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Noch im Dornröschen-Schlaf

Von Toralf Grau 24.09.2004, 16:08

Walbeck/MZ. - "Vergangenes Jahr sind die letzten Mieter ausgezogen", beschreibt Gertrud Alfter vom Walbecker Schlossverein die Situation. "Seitdem hat der Vandalismus zugenommen. Vieles, was heil war, wird zerstört." Zudem gebe es bauliche Schäden: Dächer hätten Lücken, Dachrinnen seien verstopft, "das Wasser stürzt jetzt bei Regen an den Wänden herunter." Kurzum: "Es muss dringend etwas am Schloss getan werden."

Die Chancen dafür stehen gar nicht schlecht: Nach Auskunft der Walbecker Bürgermeisterin Petra Wernicke (CDU) könnte die Anlage bald einen neuen Besitzer bekommen. Bei einer Zwangsversteigerung. Derzeitiger Eigentümer ist laut Grundbuch Arne Sadowski, der mit seiner Beteiligungs- und Verwaltungsgesellschaft "sell" das Schloss 1998 bei einer Versteigerung erworben hatte. Viele Pläne habe Sadowski für die Anlage gehabt, erinnert sich die Bürgermeisterin. "Räume für Kunst und Kultur sollten zum Beispiel entstehen."

Doch das Projekt scheiterte: "Herr Sadowski ging mit seiner Gesellschaft in die Insolvenz", so Petra Wernicke. Seitdem ist die Lage verfahren: "Er hat seinen Wohnsitz geändert und ist für die Verhandlungen um die Zukunft des Schlosses nicht zu erreichen." Nach langem Hin und Her habe nun die Gesellschaft für Haus- und Grundbesitz Hamm, die nach Sadowskis Insolvenz die Grundpfandrechte am Schloss hält, eine Zwangsversteigerung ins Auge gefasst. "Endlich kommt Bewegung in die Sache."

Nun hoffen die Walbecker Gemeindevertreter, dass das Schloss einen möglichst seriösen neuen Eigentümer bekommt. "Der könnte hier vieles verwirklichen: eine Gaststätte, betreutes Wohnen oder ein Hotel", sagt Petra Wernicke. "Es gibt schon Interessenten."

Einer davon ist Hartmut Heger, der in Eisleben das Hotel "Graf Mansfeld" betreibt. "Ich würde Schloss Walbeck so bald wie möglich übernehmen", so Heger gegenüber der MZ. Seine Pläne: Ein Pferdehof, eine Anlage für Urlaub auf dem Bauernhof oder eine Zuchtanlage für alte Haustier-Rassen könnten entstehen. Doch bis zur Umsetzung wird noch Zeit vergehen. Das Amtsgericht Hettstedt hat im August einen Sachverständigen mit der Erstellung des Verkehrswertgutachtens für die Versteigerung beauftragt. "Dann müssen die Gläubiger gehört werden", sagt die Rechtspflegerin. "Ein Versteigerungstermin steht noch nicht fest. In diesem Jahr wird das aber nichts mehr."