Notfutter für die Milchkühe Notfutter für die Milchkühe: Extreme Dürre lässt Getreideernte drastisch schrumpfen

Sangerhausen - Mansfeld-Südharz zählt mit Anhalt-Bitterfeld zu den am schlimmsten von der Dürre betroffenen Gebieten. Was das für die Landwirte bedeutet, fällt bei einem Blick auf die Felder sogar Laien auf. Kahle Stellen auf dem Acker, der Mais kaum irgendwo mehr als kniehoch. Dass die Ernte schlecht wird steht schon länger fest. Jetzt, da das Getreide vom Halm ist, gibt es konkrete Zahlen.
Von 25 bis 30 Prozent weniger Ertrag berichtet Torsten Wagner, Geschäftsführer der Agrargesellschaft Riestedt, auf Anfrage der MZ. In der nächsten Woche will Wagner mit der Maisernte beginnen und dabei auf den schlimmsten Flächen starten. „Was wir dann ernten, weiß ich noch nicht“, sagt er. Auf den Mais-Standorten sehe es sehr unterschiedlich aus. „Zurzeit hoffe ich noch, dass wir unsere Silos halbwegs voll bekommen“, so Wagner. Das würde das künftige Futter für die Milchkühe sichern, die ebenfalls zum Unternehmen gehören.
Notschlachtungen bei Milchgut Riestedt noch kein Thema
660 Rinder hält die Milchgut Riestedt GmbH. Während andere Tierhalter schon beginnen, von Notschlachtungen aus Futtermangel zu reden, sagt Wagner: „Den Bestand zu verringern wäre das Schlimmste.“ Das Unternehmen hat einen neuen, topmodernen Stall gebaut, muss dafür Zins und Tilgung leisten. Das geht nur, wenn es Milch verkauft.
So schwer es in diesem Jahr auch ist, das nötige Futter heranzuschaffen. „Bis Mitte Juli hatten wir in den vergangenen Jahren auf unseren Grasflächen schon dreimal gemäht, in diesem Jahr erst zweimal. Wobei beim zweiten Mal schon nur noch die Hälfte an Masse herauskam“, erzählt Wagner. Seitdem sei überhaupt kein Gras mehr gewachsen.
Auf einer minderwertigen Grünlandfläche, auf der das Unternehmen in normalen Jahren Ende Mai, Anfang Juni stets um die 200 Ballen Heu ernten konnte, kamen in diesem Jahr ganze 28 Ballen zusammen. Als Ersatz wurde deutlich mehr Stroh gepresst. Das kann man eine Zeit lang als Alternative verfüttern. Vom Nachbar-Landwirt in Wallhausen hat Wagner weitere 800 Strohballen zugekauft. Notfutter in Notzeiten.
Landwirtschaftsministerin kündigt Nothilfen für Bauern an
„In meinen letzten 20 Jahren habe ich noch nie eine solche Dürre erlebt“, sagt Wagner. Dass Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert (Grüne) Nothilfe für die Bauern inzwischen ernsthaft in Betracht zieht, begrüßt Wagner. Für einige Landwirte, weiß er, bedroht die Dürre die Existenz. In der Altmark gebe es Betriebe, die ein Drittel ihres normalen Ertrages geerntet haben.
Mit herben Ertragseinbußen muss auch Botho Hoffmann klarkommen, der rund um Sangerhausen Flächen bewirtschaftet. 30 Doppelzentner Weizen hat er geerntet - normal wären 70 bis 75. Auf den Flächen bei Pölsfeld und Pfeiffersheim war nicht mehr zu holen. „Nur auf guten Böden, wo Erde drunter ist, geht es einigermaßen. Da, wo Kiesschichten drunter liegen, ist es besonders schlecht“, sagt Hoffmann.
Der Winterweizen brachte 43 Doppelzentner - rund 40 Prozent weniger als sonst. An eine ähnliche Dürre könne sich nur sein Vater erinnern - 1947 sei es ebenso katastrophal gewesen.
Was Hoffmann ärgert, ist die Gedankenlosigkeit mancher Leute in der Diskussion um Nothilfen für betroffene Landwirte. Da kriegt ihr’s wieder hinten reingeschoben - das bekomme er immer wieder zu hören, erzählt er. Dass Landwirte die Grundlage für das tägliche Brot liefern sei vielen schon gar nicht mehr bewusst. (mz)