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Rittergut Großleinungen Rittergut Großleinungen: An die Burg erinnert noch die Gartenmauer

Von Jochen Miche 17.09.2003, 16:55

Großleinungen/MZ. - Das Rittergut Großleinungen erwacht zu neuem Leben. Und verrät plötzlich eine Menge seiner Geheimnisse. Wem war schon bewusst, dass die Gartenmauer mit gewaltigem Stützpfeiler der Rest einer Wasserburg ist? Wer erkannte in der Wildnis hinterm Haus ausgerechnet das Fragment eines Barockgartens, hielt das schlichte Bruchsteingebäude für ein reduziertes Schloss und den fast 20 Meter hohen Turm für eine einstige Zuflucht?

Ein genauerer Blick in diesen Hof, der sich in nur zwei Jahren sehr verändert hat, lohnt also. Den Hof überquert der neue Eigentümer des Objektes, Martin Freiherr von der Ropp-Cramm; an seiner Seite vollführt ein Retriever fröhliche Sprünge. Die Hündin Danja fühlt sich sichtlich wohl; der Baron ist dabei, sich einzuleben, wenngleich momentan noch als Besucher. Er hat in den Jahren 2000 / 2001 das gesamte ehemalige Rittergut erworben - ein erster Kraftakt im Ringen um das Grundstück, denn Verkäufer waren die Bundesrepublik Deutschland, die Treuhandgesellschaft, die Gemeinde Großleinungen und eine Privatperson. Mit der Bodenreform 1947 wurde das Gut gründlich zerstückelt. Heute ist es wieder ein Ganzes und damit eine Seltenheit in Sachsen-Anhalt, denn es sind kaum vergleichbar komplett erhaltene Güter bekannt.

Mit dem Erwerb begann jedoch erst die richtige Arbeit. "Wir mussten zunächst die Objekte sichern", erläutert der Baron. Die Bauleute haben viel geschafft, werden allerdings auch noch eine Menge zu tun bekommen, sobald die Familie von der Ropp-Cramm zum Umzug nach Großleinungen rüstet. Heute lebt der Baron mit Familie noch bei Pforzheim. Wird er als Rittergutsbesitzer Landwirtschaft betreiben? "Nein", versichert 37-Jährige, "wir haben nichts mit Landwirtschaft zu tun." Der Unternehmensrevisor, der seinen Job auch von Großleinungen aus tun kann, will das "Schloss und Rittergut Groß-Leinungen", so die historisch korrekte Ortsbezeichnung, zu einer Begegnungsstätte entwickeln. "Wanderer, Radtouristen, Kulturinteressierte sollen sich hier treffen. Wir wollen einen Beitrag zur Entwicklung und Belebung des Tourismus im Südharz leisten." Auf die Frage, wie die Änderung der Gutsanschrift von Dorfstraße in Lengefelder Straße in dieses Programm passt, das ja auch Investoren in das Dorf locken soll, schüttelt von der Ropp-Cramm den Kopf: "Das hat mich selbst überrascht." Er hofft auf eine Korrektur des Namens.

Hoffnungen macht sich auch Großleinungens Bürgermeister, Bert Mrozik: "Wir sind froh, dass hier so viel passiert ist. Das Schönste wäre, wenn die Familie nach Großleinungen zieht." Der Baron will nach Ende der Adressensorge ausbauen und umziehen. Seine künftige Wohnung hat er sich schon ausgesucht. Er zeigt zum Dachgeschoss des Schlosses: "Da entsteht unser neues Zuhause." Kommentar