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Überraschung fürs Hohe C Sangerhäuser Verein der Mansfelder Bergarbeiter gratuliert seinem ältesten Mitglied

Walter Gerth gehört seit über zehn Jahren zum Bergarbeiterverein Sangerhausen und freut sich auf die gemeinsamen Nachmittage im Vereinshaus.

Von Helga Koch 13.06.2024, 12:00
Der Sangerhäuser Bergarbeiterverein gratuliert den 92-jährigen Walter Gerth mit einem Blumenstrauß.
Der Sangerhäuser Bergarbeiterverein gratuliert den 92-jährigen Walter Gerth mit einem Blumenstrauß. (Foto: Maik Schumann)

Sangerhausen/MZ. - Eine nachträgliche Geburtstagsüberraschung hat der Sangerhäuser Verein der Mansfelder Bergarbeiter für sein ältestes Mitglied vorbereitet: Kürzlich ist Walter Gerth 92 geworden. Ein guter Anlass, ihm nachträglich mit einem Blumenstrauß zu gratulieren, ist der Dienstagnachmittag, wenn der frühere Bergmann immer ins Vereinshaus kommt, inzwischen mit seinem Elektrorollstuhl.

Weit hat es der Senior nicht. Denn er lebt seit fast 13 Jahren im Betreuten Wohnen des DRK, quasi in der Nachbarschaft. Dort nutzt er zwar den Service des Mittagessens, erzählt er, aber: „Frühstück und Abendbrot mache ich selber. Früh gibt es jeden Tag einen halben Liter Ingwertee.“

40 Jahre lang Bergmann

Gerth, Jahrgang 1932, stammt aus Martinsrieth. „1953 bin ich nach Sangerhausen gezogen. 1954 habe ich auf dem Schacht angefangen.“ Sein komplettes Berufsleben hat er als Bergmann verbracht, lange als Hauer gearbeitet. „40 Jahre“, sagt der Senior, „immer auf dem ’Thomas’. 20 Jahre auf Streb, 15 Jahre in der Vorrichtung. Und fünf Jahre Übertage, da bin ich Eidechse in der Werkstatt gefahren.“

Natürlich wissen das die anderen Vereinsmitglieder auch und präsentieren zum Fototermin eine Ehrenurkunde, die sie Walter Gerth schon mal verliehen haben, wie der Vorsitzende Rainer Hellwig schmunzelnd erzählt.

Der Text auf der Urkunde: „Für hervorragende und außergewöhnliche Leistungen im Rahmen des unabdingbaren Transportwesens unserer gesamten bergbaulichen volkseigenen Schachtanlage wird dem unerschütterlichen, sangesfreudigen Kollegen Walter Gerth die hohe Auszeichnung ’Dieselameisenfahrer 1. Klasse mit Eichenlaub’ vor versammelter Mannschaft verliehen.“

Regelmäßgies Treffen der Kumpel

Datum, Stempel, Unterschrift; eine augenzwinkernde Anspielung an die zu DDR-Zeiten üblichen Ehrungen. Die Vereinsmitglieder wissen von den Hobbys, die Walter Gerth wichtig waren. Hat er doch 40 Jahre einen Kleingarten im „Auenblick 2“ gehegt und gepflegt und außerdem im Chor der Kleingärtner gesungen. „Sogar das Hohe C“, sagt Hellwig, deshalb sei „Das Hohe C“ ja auch bis heute Gerths Spitzname.

Späße gehören für die einstigen Bergleute dazu. Genau wie das Knätzchenessen, mit dem sie jeden Dienstag um halb sieben ihren gemeinsamen Nachmittag im Vereinshaus ausklingen lassen. „Gehacktes holen wir von Gonna, dazu gibt’s Brötchen oder Brot“, sagt Hellwig, der mit 73 Jahren eher zu den Jüngeren gehört. Ihnen allen sei es wichtig, sich regelmäßig zu treffen, zehn bis 20 ehemalige Kumpel fänden sich immer ein, um zu erzählen, ein Bier zu trinken oder eine Runde Skat zu spielen.