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Niederländer pachten den «Waldblick»

Von Helga Koch 13.06.2008, 15:47

Stolberg/MZ. - "Eigentlich ist alles ganz zufällig passiert", sagt der Unternehmer: Seine aus Magdeburg stammende Mutter habe ihm als Urlaubstipp empfohlen, mal in den Harz zu fahren. Übers Internet fand er das Hotel "Waldblick" in Stolberg, fuhr her und war auf Anhieb begeistert. "Meine Frau und ich wollten sowieso mal eine kleine Pension übernehmen, nur mit drei oder vier Zimmern, wir hatten eigentlich an Belgien gedacht."

Als sie sich bei Bürgermeister Ulrich Franke (FDP) erkundigten, ob sie in Stolberg ein geeignetes Haus pachten könnten und er den "Waldblick" vorschlug, "habe ich gleich bei der Handwerkskammer in Halle angerufen." Wenig später war der Pachtvertrag unter Dach und Fach, im Januar zogen Bechinkas aus Zutphen in den Südharz. Seitdem führen die Personalmanagerin und der Geograph das Haus auf der Thyrahöhe, das durch seinen Baustil und die einzigartige Lage besticht. Zehn Doppel- und sechs Einzelzimmer, eine Suite und zwei Konferenzräume stehen zur Verfügung. "Wir haben hier schon Hochzeiten, Familienfeiern und Tagungen gehabt.

Das Geschäft geht besser als erwartet", freut sich der Unternehmer, der in der Schule deutsch gelernt und erst im Internet von der historischen Bindung Stolbergs und der Oranier erfahren hat. Ein reichliches Drittel der Gäste sind Holländer, die übers Internet auf das Hotel aufmerksam geworden sind, berichtet er. Vor allem kämen Leute, die Ruhe und Natur genießen wollen, die gern wandern, Rad oder Motorrad fahren.

"Die Leute hier sind nett. Wir sind gut aufgenommen worden und kaufen hier ein. Inzwischen arbeiten wir mit dem Wellness- und Fitnesszentrum am Bahnhof zusammen." Auch zu Marion und Bill Riem, die kürzlich ihren Hollandse Winkel in der Niedergasse eröffnet haben, besteht ein enger Kontakt, persönlich wie geschäftlich.

"Bis jetzt läuft das Geschäft ganz gut. Vielleicht renovieren wir noch das Kutscherhaus. Wir haben das Hotel erst mal für fünf Jahre gepachtet und auch die Kaufoption." Das kommt auch der Handwerkskammer Halle entgegen: "Wir nutzen das Haus nur noch sporadisch und haben Ambitionen, es zu verkaufen", sagte eine Sprecherin.

Einzig mit der deutschen Bürokratie hadern Bechinkas. "Die war in den Niederlanden schon groß, hier ist sie noch größer. Aber die Mitarbeiter von den Behörden sind auch sehr hilfsbereit, und der Bürgermeister ist sehr hollandfreundlich", sagt Nikolai Bechinka, der durch Studium und Beruf schon viele Länder bereist hat. Und immerhin: "Hier zu arbeiten ist ein bisschen wie Urlaub."