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Sangerhausen Sangerhausen: Netzwerk 'Sternenkinder' soll entstehen

Von Tina Edler 16.10.2013, 19:47
Gudrun Werner-Saalfeld (links) und Nadine Wöhlemann engagieren sich für „Sternenkinder“ in Sangerhausen und Umgebung.
Gudrun Werner-Saalfeld (links) und Nadine Wöhlemann engagieren sich für „Sternenkinder“ in Sangerhausen und Umgebung. Maik Schumann Lizenz

Sangerhausen/MZ - Einen geliebten Menschen zu verlieren, ist nie leicht. Sein eigenes Kind zu Grabe tragen um so schwerer. Und oft stehen die Betroffenen nach einem solchen Verlust allein da. Das wollen Nadine Wöhlemann, Hebamme und Diplompädagogin, und Gudrun Werner-Saalfeld, Familientherapeutin und Notfallbegleiterin von der Arbeits- und Bildungsinitiative (ABI), jetzt ändern. „Es soll ein Netzwerk ’Sternenkinder’ in Sangerhausen entstehen“, erklärt Wöhlemann ihr Vorhaben. Ziel dabei ist es, ein begleitetes Angebot für Eltern zu erstellen, die frühzeitig ihr Kind oder ihre Kinder verloren haben, sei es durch eine Fehlgeburt, den Tod vor oder während der Geburt, den plötzlichen Kindstod bei Säuglingen oder andere tragische Umstände.

„Während unserer jahrelangen Arbeit und den Kontakt mit betroffenen Eltern zeigte sich, dass in Sangerhausen noch Ratlosigkeit zu dem Thema ’Sternenkinder’ herrscht. Unser Anliegen ist es, die Menschen im Landkreis für dieses Thema zu sensibilisieren“, erklärt Wöhlemann.

Das bedeutet, den Eltern soll eine würdevolle und enge Begleitung bei einem solchen Verlust gegeben werden. Sei es seitens der Klinik, Behörden oder Ämter. „Diese Bereiche benötigen in Bezug auf das Thema Sternenkinder mehr Unterstützung. Oft fehlt es an qualifiziertem Personal.“ Zwar seien die Mitarbeiter in den Kliniken auf medizinischer Ebene fit, aber „beim menschlichen Umgang des medizinischen Personals mit Betroffenen in einer solchen Situation müssen wir noch Hilfestellung leisten“, sagt Werner-Saalfeld. „Dafür wollen wir auch einen Fachtag gestalten und Weiterbildungen anbieten, um die entsprechenden Ämter und ihr Personal zu schulen.“

Die ersten Schritte dafür sind schon getan. Wöhlemann und Werner-Saalfeld haben den Kontakt zu Ämtern, der Stadtverwaltung und der Helios-Klinik geknüpft, die dieses Projekt unterstützen werden. Thoralf Amse, Chefarzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an der Helios-Klinik in Sangerhausen, sagt dazu: „Wir sind derzeit in der gemeinsamen Planungsphase, haben uns aber auch schon vorher häufig Gedanken zu diesem Thema gemacht. Es liegt uns sehr am Herzen, den betroffenen Eltern künftig noch bessere persönliche Beratung sowie generelle Informationen zur Verfügung zu stellen, die für sie nach einem solchen Schicksalsschlag wichtig sind.“ Dafür haben Wöhlemann und Werner-Saalfeld eine Trauermappe erstellt, die in der Klinik ausgelegt wird und in der erste Informationen zu Kontakten und Anlaufstellen für betroffene Eltern zusammen gefasst sind. Die enge Begleitung während und nach einem solchen Schicksalsschlag ist aber nicht das einzige Anliegen. Ein sogenanntes Sternenfeld, einen Bereich auf dem Friedhof für Sternenkinder, gibt es bisher in Sangerhausen noch nicht. „Das brauchen wir aber, damit diese Kinder eine würdevolle und angemessene Bestattung und Ruhestätte erhalten“, sagt Wöhlemann.

Das Treffen findet in der ABI-Zentrale in der Lengefelder Straße 15 in 06526 Sangerhausen ab 17.30 Uhr statt.

Dabei sei es den Initiatoren des zukünftigen Netzwerkes ’Sternenkinder’ egal, ob es fünf oder 50 betroffene Eltern im Landkreis gibt. „Jeder hat das Recht auf eine Trauerbegleitung und menschliche Unterstützung bei einem solchen Verlust“, so Wöhlemann.

Die traurige Wahrheit ist, dass der Bedarf in Sangerhausen besteht. Andrea Mühlbauer, Sprecherin der Helios-Klinik in Sangerhausen, erklärt: „Bei uns werden jährlich fünf bis zehn Kinder fehlgeboren, die mit einem Gewicht von unter 500 Gramm auf die Welt kommen.“

Am Freitag, 18. Oktober, findet als Start dieses Projektes ein erstes Treffen in der ABI-Stelle statt. Dieses Treffen wurde selbst von betroffenen Eltern organisiert. Dabei soll in erster Linie geklärt werden, was die Betroffenen speziell an Unterstützung in Zukunft brauchen werden und sich wünschen. Das Treffen wird von Nadine Wöhlemann und Gudrun Werner-Saalfeld betreut und geleitet.