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Pflegemutter als Managerin

Von Sabine Ernst 04.07.2005, 16:36

Wippra/MZ. - Silvia Riegler leitet das heilpädagogische Pflegenest "Gänseblümchen" am Rande von Wippra: Ein großes Haus mit Terrasse, Garten und Spielplatz. Acht behinderte Kinder im Alter von acht Monaten und 18 Jahren sind hier zu Hause. "Viele von ihnen leben losgelöst von ihren Familien", erklärt Pflegemutter Silvia Riegler. Häufig seien die Eltern mit den teils schweren Behinderungen ihrer Kinder nicht zurechtgekommen.

Im "Gänseblümchen" kümmern sich fünf Pflegekräfte - darunter eine Ergo- und eine Physiotherapeutin sowie eine Heilpädagogin - um die kleinen Bewohner. Rund um die Uhr.

Vor zehn Jahren entschloss sich Silvia Riegler, in Wippra eine Einrichtung zur Betreuung behinderter Kinder zu eröffnen. Ein Pflegenest, kein Pflegeheim. "Am Anfang befand sich unser Gänseblümchen noch im Bornholz in Wippra", sagt die gelernte OP-Schwester.

Als die Einrichtung 1999 zu klein wird, bekommen Riegler und ihr Team ein verlockendes Angebot: Die ehemalige Kindertagesstätte auf dem Heidenberg kann von der Gemeinde gepachtet werden. Doch vor dem Wohlfühlen kommt das Sanieren: Die Villa muss behindertengerecht ausgebaut werden. "Ein Großteil der Arbeit ist geschafft", resümiert die Pflegenest-Leiterin. Ihre "Gänseblümchen"-Kinder möchte Silvia Riegler "so gut es eben geht" an ein normales Leben heranführen. "Das funktioniert bei uns wie in einer richtigen Familie. Jeder hat seine Aufgaben." Betten machen, Haustiere füttern, Tisch abräumen - jeder Bewohner wird seinen Fähigkeiten entsprechend eingebunden. "Die Kinder sind freundlich und helfen sich auch untereinander. Das sind wirklich ganz tolle Kinder", fügt Silvia Riegler, selbst Mutter und Oma für drei Enkel, stolz hinzu.

Zu einer richtigen Familie gehört auch ein richtiger Urlaub, findet die Pflegemutter. Und deshalb verreist sie mit ihren Schützlingen jeden Sommer für eine Woche. Die Ferienziele liegen zwischen Süßem See und Mittelmeer. Kein leichter Job - vor allem, wenn es mit der Rasselbande im Flieger in den Süden geht. Doch Silvia Riegler winkt ab: "Das ist keine Arbeit, das ist mein Leben." Bunte Fotoalben, die kleine Sandburgen-Konstrukteure und Badenixen zeigen, gehören dazu. Genauso wie viele Freunde, Nachbarn, Ärzte, Firmeninhaber und Politiker, die die "Gänseblümchen"-Familie seit zehn Jahren tatkräftig unterstützen.