerhausen geleitet. Das Quell-, Drainage- und Regenwasser soll über separate Kanäle in den Stollengraben und die Schnerle fließen. Bisher werde ein relativ großer Anteil an Fremdwasser „nach Sangerhausen gepumpt und für viel Geld gereinigt. Das ist nicht sinnvoll“, so die Verbandsgeschäftsführerin. Bei starken Niederschlägen sei es deutlich mehr.
Parnieske-Pasterkamp verweist auf das Wassergesetz von Sachsen-Anhalt. Demnach müssten Grundstücksbesitzer das anfallende Regenwasser selbst entsorgen, sofern möglich. Sei jedoch das Wohl der Allgemeinheit gefährdet, werde diese Aufgabe dem Verband übertragen. Dies betreffe auch Riestedter Grundstücke und werde in der Konzeption berücksichtigt.
Schmutzwasser aus Emseloh und Blankenheim soll künftig nach Riestedt geleitet werden
Der Verband plant außerdem, das Schmutzwasser aus Emseloh und Blankenheim künftig ebenfalls nach Riestedt und dann weiter zur Kläranlage Sangerhausen zu leiten. In beiden Orten werde die Kanalisation künftig ebenfalls getrennt für Schmutz- und Regenwasser gebaut.
Noch in diesem Jahr sollen in Riestedt die Grundstücke entlang der Alten Hauptstraße an die Kanalisation angeschlossen werden. „Die Anlieger der Alten Hauptstraße sind alle schon informiert“, sagt Parnieske-Pasterkamp. Diese Straße ist bisher nicht saniert worden. Der alte Bürgermeister- soll dann als Regenwasserkanal genutzt und zusätzlich ein Schmutzwasserkanal verlegt werden. Daran würden die Grundstücke angeschlossen.
Für großen Unmut sorgt jedoch, dass voraussichtlich im Zeitraum von 2020 bis 2024 auch der Glockborn, Am Schlag, die Mansfelder, Magdeburger, Schulstraße und Riestedter Bahnhofstraße aufgerissen werden müssten, damit dort ebenfalls das Trennsystem umgesetzt werden kann. „So lange ich lebe“, wettert Schmidt, „wird hier keine Straße aufgerissen.“
Ortschaftsratsmitglieder kritisieren spärlichen Informationsfluss über geplante Vorhaben
Volker Schachtel (CDU) kann die Pläne des Verbands nicht nachvollziehen: Die Schmutzwasserentsorgung von Emseloh und Blankenheim dürfe „nicht auf Kosten der Riestedter“ erfolgen, stellt er fest. „Warum müssen wir in Riestedt überhaupt was anfassen?“ Außerdem sei es an der Zeit, sich auf die alten Gräben zu besinnen, die es in und um Riestedt gegeben habe, und sie wieder nutzbar zu machen.
Den Ortsbürgermeister ärgert es gewaltig, dass beispielsweise in der Schulstraße ein knapp 800 Meter langer Kanal für 200.000 Euro gebaut worden ist, den plötzlich niemand mehr braucht: „Wer bezahlt den überhaupt? Bleibt das eine Blindleitung?“ Mehrere Ortschaftsratsmitglieder kritisieren den spärlichen Informationsfluss über die geplanten Vorhaben, sie müssten das schon genau anschauen und prüfen können. Die Karte, fordert Doreen Lehnertz, sollten alle Haushalte einsehen können.
Die entscheidende Frage bleibt allerdings offen, wie Parnieske-Pasterkamp einräumt. Über die Kosten und mögliche Beiträge für die Bürger könne sie bis jetzt noch nichts sagen. (mz)