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Online-PetitionOnline-Petition: Kritik am Mathe-Abitur

Von Grit Pommer 07.05.2019, 11:40

Sangerhausen - War das schriftliche Mathe-Abi in diesem Jahr zu schwer? Auf der Internet-Plattform openPetition ist am Sonntag auch eine Petition aus Sachsen-Anhalt gestartet worden, die sich an das Bildungsministerium des Landes richtet und den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben kritisiert. Bis zum Nachmittag gab es 634 Unterzeichner, darunter waren zwei Unterschriften aus dem Landkreis Mansfeld-Südharz - konkret aus Eisleben und aus dem Seegebiet Mansfelder Land.

An den Gymnasien im Landkreis, wo die Abiturienten am Freitag die Mathe-Klausuren geschrieben hatten, waren die Petitionen am Montag auf jeden Fall Gesprächsthema. Jens Peter, Leiter des Sangerhäuser Scholl-Gymnasiums, ist selbst Mathematik-Lehrer und hat gleich am Wochenende vier Arbeiten durchgesehen, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Nicht wegen der ersten Berichte über Petitionen aus Bayern, Thüringen und Niedersachsen, sondern weil er das in jedem Jahr so macht.

"Alle Aufgaben sind machbar"

Sein Fazit: „Alle Aufgaben sind machbar und alle Aufgaben sind in dem Kurs, den ich unterrichtet habe, auch gelöst worden.“ Trotzdem kann Peter den Protest der Schüler verstehen und hat auch negative Anmerkungen.

Zum einen seien die vier Komplexe in sehr viele Teilaufgaben gegliedert gewesen. Das nehme viel Zeit in Anspruch. „Da war die Quantität eindeutig zu hoch angesetzt“, schätzt Peter ein. Er selbst habe 20 Minuten gebraucht, um eine Aufgabe durchzurechnen.

Einem Schüler müsste man fairerweise die doppelte bis dreifache Zeit zugestehen. „Da sage ich, nehmt doch bei der Auswahl der Aufgaben einfach auch mal ein paar erfahrene Lehrerkollegen mit dazu, die noch in der Praxis tätig sind, die Schüler kennen und den Zeitfaktor einschätzen können“, sagt Peter.

Standardwissen nicht abgefragt

Sein zweiter Kritikpunkt: Es fehlten Aufgaben, bei denen man auch mit dem einfachen Standardwissen punkten kann. Jenen Schülern, die sich für Mathematik nicht gerade begeistern können, habe damit die Chance gefehlt, trotzdem ein paar sichere Punkte einzufahren.

Das, was in einigen Petitionen als verklausulierte Aufgabenstellung kritisiert wird, die man kaum entschlüsseln konnte, sei im Lehrplan sogar vorgesehen und laufe unter dem Begriff „kompetenzorientiert“, erklärt der Schulleiter.

Mit dieser anspruchsvollen Art von Aufgaben sei man in Bayern und Niedersachsen aber nicht vertraut, dort seien sie in diesem Jahr zum ersten Mal im Abitur aufgetaucht. Sachsen-Anhalt habe schon im vergangenen Jahr solche Aufgaben fürs Abitur ausgewählt und am Scholl-Gymnasium habe man auch gezielt darauf vorbereitet.

Für das Mathe-Abitur werden jedes Jahr am Berliner Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) Aufgaben für die Abiturprüfungen erarbeitet und für die Bundesländer in einem Pool bereitgestellt. Die Länder können darüber hinaus aber auch noch eigene Kommissionen berufen und sie weitere Aufgaben entwickeln lassen.

Die Entscheidung, was für die Abitur-Klausur ausgewählt wird, trifft das Kultusministerium des Landes. Drei der vier Komplexaufgaben sind fest gesetzt: Analysis, Analytische Geometrie und Stochastik. Die vierte muss aus einem der ersten beiden Bereiche kommen.

Die versiegelten Umschläge mit den Aufgaben für die Mathe-Klausur am Freitag und für die Deutsch-Klausur, die jetzt am Montag geschrieben wurde, hat Peter am Donnerstag aus Halle abgeholt. Und zwar aus dem Landesamt für Statistik.

„Die werden dort gelagert, weil der Zugang zu der Behörde besser gesichert ist“, schildert er das Prozedere. Ausgehändigt werden die Aufgaben nur an Personen, die als Abholer auf der Liste stehen und ihren Personalausweis vorzeigen.

„Am Klausurtag, meist zehn vor acht, nehme ich den Umschlag mit den Aufgaben aus dem Schul-Safe und öffne ihn immer direkt vor den Abiturienten“, erklärt Peter. (mz)