MZ-Serie "Die Weihnachtsmacher" MZ-Serie "Die Weihnachtsmacher": Im Pflegeheim "Tor zur Altstadt" bleibt keiner allein

Sangerhausen - Weihnachten ganz allein. Im Pflegeheim. Allein in einem Zimmer. Ohne die Familie. Das klingt traurig. „Nein, nein“, wehrt Doreen Schindler ab, „so ist es hier bei uns auf keinen Fall.“ Doreen Schindler arbeitet als Sekretärin im DRK-Pflege- und Betreuungszentrum „Tor zur Altstadt“ in Sangerhausen. „Bei uns ist keiner allein. Alle feiern gemeinsam. Wir mobilisieren jeden so, dass er oder sie möglichst gemeinsam mit allen anderen am Tisch sitzen und feiern kann.“
Im Pflegeheim „Tor zur Altstadt“ wird gebacken, gebastelt und gesungen
Für gewöhnlich herrsche aber immer Bewegung in den Gängen und im Gemeinschaftsraum. „Gleich nach Totensonntag beginnen wir damit, das Haus weihnachtlich zu dekorieren. Die Bewohner sollen es doch schön bei uns haben“, sagt Doreen Schindler. „Dann werden bei uns auch Plätzchen gebacken, gebastelt, Weihnachtslieder werden gesungen. Weihnachten soll für unsere Bewohner ein schönes Fest sein. Sie sollen Herzenswärme spüren und auf keinen Fall allein in ihrem Zimmer sitzen müssen, während draußen alle festlich gestimmt sind.“
Weihnachten ist für jeden Menschen etwas Besonderes. In unserer Adventsserie „Die Weihnachtsmacher“ stellen wir bis Heiligabend all jene heimlichen Helfer und Organisatoren in den Mittelpunkt, die das Fest für andere zu dem machen, was es ist.
Eine ganze Menge Bleche mit Keksen wanderten in den vergangenen Tagen und Wochen in der Hospitalstraße in den Backofen. Schließlich sollte es zu Kaffee und Tee auch etwas Weihnachtliches zum Naschen geben. Aber auch für die Seele werde gesorgt. „Für viele unserer Bewohner sind der Advent und vor allem auch die Weihnachtszeit mit einem Besuch in der Kirche verbunden.“ Die Sangerhäuser Pfarrerin Margot Runge hielt deshalb eine Andacht im Advent. Adelheid Runge, die Mutter der Pfarrerin und ebenfalls Bewohnerin des Betreuungszentrums, spielte dazu am Keyboard. Auch zwei Weihnachtsfeiern wurden für die Heimbewohner organisiert, zu denen die Angehörigen eingeladen sind.
Die Bewohner im Pflegeheim „Tor zur Altstadt“ genießen die Adventszeit gemeinsam
Dass die Weihnachtszeit mit großen Schritten herannaht, ist nicht zu übersehen. Eine große Nähmaschine ist im Gemeinschaftsraum aufgestellt. Dort werden Weihnachtswichtel genäht. „Jeder Bewohner soll natürlich auch eine kleine Weihnachtsüberraschung bekommen“, sagt Schindler.
Gerd Rückert (89) lebt seit dem 1. September 2014 im „Tor zur Altstadt“. „Ich war damals der Siebente in dem neu gebauten Heim“, sagt der Rentner, der aus gesundheitlichen Gründen ganz schnell einen Platz in einem Heim brauchte. Eigentlich lebte er im sächsischen Rochlitz. Dort sei allerdings auf die Schnelle überhaupt nichts zu finden gewesen. Sein Sohn, der in Sangerhausen lebe, habe sich darum bemüht, den Vater hier unterzubringen. „Und ich habe es nicht bereut, hierher gekommen zu sein. Zum einen bin ich meiner Familie nahe. Meine Urenkelin kommt mich oft besuchen. Und hier ist es auch sehr schön. Gerade in der Adventszeit. Ich bin ganz angetan von der Stimmung im Haus.“
Liebevoll aufgenommen fühlt sich auch Anni Axt (81) aus Sangerhausen, die seit Januar im Betreuungszentrum lebt. Heute schmückt sie mit Gerda Weiß (86) und Hildegard Lukat (87) den Weihnachtsbaum im Gemeinschaftsraum. Da wird viel gelacht. Und Gerd Rückert lässt sich sogar unter dem Gelächter der Frauen als Weihnachtsmann ausstaffieren. Ganz offenbar haben die Bewohner Spaß an dem Fototermin mit der Zeitung.
Auf das Weihnachtsessen wird auch im Pflegeheim nicht verzichtet
Ganz besonders vorbereitet werden vom Personal des Betreuungszentrums die Weihnachtsfeiertage. „Natürlich sollen unsere Heimbewohner auch Festtagsstimmung haben. Und dazu gehört nicht ganz unwesentlich das Weihnachtsessen“, erklärt Doreen Schindler.
Heiligabend steht deshalb wie in so vielen deutschen Haushalten auch im „Tor zur Altstadt“ eine Schüssel mit Kartoffelsalat auf dem Tisch und dazu gibt es Würstchen. „Das machen doch die meisten so“, schmunzelt Schindler. „Und so kennen es auch die meisten unserer Heimbewohner.“
Dass zu Weihnachten Gänsebraten mit Grünkohl oder Rotkohl serviert werde, sei deshalb auch eine ganz klare Sache. Mancher Bewohner werde von seiner Familie an den Feiertagen zum großen Familienessen abgeholt. Aber auch, wenn das nicht möglich sei, finde man im Betreuungszentrum eine Möglichkeit, dass die ganze Familie dann eben ins „Tor zur Altstadt“ kommt. „Dann bestellen die Familien einen Cateringservice und können in einem Raum bei uns ganz unter sich feiern“, erklärt Doreen Schindler. (mz)
