1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Nachfolge im Handwerk: Nachfolge im Handwerk: Optiker aus Allstedt stellt Ausnahme dar

Nachfolge im Handwerk Nachfolge im Handwerk: Optiker aus Allstedt stellt Ausnahme dar

Von Karl-Heinz Klarner 14.05.2016, 12:00
Bei den Jarzombskis aus Allstedt ist die Nachfolge schon geregelt.
Bei den Jarzombskis aus Allstedt ist die Nachfolge schon geregelt. Maik Schumann

Allstedt - So richtig loslassen kann und will sie auch nicht. Dafür ist Christine Jarzombski zu sehr mit „ihrem“ Geschäft in der Gerstenstraße in Allstedt verwurzelt. Dennoch hat die Augenoptikermeisterin jetzt die „Jarzombski GbR“ in die Hände ihrer Kinder gelegt. 36 Jahre nach der Gründung schicken sich Teresa (29) und Christian (41) an, das Geschäft fortzuführen und auszubauen.

Nicht die Regel

Was in Allstedt offensichtlich funktioniert, ist nicht die Regel im Bereich der Handwerkskammer Halle. Eine Befragung der Betriebe zur Nachfolge ergab, dass knapp die Hälfte der Betriebe das Thema Übergabe bisher nicht im Blick oder aber noch nicht entschieden haben. Ein Viertel aller Betriebe plant eine Übergabe, ein weiteres Viertel geht von einer Schließung aus. Insbesondere Kleinstbetriebe suchen nicht nach Nachfolgern, bei einer Betriebsgröße ab fünf Mitarbeitern wird mehrheitlich über Nachfolge nachgedacht, zeigt die Analyse der Handwerkskammer.

„Ich hätte aber auch weitergemacht“, sagt Christine Jarzombski. Dennoch ist sie froh, dass ihre beiden Kinder den Weg zurück in die Heimat gefunden haben. Schließlich waren beide mehr oder weniger zwischen Hamburg und dem Harz in Sachen Ausbildung unterwegs und haben darüberhinaus Erfahrungen als Augenoptiker und Meister bei großen Filialisten der Branche gesammelt.

Seminare und Weiterbildung

Dennoch heißt es für Teresa Jarzombski noch einmal auf Seminaren für Existenzgründer die Schulbank drücken. Und auch ihr Bruder Christian hat sich der Bürokratie bei der Geschäftsübernahme stellen müssen. Dabei ärgert den Geschäftsmann, dass die Hausbank ein zinsgünstiges Darlehn der Kreditanstalt für Wiederaufbau, einen sogenannten Kfw-Kredit, abgelehnt hat. Erst bei einer anderen Bank war man erfolgreich. Dafür loben beide die Unterstützung durch die Handwerkskammer und die Hilfestellung bei der Existenzgründung durch die sogenannte Ego-Pilotin, die bei der Standortmarketinggesellschaft Mansfeld-Südharz tätig ist.

Aktuell sind die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Entwicklung des Handwerks offenbar gut. Eine positive Bilanz der wirtschaftlichen Lage für das erste Quartal 2016 hat Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle, gezogen. Das immer noch sehr gute Konjunkturklima werde primär durch die Binnenwirtschaft getragen, die weiterhin kaum Hindernisse aufweise. „Private Investitionen sowie eine eher expansive Finanzpolitik von Bund und Land wirken förderlich“, sagt Keindorf. Der geringfügige Abfall des Geschäftsklimaindex um drei Punkte in diesem Quartal sei saisonal bedingt. Der Ausblick der Handwerksbetriebe auf ihre wirtschaftliche Situation in den nächsten Monaten sei unverändert von Optimismus geprägt.

Weitere Filiale soll eröffnet werden

Diesen Schwung wollen auch die Geschwister Jarzombski mitnehmen. „Wir planen noch eine Filiale zu eröffnen“, sagt Christian Jarzombski. Nach Allstedt und der Filiale im thüringischen Artern wäre man dann an drei Standorten vertreten. Das fünfköpfige Team soll auf jeden Fall ab dem kommenden Jahr durch einen Auszubildenden erweitert werden.

Am Quartalsende hat die Handwerkskammer 14.434 Mitgliedsbetriebe gezählt, 39 weniger als drei Monate zuvor und 267 weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der Beschäftigten sank saisonbedingt geringfügig um 500 auf 72.000. (mz)