Niedergasse in Stolberg Niedergasse in Stolberg: Gebäude droht einzustürzen - Fassade wird gesichert

Stolberg - Es ist ein Schandfleck. Ausgerechnet in der Stolberger Niedergasse, die das Ortsbild maßgeblich prägt, droht ein Gebäude fast einzustürzen. Damit das nicht passiert, hat sich die Untere Denkmalbehörde des Landkreises eingeschaltet und eine Baufirma mit Sicherungsarbeiten beauftragt. Die Besitzer des Grundstücks wohnen im Ausland. Viele Stolberger wüssten gern, sagt Sebastian Petri vom Ortschaftsrat, wie es mit der Baustelle weitergeht.
Eigentümer reagieren nicht
Doch das ist schwer zu sagen. Sprecher Uwe Gajowski von der Kreisverwaltung Mansfeld-Südharz verweist auf die komplizierten Eigentumsverhältnisse. Das Gebäude gehöre Privatpersonen, die in Großbritannien leben. „Dies erschwert die Kommunikation, da es nur einen losen Kontakt zwischen der Unteren Denkmalbehörde und den Eigentümern gibt. Leider antworten die Eigentümer auf Schreiben des Amtes nicht immer zeitnah.“
Etwas Besonderes
Der Fachwerkbau in der Niedergasse 46 sei Mitte des 17. Jahrhunderts errichtet worden, erklärt Gajowski. Doch obwohl es in der Stadt 450 Fachwerkhäuser gibt und sie als Ensemble komplett unter Denkmalschutz stehen, ist das marode Gebäude etwas Besonderes. „Die Bauausführung ist von hochrangiger architektonischer Bedeutung.“ Es handle sich um „ein Beispiel für die authentische bürgerliche Wohnkultur im 17. Jahrhundert“.
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Landkreis hat sich eingeschaltet
Um wenigstens die Fassade des Hauses zu retten und Passanten oder Nachbarn vor möglichen Gefahren zu schützen, hat sich der Landkreis eingeschaltet und eine Baufirma beauftragt. „Die Fachwerkfassade wird erhalten und unter denkmalrechtlichen Aspekten gesichert“, erläutert Gajowski. Dazu habe der Landkreis eine Baufirma in Ersatzvornahme für die Eigentümer mit der Sicherung der Fassade beauftragt, was freilich ziemlich kompliziert klingt. Es bedeutet, dass der Landkreis sozusagen in Vorleistung geht und sich die Kosten dieser Arbeiten von den Eigentümern zurückholen wird.
Wie es allerdings mit dem Bereich des Hauses jenseits der Fassade weitergehen soll, kann niemand sagen. Fest steht bisher nur, dass der Gehweg und die Fahrbahnhälfte vor dem Grundstück noch knapp vier Wochen gesperrt bleiben. Die Bauarbeiten selbst würden nach dem Ende der Straßensperrung noch einen kurzen Zeitraum in Anspruch nehmen, kündigt Gajowski bereits an.
Ansicht bleibt erhalten
Der Bürgermeister der Einheitsgemeinde Südharz, Ralf Rettig (parteilos), kann nachvollziehen, dass die Stolberger Bedenken wegen einer Dauerbaustelle haben und sich diesen Anblick nicht über einen Zeitraum von mehreren Jahren wünschen. Wichtig sei jetzt erst mal, dass die Sicherungsmaßnahmen erfolgen und die Fachwerkansicht erhalten bleibt. „Eventuell hat der Eigentümer kein Geld oder ist nicht greifbar“, sagt Rettig. Der Landkreis werde seine Forderungen im Grundbuch vermerken und sich seinen Vorschuss auch von den Eigentümern erstatten lassen.
Anblick dürfe nicht verschandelt werden
Vorübergehend könne der Anblick der Fassade eventuell mit einer Imitation gewahrt werden. So hatten es die Stolberger vor ein paar Jahren gehandhabt, als das Nachbargebäude des Museums „Alte Münze“ in der Niedergasse 17 während der Sanierung zur Straßenseite hin verhüllt wurde. Eine Sangerhäuser Werbefirma hatte eine Plane mit der ursprünglichen Ansicht der Fassade bedruckt. Eine „grüne Fahne, die in vier Wochen ausfranst“, wie Sebastian Petri befürchtet, dürfe jedenfalls nicht den Anblick verschandeln. (mz)