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Reformationsjubiläum 2017 Reformationsjubiläum 2017: Thomas-Müntzer-Weg in Allstedt eröffnet

Von Helga Koch 24.11.2015, 12:32
Am Wigbertiturm in Allstedt enthüllen Landrätin Angelika Klein, Museumsleiter Adrian Hartke, Sparkassen-Centerleiterin Sylvia Heller und Bürgermeister Jürgen Richter (v. l.) eine Informationstafel. Sie erinnert an Thomas Müntzers Wirken in Allstedt.
Am Wigbertiturm in Allstedt enthüllen Landrätin Angelika Klein, Museumsleiter Adrian Hartke, Sparkassen-Centerleiterin Sylvia Heller und Bürgermeister Jürgen Richter (v. l.) eine Informationstafel. Sie erinnert an Thomas Müntzers Wirken in Allstedt. Maik Schumann Lizenz

Allstedt - „Den Müntzer hätten sie ja zu DDR-Zeiten am liebsten noch in die Partei aufgenommen - als Revolutionär und Bauernführer! Das macht ihn mir bis heute unsympathisch“, sagt jemand. Als gäbe es nicht seit einem Jahr eine Ausstellung auf Burg & Schloss Allstedt, die ein neues Licht auf den gebürtigen Stolberger wirft. Und auf das einseitige Bild, das in der DDR von ihm vermittelt worden ist. Um den durchaus umstrittenen, auch radikalen Reformator zu verstehen, gibt es neuerdings einen Thomas-Müntzer-Weg in Allstedt. Er ist am Dienstag feierlich eröffnet worden - im Beisein vieler Bürger und zahlreicher Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft.

Vier Stationen

Der Weg führt zu vier Stationen. Dort sind Informationstafeln angebracht, künftig sollen außerdem noch Apps hinzukommen. Er beginnt auf Burg & Schloss Allstedt. Weiter geht’s zum Wigbertiturm, dem Alten Rathaus und zur Johanniskirche. Die ist zwar später gebaut worden, doch den alten Taufstein hat Müntzer schon genutzt.

Thomas Müntzer wurde um 1489 in Stolberg geboren und nach der Niederlage des Bauernheeres in der Schlacht bei Bad Frankenhausen im Mai 1525 hingerichtet. In Allstedt lebte er vom März 1523 bis zum August 1524, diese kurze Phase gilt als bedeutendste Zeit in seinem Leben.

Der Müntzer-Weg beginnt auf Burg & Schloss Allstedt, wo der Theologe die Fürstenpredigt hielt. Es folgt die St. Wigbertikirche, wo Müntzer gewohnt haben soll. Im Alten Rathaus gründete sich ein Schutz- und Trutzbündnis zur Unterstützung des Theologen. In der St. Johanniskirche wirkte der Theologe als Pfarrer.

Hier, auf diesen Straßen und Gassen, war der Theologe schließlich in knapp anderthalb Jahren seines Lebens unterwegs. Hier lebte er, heiratete, hier wurde sein Sohn geboren. Oder wie Museumsleiter Adrian Hartke sagt: „Der Umtriebige hatte ein Zuhause gefunden.“ In Allstedt entstanden viele wichtige Schriften, die nachhaltig das Reformationsgeschehen beeinflussten. Als Pfarrer in der St. Johanniskirche hielt Müntzer den ersten Gottesdienst vollständig in deutscher Sprache. Tausende kamen.

Zur Eröffnung des Weges kamen zwar nicht Tausende, aber dennoch viele Interessierte. Kein Wunder, dass sich der Allstedter Museumsleiter Adrian Hartke „ein bisschen wie Müntzer in seiner Kirche“ fühlte. Die Idee des (authentischen!) Thomas-Müntzer-Wegs stammt übrigens von Hartke. Er ist überzeugt, dass außer der Stadt auch der Landkreis Mansfeld-Südharz vom neuen Angebot profitieren wird. Ebenso wie Sachsen-Anhalt als Ursprungsland der Reformation und sogar Mitteleuropa. „Wir haben uns als Landkreis zum Kirchentag in Stuttgart vorgestellt“, sagt Landrätin Angelika Klein (Die Linke). „Da war Müntzer vielen Leuten überhaupt kein Begriff.“ Das könnte sich durch das Reformationsjubiläum 2017 ändern. Denn Luther und Müntzer hätten sich in ihrer Zeit mit gesellschaftlichen Fragen befasst. „Ihre Antworten waren der Spannungsbogen der Reformation.“

Obwohl Müntzer im August 1524 fliehen musste, zogen viele Allstedter wenige Monate später mit ihm in den Bauernkrieg. Und auch heute halten sie ihm - trotz des nachhallenden DDR-Bildes - die Treue. Die ehemalige Lehrerin Sigrid Launert freut sich über den neu eröffneten Weg: „Das ist ein richtig gutes, interessantes Angebot.“ Leider sei das Kulturerbe lange vernachlässigt worden. Nun aber müsse es richtig publik gemacht werden, um wieder viele Interessierte anzulocken. (mz)

Von der Stadtkirche, ging es zum Rathaus und von dort zur dritten Station - dem Wigbertiturm. Das Abschreiten des Müntzerweges glich einer kleinen Prozession.
Von der Stadtkirche, ging es zum Rathaus und von dort zur dritten Station - dem Wigbertiturm. Das Abschreiten des Müntzerweges glich einer kleinen Prozession.
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Die drei Mädchen und Hexe Tilly (Renate Becke) gaben der Eröffnung des Müntzerweges am Wigbertiturm eine mittelalterliche Note.
Die drei Mädchen und Hexe Tilly (Renate Becke) gaben der Eröffnung des Müntzerweges am Wigbertiturm eine mittelalterliche Note.
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