Warten auf den Abrissbagger Ruine der ehemaligen Malzfabrik bleibt Sangerhausen noch geraume Zeit erhalten

Sangerhausen - Die Ruine der zum Teil abgerissenen Malzfabrik wirkt wie ein hohler Zahn inmitten eines großes Schuttberges, Metallteile ragen in den Himmel. Das frühere Industriegelände nahe des Sangerhäuser Bahnhofs ist ein weithin sichtbarer Schandfleck in der Kreisstadt. Doch der Anblick wird den Einwohnern der Stadt wohl noch geraume Zeit erhalten bleiben. Denn mit den Abrissarbeiten geht es weiterhin nicht vorwärts.
Wie die Kreisverwaltung auf Anfrage mitteilte, kann noch keine Aussage dazu getroffen werden, wann das Gelände des Traditionsunternehmens endgültig beräumt sein wird. Der Eigentümer, die Firma Schill Malz aus Worms, habe einen Antrag beim Bauordnungsamt des Landkreises gestellt.
Das Unternehmen wolle das Gelände mit dem Abbruchmaterial der Gebäude verfüllen. „Um den Antrag bearbeiten zu können, fehlen aber noch Angaben“, sagt Kreissprecher Uwe Gajowski. Diese habe man nun nachgefordert. „Zudem liegt nahe, dass in dem Genehmigungsverfahren auch das Abfallrecht eine Rolle spielen könnte“, sagt der Kreissprecher. Das heißt im Klartext: Es muss noch geklärt werden, ob es überhaupt zulässig ist, das Abbruchmaterial gleich auf dem Gelände zu verfüllen. „Daher ist eine Aussage über den Zeitpunkt der Entscheidung zu dem Bauantrag derzeit nicht möglich“, betont Gajowski. Schill Malz ist nach eigenen Angaben aber sehr daran interessiert, das Gelände zu beräumen.
Malzfabrik gehörte zu ältesten Industriebetrieben in Sangerhausen
„Unser Ziel ist es, das Grundstück zu verkaufen“, sagt Prokurist Karlfried Gärtner. Es habe bereits Anfragen verschiedener Interessenten gegeben, die das Grundstück erwerben wollen. Einen konkreten Zeithorizont kann aber auch der Prokurist von Schill Malz nicht nennen. „Die notwendigen Abstimmungen laufen noch“, sagt Gärtner.
Die Malzfabrik war im November 1911 Schauplatz eines spektakulären Brandes. Der Kommandant Ludwig sowie die Steiger Tacke und Brandt verunglückten bei Löscharbeiten tödlich.
Ihnen zu Ehren wurde über der gemeinsamen Grabstätte ein Ehrenmal errichtet. Drei Straßen der Stadt wurden nach den Feuerwehrleuten benannt, die Ludwig-, Tacke- und Brandt-Straße.
Dabei hätte der Abriss längst beendet sein sollen. Die bereits laufenden Arbeiten gerieten aber nach Differenzen mit der Baufirma im Sommer 2016 ins Stocken. Das Abrissunternehmen verschwand damals von einem Tag auf den anderen von der Baustelle. Schill Malz war einer Firma aufgesessen, die sich offenbar mit unlauteren Mitteln am Markt bewegte.
Die Malzfabrik, gehörte zu den ältesten Industriebetrieben in Sangerhausen. Sie war im Jahr 1872 gegründet worden. Nach der Wende wurde der ehemalige volkseigene Betrieb privatisiert. Zur Jahrtausendwende übernahm dann die Mälzerfamilie Schill aus Rheinland-Pfalz das Sangerhäuser Unternehmen aus der Insolvenz. 2011 wurde die Sangerhäuser Fabrik mit drei weiteren Standorten für insgesamt 58 Millionen Euro an die börsennotierte australische Firma GrainCorp Limited verkauft. Die Zentrale in Worms blieb aber weiter für die deutschen Werke zuständig.
Drei Jahre später gingen dann in Sangerhausen die Lichter aus. Allen 16 Mitarbeitern wurde gekündigt, die Firma abgewickelt. Als Gründe nannte Schill Malz unter anderem den sinkendem Bierabsatz, der zu einem Preiskampf geführt habe. Die Sangerhäuser Fabrik hatte eine Jahreskapazität von insgesamt 35.000 Tonnen Malz. Daraus konnten rund 200 Millionen Liter Bier gebraut werden. (mz)