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Ohne FDJ-Hemd lief im «Scholl» gar nichts

Von Sylvia Brunthaler 23.04.2007, 16:02

Sangerhausen/MZ. - Dieser Jahrgang war nicht nur ein besonderer Jahrgang, weil er aufgrund bildungspolitischer Entscheidungen der vergangen Jahre doppelt so groß war, sondern auch, weil er überhaupt der letzte große Abiturjahrgang gewesen war.

Die Schule haben die letzten in der DDR geborenen Kinder verlassen. Parallel dazu wird es dieses Jahr ein Jubiläum geben, das nach langer Zeit viele Eltern dieser Kinder wieder zusammenführen wird - "Silbernes Abitur". Ein guter Anlass, um sich zu erinnern, wie denn vor 25 Jahren so ein letzter Schultag aussah. Um es vorweg zu nehmen: Auch damals waren wir den ganzen Tag nur glücklich und die meisten am Ende des Tages ziemlich trunken, und das nicht nur vor Freude. Es wird behauptet, dass heute hochgestellte Persönlichkeiten damals von einem Kremserwagen gefallen waren und mühsam wieder eingesammelt werden mussten.

Aber was lief in der Schule ab? Natürlich wollten auch die Abiturienten damals dem Vorbild deren Vorgänger folgend diesen letzten Schultag kostümiert begehen (an ein Dekorieren der Schule und Spielchen mit Lehrern wagte damals noch keiner zu denken).

Die Aufforderung des Direktors, im FDJ-Hemd zu erscheinen, nahm man damals natürlich nicht für voll. Doch nicht an solch einem Tag! Aber es kam, wie es kommen musste. Nachdem man sich gerade bei nicht gerade sommerlich Temperaturen vor der Schule warm getanzt hatte und den Umzug durchs Schulhaus starten wollte, hieß es von allerhöchster Stimme: Einlass nur im FDJ-Hemd! Ach, das konnte doch keiner wirklich glauben, aber nun wurde der Forderung Nachdruck verliehen: ohne das blaue Hemd kein Einlass, ohne Einlass- unentschuldigtes Fehlen. Stand jetzt die Zulassung zum Abitur auf dem Spiel?

Kurz und gut: Wir erwiesen uns nicht als Rebellen gegen die "Staatsmacht" und als ob doch jeder eine Vorahnung gehabt hatte, zogen wir trotzig aus der letzten Ecke unserer Taschen die gewünschten Hemdchen hervor.

Dass die Kombination dieser Hemden mit der übrigen Kostümierung die hoch geachteten Blauhemden eher entweihte, schien die "Staatsmacht" nicht zu stören - der Befehl von sicherlich ganz oben war durchgesetzt. Ein Direktor war auch in dieser Zeit ein Befehlsempfänger der bildungspolitischen Ideengeber in den Ministerien.

Am 5. Mai möchten wir Scholl-Abiturienten des Jahrgangs 1982 in der Kulturscheune Othal nun diese und viele andere Geschichten wieder aufwärmen. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir auch viele unserer damaligen Lehrer begrüßen könnten. Wenn Sie also an diesem Samstag nichts besseres vorhaben, melden Sie sich bei Steffen Kramer (52 12 65) in Edersleben oder Sylvia Redlich (verh. Brunthaler) (57 44 81) und Sie erfahren alle Einzelheiten. Dasselbe gilt auch für einige noch "vermisste" Mitschüler. Folgende Personen werden gesucht: Andrea Lang, Steffen Krümmling, Christine Hagenguth, Eva-Maria Leipholdt, Bettina David, Rowena Nohle (verh. Köhler), Heike Rehfeldt, Birgit Maskowiak.