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Sangerhausen Sangerhausen: Starke Lobby für die Ortsteile

Von BEATE LINDNER 08.06.2009, 16:58

SANGERHAUSEN/MZ. - Der Rotwein im Glas - das Rathaus im Rücken. Ein symbolträchtiges Bild bietet sich am Ende des Wahltages auf dem historischen Sangerhäuser Marktplatz als die Mitglieder der Bürgerinitiative Ortsteile Sangerhausen (BOS) auf ihren Wahlerfolg anstoßen. Noch vor Mitternacht soll feststehen: Die neue BOS wird mit sieben der Ihren als drittstärkste Kraft in den 40-köpfigen Sangerhäuser Stadtrat einziehen.

Damit bleibt die BOS zahlenmäßig der einzige Gewinner in Sangerhausen. Das ist insofern keine Überraschung, weil die neugegründete BOS kein Vergleichsergebnis von den Kommunalwahlen 2004 hat.

Alle anderen Parteien des Stadtrates und die Bürgerinitiative Sangerhausen (BIS) mussten Federn lassen. Prozentual am stärksten traf es CDU und BIS. Beide verloren über vier Prozent im Vergleich zu den Kommunalwahlen 2004 und beide verlieren damit jeweils einen Sitz im Rat, genauso wie die FDP. Unverändert, was die künftige Fraktionsstärke angeht, gehen die Linke (zehn Sitze) und die SPD (vier Sitze) aus dem Rennen. Einen Sitz wird künftig die NPD haben.

Spannend macht die Arbeit im Rat in der neuen Legislaturperiode auch ein anderer Fakt: Es wird 27 neue Gesichter geben, viele altgediente Räte haben es den Stimmen nach nicht geschafft, wieder einzuziehen. Nun bleibt allerdings erst einmal abzuwarten, ob alle gewählten Kandidaten auch wirklich antreten. Möglich ist auf alle Fälle, dass gewählte Kandidaten ihr Mandat nicht antreten, dafür dann ein anderer in die jeweilige Fraktion nachrückt.

Zwei, die am Sonntag zur Wahl standen - soviel Spekulation sei an dieser Stelle erlaubt, werden ganz sicher nicht von ihrem Mandat zurücktreten. Der eine ist Frank Radschunat. Er erhielt mit Abstand die meisten Stimmen der insgesamt 184 Bewerber für den Sangerhäuser Stadtrat. Der Spitzenkandidat der Linkspartei holte 2 370 Stimmen, das sind allein 7,7 Prozent aller abgegebenen Stimmen. Mit Abstand dahinter rangiert auf Rang zwei der CDU-Spitzenkandidat Andreas Skrypek (1 223 Stimmen).

In den Parteien und Bürgerinitiativen überwog am Montag die Freude über das Ergebnis. CDU-Mann Skrypek zeigte sich zufrieden. "Wir haben - wenn auch knapp - die meisten Stimmen geholt, hätten uns allerdings einen Sitz mehr gewünscht." Mit seinem persönlichen Ergebnis war Skrypek, der bislang die Fraktion im Stadtrat geleitet hat, sehr zufrieden. Auf die Arbeit im neuen Stadtrat freut sich nach Angaben ihres Spitzenkandidaten die Linke. "Wir hoffen nun auf zielorientiertes Arbeiten. Die Dominanz des Bündnisses CDU-FDP-BIS könnte gebrochen werden", so Radschunat, der das Wahlergebnis für seine Partei als sehr großen Erfolg wertet.

Auch bei der BOS überwiegt die Freude über das Ergebnis. Dennoch sei das selbstgesteckte Ziel einer Mehrheitsfraktion nicht erreicht. "Das Wahlziel war extrem ehrgeizig und in der Zeit seit der Gründung vor sieben Monaten kaum zu realisieren. Wir werden sachorientierte Kommunalpolitik betreiben", so Sprecher Jürgen Telle.

Die BIS hat nach Angaben ihres Spitzenkandidaten mit einem besseren Ergebnis gerechnet. Klaus Peche: "Wir wollten mehr als 15 Prozent erreichen. Jetzt freuen wir uns auf die Sacharbeit." Dass die Sozialdemokraten die Anzahl ihrer Sitze nicht verdoppeln konnten, ist enttäuschend für Arndt Kemesies. Er war als Ortsbürgermeister von Oberröblingen für die SPD als Spitzenkandidat ins Rennen gegangen und freut sich nun darüber, dass zwei der vier SPD-Sitze von Oberröblingern eingenommen werden. Der FDP-Spitzenkandidat Helmut Qual war am Montag nicht zu erreichen. Die Liberalen haben künftig nur noch zwei Sitze im Rat.

Die konstituierende Sitzung des Stadtrates wird laut Sitzungsplan am 2. Juli stattfinden. Anschließend geht es dann erst einmal in die Sommerpause.

Keine großen Überraschungen

Faustdicke Überraschungen blieben in den allermeisten Gemeinden des Landkreises Mansfeld-Südharz, in denen am Sonntag neue Gemeinderäte gewählt wurden, aus. In Allstedt bleibt die CDU zwar stärkste Fraktion mit fünf Sitzen, muss aber einen Sitz an die FDP abtreten, die jetzt ebenso vier Leute im Rat hat wie die SPD, die Linke rückt - wie bisher - mit drei Kandidaten in den neuen Allstedter Rat ein.

Ziemlich spannungslos dürfte man dem Ergebnis in Stolberg entgegengesehen haben. Dort standen ausschließlich liberale Kandidaten auf dem Stimmzettel.

In vielen kleineren Orten gab es gar keine Kandidaten aus den etablierten Parteien, dort dominierten Wählergemeinschaften, vielfach auch die Feuerwehren oder ortstypische Vereine.