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Oberröblinger Opernsänger Götz Schneegaß Oberröblinger Opernsänger Götz Schneegaß: Vom Stall ins Schloss ...

Von Lucas Wölbing 20.01.2015, 08:39
Der Opernsänger Götz Schneegaß hat mit der „80“ kein Problem.
Der Opernsänger Götz Schneegaß hat mit der „80“ kein Problem. maik schumann Lizenz

Oberröblingen - Eigentlich hatte er anfangs gar nicht die Absicht zu bleiben. Den Posten als Direktor der Sangerhäuser Musikschule nahm Götz Schneegaß bereits mit dem Hintergedanken an, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit ans Theater zurückzukehren.

Dort war er zu Hause; hatte in Verdis „Rigoletto“ den Helden gegeben und war in die Rolle des Hans Scholl geschlüpft. Dass er jemals unterrichten würde, konnte sich der ausgebildete Opernsänger nur schwer vorstellen und doch kam alles ganz anders:

„Plötzlich war da dieses besondere Gefühl. Eine Faszination, die von meinen Schülern ausging“, erinnert Götz Schneegaß sich. „Das waren junge Menschen, die von ganz allein etwas über Musik lernen wollten und das musste ich einfach fördern. Letztendlich bin ich unserer Musikschule dreißig Jahre lang treugeblieben..“

Mehrere tausend Schüler

Während dieser langen Zeit nahmen ganze Generationen von Kindern Gesangsunterricht bei dem Oberröblinger. Mehrere tausend Schüler, so schätzt er, könnten es gewesen sein. An einige von ihnen erinnert er sich noch heute: Antje Kahn zum Beispiel. „Sie kam zu mir als ein dynamisches kleines Mädchen, für das sich vieles um Sport drehte“, erzählt der frühere Direktor. „Vielleicht hatte sich am Anfang noch gar nicht ihr ganzes Talent entfaltet, doch da war dieser einzigartige Wille, mit dem sie ihre Anstrengungen in die Musik steckte.“

Auf den Spuren des österreichischen Schriftstellers Heinrich Harrer, der „Sieben Jahre in Tibet“ schrieb, erkundeten Götz Schneegaß und Alexander Karadschow das zentralasiatische Land. Auch ein Abstecher auf die Höhen des Himalaya-Gebirges gehörte zum Programm der reisefreudigen Musiker.

Den Sangerhäusern berichtete das Duo mehrfach bei verschiedenen Diavorträgen über dieses Abenteuer. Dabei wurden auch Spenden zugunsten tibetanischer Kinder und Flüchtlinge gesammelt, die Schneegaß und Karadschow dann bei ihrem nächsten Besuch überreichten. Das Geld wurde unter anderem für Schulmaterial eingesetzt.

Heute singt das kleine Mädchen von damals an der sächsischen Landesbühne und hat auch in Schneegaß’ Lieblingsoper „Die weiße Rose“ mitgewirkt. Manchmal musizieren Lehrer und Schülerin sogar noch gemeinsam. Durch diese gemeinsamen Erfahrungen gehört Antje Kahn zu den vielen Menschen, die Götz Schneegaß während seiner achtzig Lebensjahre begleitet und beeinflusst haben.

„Da gab es nicht nur die Kinder, durch die ich mich als Schulleiter entdeckt habe“, meint Schneegaß. „Sondern ganz verschiedene Menschen, die mich gefördert und gefordert haben.“

"Die Musik braucht dich nicht, du brauchst die Musik."

Dazu gehörte auch seine einstige Lehrerin Helga Forner. Sie war es, die den aufstrebenden Opernsänger daran erinnerte, niemals zu vergessen, woher er kommt. Die Musik braucht ihn nicht, meinte sie, aber er braucht die Musik. Eine Weisheit, die Götz Schneegaß bis heute verinnerlicht hat und die er sicherlich auch dem Sangerhäuser Nachwuchs mit auf den Weg gab.

Während der Anfangszeit des Oberröblingers an der Musikschule, gab es die heutigen Räumlichkeiten im Alten Schloss übrigens noch gar nicht. „Wir waren in einem kleinen Hänsel-und-Gretel-Stall untergebracht“, meint Schneegaß scherzhaft über die frühere Musikschule „Fritz Beinroth“. „Die Leute nannten die Einrichtung auch Stadtpfeife und ich habe bereits in meiner Anfangszeit über einen anderen Standort nachgedacht.“ Diesen fand der Schulleiter dann schließlich auch im Alten Schloss.

Eine bewegende Eröffnung

Bei den dortigen Renovierungsarbeiten griff Götz Schneegaß selbst zu Schaufel und Spaten und verzichtete auf seinen Sommerurlaub, um dieses Großprojekt schnell fertigzustellen. Die feierliche Eröffnung erfolgte dann 1991. „Ein junger Trompeter und eine Cellistin haben mir geholfen, die Akustik zu testen“, erzählt der ehemalige Direktor. „Als dann das erste Mal Musik in diesen Hallen erklang, war das für mich sehr bewegend.“

Die Musikschule war noch für gute elf Jahre Arbeitsstelle von Schneegaß, bevor er sich schließlich in den Ruhestand verabschiedete. Doch so ganz die große Bühne verlassen, das war nichts für ihn. „Bei einigen Konzerten kehre ich noch in die Musikschule zurück, und auch mein Neujahrskonzert und so viele andere Veranstaltungen gehören für mich dazu. Ohne die Musik fehlt mir tatsächlich etwas“, räumt er mit einem Lächeln ein.

Überraschungen für die Gäste

Auch an seinem achtzigsten Geburtstag, den er heute in seinem Heimatort Oberröblingen feiert, wird Schneegaß wahrscheinlich nicht um das ein oder andere Lied drum herum kommen, denn seine Gäste sollen einige Überraschungen geplant haben. „Nur auf Geschenke verzichte ich dankend“, sagt der Jubilar.

„Meine Gäste sollen lieber etwas für die Multiple-Sklerose-Gesellschaft spenden. Damit tuen wir anderen etwas Gutes, denn ich selbst habe ja alles, was man zum Glücklichsein braucht.“ (mz)