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Nach Brandanschlag in Kelbra Nach Brandanschlag in Kelbra: Bio-Bauer steht vor finanziellem Ruin

Von Karl-Heinz Klarner 30.10.2018, 14:11
Ohne Unterstützung werden seine Rinder den Winter nicht überleben.
Ohne Unterstützung werden seine Rinder den Winter nicht überleben. Maik Schumann

Kelbra - Mit Schwung schüttet G. Kröhhan den Eimer mit Äpfeln aus. „Nur gut, dass wir ein so gutes Obstjahr hatten, so haben die Tiere jetzt wenigstens etwas zu fressen“, sagt der 45-Jährige und blickt mit Sorge auf sein „Harzer Höhenvieh“. Die seltenen Rinderrasse ist zwar sehr robust und widerstandsfähig, allerdings brauchen die Tiere im Winter einen Unterstand.

Doch den gibt es nicht mehr. Stattdessen liegen verkohlte Bohlen und Bretter an der Seite gestapelt. Es sind stumme Zeugen einer Brandnacht, die der Landwirt noch eine Weile in unguter Erinnerung behalten wird. Denn Mitte September war Kröhhans Stall am Fuße des Kyffhäusergebirges Zielscheibe eines Brandstifters geworden, der die Kelbraer seit Monaten in Angst und Schrecken versetzt.

Bündnis in Kelbra ruft zu Spenden auf

Der neu gebaute Unterstand, ein Hühnerstall und ein Teil der Futtervorräte für den Winter sind den Flammen zum Opfer gefallen. Die Polizei schätzt den Schaden auf 60.000 Euro. „Ich weiß gar nicht so recht, wie es jetzt weitergehen soll“, räumt Kröhhan ein. Denn dem Bauern ist ein großer Teil seiner Existenzgrundlage quasi in Rauch aufgegangen.

Zumindest kann er jetzt mit Unterstützung rechnen. „Wir rufen zu Spenden auf“, sagt Sylvia Liesegang vom Kelbraer Bündnis für Menschlichkeit. „Der Landwirt ist in einer sehr misslichen Lage“, sagt sie und hofft auf diesem Wege nicht nur auf Geld. Er benötige auch Sachspenden. Angefangen von Heu über Stroh bis hin zu Holzbalken, Bohlen und Latten für einen neuen Unterstand.

„Wer Futter übrig hat, kann es auch an den Zaun des Grundstücks hängen“, appelliert Liesegang an die Hilfsbereitschaft der Menschen am Fuße des Kyffhäuser. Diese ist Kröhhan bereits am Morgen nach dem verheerenden Brand zuteil geworden. „Es gab einige Kelbraer, die spontan mit angepackt und aufgeräumt haben“, erzählt er.

Bio-Hof war nicht versichert

Allerdings habe es auch fast genau so viele Katastrophentouristen gegeben. Die seien nur zum Schauen und Fotografieren in den Hainweg an die Peripherie derb Stadt gekommen.

Trotz des herben Rückschlages denkt Kröhhan nicht ans Aufhören. Seit sechs Jahren ist der 45-Jährige jetzt in der Landwirtschaft zu Hause und widmet sich vor allem der Zucht seltener Rassen. Neben den Rindern aus dem Harz bevölkern noch Hühner, Enten und Gänse den sieben Hektar großen Haingarten an der Nordseite des Mittelgebirges.

Hinzu kommt noch eine 50 Tiere zählende Schafherde. „Schauen sie doch einfach nur auf die schöne Landschaft und die vielen Streuobstwiesen. Das alles ist ein Schatz, den man nur heben muss“, schwärmt der Biobauer von den Bedingungen in der Goldenen Aue.

Doch Kröhhan weiß auch, dass es für seinen kleinen Betrieb nicht einfach wird, den Winter über die Runden zu bringen. Denn auf Zahlungen eine Versicherung kann er nicht hoffen.

Wer helfen möchte, kann sich unter 0171 / 89 51 914 an den Landwirt wenden.
Spenden an den Verein „Rockt für unsere Kinder“ unter der IBAN
DE08 8005 5008 0380 3063 01 

„Ich war gerade fertig mit dem neuen Stall und habe im Internet nach einer Versicherung gesucht. Auch noch ausgerechnet in der Nacht, in der das Feuer ausbrach“, erzählt er und hofft, dass man den Serientäter von Kelbra bald findet.

Polizei in Sachsen-Anhalt fahndet nach Pyromanen

Doch die Polizei steht dem Treiben des Pyromanen offenbar ziemlich ratlos gegenüber. Zwar wurden die Ermittlungen intensiviert, aber bislang ohne den erhofften Erfolg. „Zu dem Brandstifter gibt es nichts neues“, bestätigte am Montag Ralf Karlstedt, Sprecher der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd. (mz)