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Sangerhausen Sangerhausen: Kurse bieten vor allem praktische Lebenshilfe

Von BEATE THOMASHAUSEN 19.10.2010, 17:39

SANGERHAUSEN/MZ. - Drei Viertel aller behinderten Mitarbeiter - 310 arbeiten in der Werkstatt - haben sich bereits in mindestens einer Maßnahme weitergebildet. "Meistens sind es aber zwei oder drei Weiterbildungen, die unsere Mitarbeiter allein im vergangenen Jahr besucht haben", sagt Christina Gröbner vom Sozialen Dienst der Südharzwerkstätten.

Bevor die Weiterbildung startete, wurde unter den behinderten Mitarbeitern umgefragt, auf welchen Gebieten sie sich eigentlich gern weiterbilden möchten.

"Da waren wir ganz überrascht. Ganz hoch im Kurs standen vor allem lesen, schreiben und rechnen", erzählte Frau Gröbner. "Mancher wollte einfach ein paar Briefe und Karten verschicken können. Wieder ein anderer wollte sich in der neuen Rechtschreibung ausbilden lassen. Oder es ging darum, Grundfertigkeiten zu erlernen. Die Gründe für das Interesse an diesen Kursen waren ganz unterschiedlich." Die schulische Weiterbildung findet nun jeweils dienstags und donnerstags in den Südharzwerkstätten statt. Pädagogen der Förderschule G sind an diesen Tagen ohnehin in den Südharzwerkstätten, da an diesen Tagen ihre Schützlinge Praktika absolvieren. 116 Teilnehmer waren es allein in diesen Kursen im vergangenen Jahr. Dieses Jahr sind es auch bereits 123 in zwölf Klassen.

Ein paar Startschwierigkeiten gab es schon, so Frau Gröbner. Schließlich sind die Südharzwerkstätten ein Betrieb, der auch Verträge mit anderen Firmen zu erfüllen hat. "Da kann nicht plötzlich die Hälfte der Belegschaft in einem Fortbildungskurs sitzen", so Frau Gröbner. "Das muss alles ganz klar abgesprochen sein und auch in den Arbeitstag hineinpassen."

Aber nicht nur schulische Ausbildung wird den Werkstattmitarbeitern angeboten. So wie die behinderten Mitarbeiter gefragt wurden, was sie lernen möchten, so wurden die Jugenddorfmitarbeiter nach ihren Kompetenzen befragt und welche Kurse sie anbieten könnten, wenn es dafür Interessenten gibt.

Die Fortbildungsangebote reichen nun von schulischer Ausbildung über Sport und Gartenarbeit bis hin zu Hauswirtschaft und Computerkursen. Aber auch kulturelle und religiöse Themen werden in Kursen aufgegriffen.

Ganz hoch im Kurs stehen Fortbildungen, in deren Anschluss man die Berechtigung zum Bedienen einer Maschine erwirbt. "Die Notwendigkeit bestand zum Beispiel in der Wäscherei. Dort können zwei der behinderten Mitarbeiter mit der Industrie-Wasch-Schleudermaschine umgehen. Wenn die beiden mal gleichzeitig ausfallen, ist das ein Problem. Zur Zeit läuft wieder ein Kurs, in dem sich Mitarbeiter mit der Maschine vertraut machen", erklärte Frau Gröbner. Mittlerweile konnten schon sechs Qualifikationsnachweise feierlich an Mitarbeiter übergeben werden, die nun zum Beispiel den Handhubwagen bedienen können oder die Ständerbohrmaschine oder eben auch die Säbelsäge.

"Nicht jeder wird einen Maschinenschein erwerben, aber auch ein Schnupperkurs bringt den Einzelnen schon ein Stück weiter", so Frau Gröbner.

Ursula Herrmann, die im CJD Sangerhausen für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich ist, meinte: "Früher haben wir gar nicht darüber nachgedacht. Da hieß es einfach, die behinderten Mitarbeiter können das nicht. Das war einfach eine falsche Annahme. Es ist schon sehr viel bei diesen Fortbildungen herausgekommen. Die behinderten Mitarbeiter wachsen jedes Mal ein Stückchen über sich selbst hinaus."