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Nach Ende des Theaterprojekts Nach Ende des Theaterprojekts: "Jobact to Connect"-Teilnehmer treffen sich noch immer regelmäßig

Von Helga Koch 04.04.2014, 16:54
Einer für alle, alle für einen: Alexandra Reinhardt, Nicole Wingen, Daniel Hitzschke, Steffi Knothe, Ulrike Trillhase und Ute Wesemann (v. l.)
Einer für alle, alle für einen: Alexandra Reinhardt, Nicole Wingen, Daniel Hitzschke, Steffi Knothe, Ulrike Trillhase und Ute Wesemann (v. l.) Schumann Lizenz

Sangerhausen/MZ - „Ich war der Prospero“, sagt Ute Wesemann, 46, aus Sangerhausen. Prospero, Herzog und Zauberer, ist eine der Hauptfiguren in Shakespeares Stück „Der Sturm“. Über 20 Frauen und Männer haben es vor einem reichlichen Jahr im Sangerhäuser Club „Mad House“ aufgeführt - als Teil des Theaterprojekts „Jobact to Connect“. Das Jobcenter Mansfeld-Südharz hatte die knapp einjährige Maßnahme samt Theaterpädagogik, Bewerbertraining und Praktikum für Langzeitarbeitslose ermöglicht. Was ist aus den Teilnehmern geworden?

Der „harte Kern“ trifft sich aller paar Wochen im „Mad House“. Bei Kaffee und Kuchen, selbst gebackenem, versteht sich. Ute Wesemann, gelernte Verkäuferin, hat durch ihr Praktikum in der Stadtbibliothek eine Stelle als Bundesfreiwillige gefunden. Und das macht ihr richtig Spaß. „Früher war ich sehr ruhig, fast schüchtern. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal irgendwo eine Hauptrolle spielen würde.“ Sie habe sehr an Selbstvertrauen gewonnen, vergleicht sie. Ein Teilnehmer hat eine Arbeit bekommen, zwei haben eine Umschulung begonnen, heißt es.

Beim Theaterprojekt „Jobact to Connect“ werden theaterpädagogische Methoden mit klassischem und kreativem Bewerbungstraining verbunden. In Sangerhausen waren die Projektfabrik aus Witten und die Deutsche Angestellten Akademie beteiligt. Ob es künftig ähnliche Maßnahmen beim Jobcenter Mansfeld-Südharz gibt, steht nicht fest. Sprecherin Ivonne Stechardt-Lauer sagt: „Wir prüfen den Bedarf.“

Eine von ihnen ist Alexandra Reinhardt, 33, aus Uftrungen. Jahrelang hat sie sich als Hausfrau vor allem um die beiden Töchter gekümmert, jetzt ist sie auf dem Weg, Kauffrau im Gesundheitswesen zu werden. „Ich habe mir höhere Ziele gesteckt als früher, mehr Selbstvertrauen. In 14 Tagen habe ich ein Bewerbungsgespräch.“ Ihr künftiger Beruf sei sehr vielseitig, sie hoffe, eine Anstellung zu finden.

Als Teamleiterin im Jobcenter Mansfeld-Südharz hat Sabine Schneider das Theater-Projekt von Anfang an mit vorbereitet und betreut. Sie zieht einen treffenden Vergleich: „Beim Theater spielt jeder seine Rolle. Und jeder hat seine Rolle im Leben - als Mutter, Vater, im Beruf. Viele Teilnehmer kamen nach langer Arbeitslosigkeit überhaupt nicht mehr aus sich heraus und haben dann gemerkt, da ist noch was in mir drin.“

„Theater und Rollenspiel haben viel mit Disziplin zu tun.“

Der Erfolg einer solchen Jobcenter-Maßnahme sei schwer zu beziffern, räumt sie ein. „Wenn jemand in eine Nebenbeschäftigung geht, haben wir viel erreicht.“ Doch nicht nur die Integration in eine Erwerbstätigkeit, auch das Erkennen eigener Stärken sei wichtig. Und die Bereitschaft, sich einzubringen. „Theater und Rollenspiel haben viel mit Disziplin zu tun.“

Die Aufführung des Theaterstückes, so klingt es bei allen heraus, muss ein Schlüsselerlebnis gewesen sein. „Wir haben uns selbst bewiesen, was wir können“, sagt Nicole Wingen, 27, aus Sangerhausen. Sie hat nach dem Praktikum als Beiköchin im Awo-Pflegeheim ihre Telefonnummer dagelassen, um im Notfall einzuspringen, und bewirbt sich bundesweit um Arbeit: „Ich gebe die Hoffnung nicht auf.“ Wichtig sei ihnen allen, untereinander Kontakt zu halten, etwa über Facebook.

Ulrike Trillhase, 25, aus Allstedt hat demnächst ein Vorstellungsgespräch. Sie möchte eine Ausbildung als Kinderpflegerin und den Realschulabschluss machen, um sich vielleicht in Richtung Sozialassistentin weiterzubilden. „Ich habe ein Praktikum im DRK-Pflegeheim in Sangerhausen gemacht, es hat mir sehr gut gefallen. Doch Pflege traue ich mir nicht zu.“ Sie brauche aber unbedingt Kontakt zu Menschen. Ähnliches sagt Steffi Knothe, 48, aus Sangerhausen. Sie hat ihr Praktikum in der VS-Begegnungsstätte absolviert. Sehr gern hätte sie weiter dort gearbeitet. „Leider können sie mich nicht bezahlen.“

Auch Daniel Hitzschke, 31, aus Sangerhausen wünscht sich nichts sehnlicher als einen Job. Er war beim Job-Speed-Dating dabei und im Dezember zwei Wochen zum Probearbeiten in Gera. Er wartet auf den Rückruf der Firma: „Die wollten sich eigentlich im März melden. “ Er würde auch eine Ausbildung zum Elektrotechniker machen oder wegziehen, wenn er eine Stelle fände. „Aber den Kontakt hierher, den würde ich weiter halten“, versichert er.