Sangerhausen Sangerhausen: Kritik an einseitiger Fernwasser-Debatte

Sangerhausen/MZ - Fernwasser - und keine Ende in Sicht: Der Stadtratsbeschluss, um Sangerhausen und weitere Orte künftig aus der Rappbodetalsperre zu versorgen, sorgt weiter für Turbulenzen. Zwar liegt die Entscheidung fast ein Vierteljahr zurück. Doch seit der Sangerhäuser André Röthel, (Die Linke), sachkundiger Bürger im städtischen Finanzausschuss, die Kreisverwaltung um eine Prüfung der formalen Seite des Ratsbeschlusses gebeten hat, beschäftigt das Thema erneut die öffentliche Diskussion; das zeigen unter anderem Leserbriefe an die MZ oder Einträge im Internet.
Doch trotz heftiger Vorwürfe, die Röthel jetzt von Fernwasser-Befürwortern einstecken muss, hält er an seiner Kritik fest: Bei der inhaltlichen Erarbeitung des Ratsbeschlusses durch die Stadtverwaltung habe es Lücken gegeben. Zwar spiele das Thema seit langem im Stadtrat eine Rolle, am 29.?Oktober seien aber neue Fakten auf den Tisch gekommen. Aber nur in einer internen Informationsveranstaltung für die Stadträte und daher nicht protokollarisch festgehalten. Röthel kritisiert, dass „die ganze Sache so lange aufgeschoben wurde, bis keine andere Möglichkeit mehr bestand, weil die Fördermittel beantragt werden mussten.“ Die Bürger hätten entscheiden sollen.
Was Röthel befremdlich findet: Die von Oberbürgermeister Ralf Poschmann (CDU) und der Verwaltung eingebrachte Vorlage habe noch während der Informationsveranstaltung korrigiert werden müssen, und die kalkulierten Wasserpreise hätten nicht gestimmt.
Es sei auch nicht nachvollziehbar, dass Einwohner in den Sangerhäuser Ortsteilen künftig denselben Wasserpreis wie in der Kernstadt bezahlen müssten, obwohl sie vorerst weiter wie bisher mit Tiefbrunnenwasser versorgt würden. Röthel fragt: „Was ist mit den Verlusten durch das poröse Leitungsnetz?“ Wie werde künftig mit Löschwasser umgegangen? Halte die Qualität des Talsperrenwassers das ganze Jahr über, oder drohe es umzukippen? Der Sangerhäuser versichert, er halte das Anliegen der Bürgerinitiative für uranfreies Trinkwasser für legitim und sei nicht grundsätzlich gegen Fernwasser, „sondern für eine ausreichende Diskussion dieser Angelegenheit, welche bisher nicht wirklich stattgefunden hat.“ Angesichts heikler Probleme wie Preisverhandlungen, Verlusten im teils untüchtigen Leitungsnetz, drohender Vernässung nach der Stilllegung von Brunnen hätte man von der Fernwasser-Variante abkommen müssen, so Röthel. Selbst wenn er Bürger verschreckt habe, dürfe dies der Wahrheitsfindung und einer objektiven Entscheidung nicht im Wege stehen. Der Verwaltung mache er hinsichtlich der Einhaltung von Fristen keinen Vorwurf, doch gebe es inhaltliche Lücken.
Die Stadtverwaltung hat bereits erklärt, Fristen und Formalien im Vorfeld und während der Sitzung eingehalten zu haben. Der Landkreis, hieß es, werde die Unterlagen prüfen, das werde aber nicht vor Ende Januar zu schaffen sein.