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VW-Käfer ersetzt Rose Sangerhausen und Baunatal tauschen Wahrzeichen (Rose und VW Käfer) aus

Von Frank Schedwill 18.02.2020, 08:00
In der Kreativwerkstatt in Sangerhausen wird die große Rose vom Schützenplatz aufgearbeitet. Sie tritt dann die Reise nach Baunatal in Hessen an. Dort soll sie an einem zentralen Platz aufgestellt werden.
In der Kreativwerkstatt in Sangerhausen wird die große Rose vom Schützenplatz aufgearbeitet. Sie tritt dann die Reise nach Baunatal in Hessen an. Dort soll sie an einem zentralen Platz aufgestellt werden. Maik Schumann

Sangerhausen - Nur ein Betonsockel ist geblieben. Das Fundament, auf dem die große Plastikrose am Sangerhäuser Schützenplatz stand, ist verwaist. Aber die Stadtverwaltung plant in Zusammenarbeit mit der Stadt Baunatal in Nordhessen Ersatz. Aus Anlass der 30-jährigen Städtepartnerschaft zwischen beiden Orten haben sich die Partner eine ganze Reihe besonderer Aktionen ausgedacht, um die Verbundenheit der beiden Städten zu zeigen.

„Aus der offiziellen Verbindung sind ja längst eine ganze Reihe Freundschaften entstanden“, sagt Stadtsprecherin Marina Becker, die für die Partnerschaften mit Zabrze (Polen), Trnava (Slowakei) und Baunatal zuständig ist. „Das wollen wir nach außen dokumentieren.“

Sangerhausen und Baunatal tauschen Wahrzeichen aus

Das erste Projekt soll bereits kommenden Monat auf dem erwähnten Schützenplatz für Aufsehen sorgen. Sangerhausen und Baunatal, das über ein großes VW-Werk verfügt, planen nämlich den Austausch ihrer Wahrzeichen. Mitarbeiter des Bauhofs haben deshalb die große Plastik-Blüte abmontiert. In der Kreativwerkstatt am Bahnhof wird sie aufgearbeitet und mit neuer Farbe versehen.

Dann soll sie den Weg 160 Kilometer gen Westen nach Baunatal antreten, wo sie an einer zentralen Stelle in der Stadt aufgestellt wird. „Im Gegenzug lassen die Baunataler die Nachbildung eines VW-Käfers hier“, sagt Becker. Das Auto, ein Modell aus Kunstharz, werde derzeit in Baunatal mit Motiven aus der Stadt in Nordhessen verziert. Es wird künftig zusammen mit einer kleinen Infotafel am früheren Standplatz der Rose zu finden sein.

Jugendliche erstellen Graffitis in den Partnerstädten

„Die Idee dazu ist im vergangenen Jahr auf der Arbeitsberatung der Verwaltungen in Sangerhausen zu Papier gebracht worden“, sagt Becker. „Wir treffen uns regelmäßig einmal im Jahr.“ Die Baunataler haben beispielsweise nach einem Arbeitseinsatz auch die Patenschaft für ein Beet im Rosarium übernommen.

Der Käfer ist in der VW-Stadt Baunatal fast überall zu sehen. Zwar nur noch selten auf den Straßen. Aber im Mini-Format steht er vor Firmen, auf Verkehrskreiseln, vor dem Polizeirevier und auf öffentlichen Plätzen.

Aufgestellt wurden über 100 Autos im Maßstab 1:2 in einer städtischen Aktion seit dem 50. Geburtstag des VW-Werkes im Jahr 2008.

Die bunten Minikäfer sind längst Wahrzeichen der Stadt. Sie gelten als Zeichen der Verbundenheit der Stadt mit dem VW-Werk. Der frühere Baunataler Oberbürgermeister Manfred Schaub (SPD), der im Mai 2018 gestorben ist, sprach zur Einweihung von einer Erfolgsgeschichte und hob die gute Zusammenarbeit zwischen dem VW-Werk und der Stadt hervor: „Wir arbeiten Hand in Hand für die Region.“

Neben dem Tausch der Wahrzeichen sind aber noch eine ganze Reihe weiterer Veranstaltungen im Jubiläumsjahr der Partnerschaft vorgesehen, die Ende Juni 1990 auf dem Berg- und Rosenfest in Sangerhausen besiegelt wurde: So ist nach jetzigem Stand im Frühsommer geplant, dass Jugendliche aus beiden Städten Graffitis mit Motiven aus ihren Orten erstellen.

In Sangerhausen werden Jungen und Mädchen aus Baunatal beispielsweise große Platten im Jugendclub Südwest besprühen. Die Tafeln sollen dann im Beratungsraum Baunatal im Neuen Rathaus aufgehängt und den so derzeit recht kahlen Raum schmücken, der unter anderem für Ausschusssitzungen des Stadtrates genutzt wird.

Jubiläumsjahr der Partnerschaft zwischen Sangerhausen und Baunatal

Am 2. Oktober wird dann in beiden Orten an die Wendezeit erinnert: Im früheren Buchladen im Sangerhäuser Bahnhof und an einem noch nicht festgelegten Ort in Baunatal soll es Lesungen aus dem Buch „Wir hatten nix. Nur Umlaute“ des Sangerhäusers Nils Heinrich geben. Darin beschreibt Heinrich, Jahrgang 1971, seine Jugend in der Berg- und Rosenstadt und den Umbruch nach 1989: „Nils Heinrich beherrscht die seltene Kunst auf komische Art und Weise von nicht immer komischen Dingen zu erzählen“, heißt es im Klappentext des Werks.

Darüber hinaus werden Baunataler an den „2. Kreissportspielen - ohne Grenzen“ teilnehmen, die am 12. September in Friesenstadion stattfinden. Vermutlich im November sind in Zusammenarbeit mit verschiedenen Grundschulen zwei Ausstellungen geplant, in denen Schüler der dritten und vierten Klassen ihre jeweilige Stadt vorstellen.

Den Abschluss und Höhepunkt der Jubiläumsfeiern soll eine gemeinsame Sitzung der Baunataler Stadtverordneten und des Sangerhäuser Stadtrats bilden. Geplant ist, dass die Sitzung in der Baunataler Stadthalle stattfindet, und zwar genau am 9. November. Dem Tag, an dem 1989 in Berlin die Mauer fiel und der die Partnerschaft beider Orte erst möglich machte. (mz)

Käfermodelle vor dem VW-Werk in Baunatal.
Käfermodelle vor dem VW-Werk in Baunatal.
Stadtverwaltung