Schlussstrich nach 37 Jahren Sangerhausen: Spengler-Gesellschaft löst sich auf

Sangerhausen - Nach rund 37 Jahren ist dies nun der Schlusspunkt. Nachdem die Spengler-Gesellschaft bereits im April vergangenen Jahres aus dem Vereinsregister gelöscht worden war, haben die Mitglieder nun am vergangenen Montag ihr verbliebenes Vereinsvermögen in Höhe von 775 Euro dem Spenglerhaus übergeben. Damit soll ein Bild restauriert werden, das Adolf Spengler Junior 1928 gemalt hat und auf dem der Röhrigschacht im Winter zu sehen ist.
„Eine Reihe Mitglieder hat sich aus Alters- oder aus gesundheitlichen Gründen abgemeldet“, sagt Christine Stadel, die bis zuletzt Mitglied der Gesellschaft war und Touren organisierte. „Auch die Tagestouren, deren Umfang wir schon reduziert haben, sind einigen zu viel, manche können zudem keine weite Strecken mehr laufen oder fahren.“ Abendveranstaltungen könne man ebenfalls nicht mehr wahrnehmen, weil die Fahrer nicht im Dunkeln fahren wollen, so Stadel.
Spengler-Gesellschaft wollte das Erbe von Gustav Adolf Spengler bewahren
Geprägt hatte die Spengler-Gesellschaft, die das Erbe und die Ideen von Gustav Adolf Spengler bewahren wollte, vor allem die Person Helmuth Minte. Dieser gründete am 22. Januar 1983 die Spengler-Interessengemeinschaft im Kulturbund der DDR. Mintes Frau, die mit der Familie Spengler verwandt war, organisierte mit ihm zusammen viele Exkursionen. Die Mitglieder kamen aus Sangerhausen, Eisleben und Hettstedt.
Neben den insgesamt 72 Exkursionen zu ganz verschiedene Zielen, etwa die Königspfalz Tilleda, ins Mansfeld-Museum oder auch nach Halberstadt, versuchte der Vorsitzende Minte zeit seines Lebens stets, hochkarätige Referenten zu gewinnen. „Es hat 71 Vorträge über Archäologie und Geschichte der Region gegeben“, sagt Stadel. Zum Teil hätten an den Exkursionen bis zu 90 Personen teilgenommen, so Stadel, „das waren allerdings nicht alles Mitglieder“.
„Das Haus ging mit allem Inventar an die Stadt“
Zweimal jährlich gab es auf Initiative der Spengler-Gesellschaft einen großen Hausputz im Spenglerhaus, solange es bewohnt war. Helmuth Minte setzte zudem das Testament von Frau Emma Stolle-Spengler auf, der letzten Bewohnerin des Hauses. „Das Haus ging mit allem Inventar an die Stadt“, erinnert sich Christine Stadel. Sonst wäre diese Sammlung in alle Winde verstreut worden. Auch die Verwendung des Geldes nach Auflösung des Vereins ließ er in die Statuten aufnehmen.
„Viele Mitglieder kannten die Familie Spengler persönlich, das heißt, sie sind heute über 80 Jahre alt“, sagt Stadel. Die Touren wurden nach Mintes Tod im November 2010 reduziert, es ging nicht mehr so weit, dauerte zudem nicht mehr so lange.
Immer weniger Mitglieder
Den Vorsitz nach dem Tod von Minte übernahm Gisela Hottenrott aus Gerbstedt. „Aber zweimal im Jahr Referenten zu finden, wurde nach 2011 und ohne die Kontakte von Helmuth Minte schon schwierig“, sagt sich Stadel. Nach 2011 waren es rund 40 Mitglieder, darunter viele, die nur zahlten beziehungsweise nur zu Vorträgen kamen. „Mit den Jahren nahmen weniger Personen teil als Autos in den Anfangsjahren unterwegs waren“, sagt Stadel. „Mussten wir nach 1990 die Aula des Schollgymnasiums nutzen, reicht schon lange ein Klassenraum.“
Dennoch machten sie weiter bei der Spengler-Gesellschaft. „Die Volkshochschule hat uns jahrzehntelang Räume und Technik zur Verfügung gestellt“, unterstreicht Christine Stadel. „Dafür bedanken wir uns.“ (mz)