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MZ-Rätselfoto MZ-Rätselfoto: Altes Brauereigebäude war gesucht

Von Beate LIndner 26.12.2014, 16:00
Das MZ-Rätselfoto der letzten Woche
Das MZ-Rätselfoto der letzten Woche Privat Lizenz

Sangerhausen - Vorab: Fast auf jeder Rätselfotozusendung standen diesmal liebe Weihnachtsgrüße an die Redaktion. Dafür vielen Dank und uns gemeinsam ein spannendes Rätseljahr 2015. Motive jedenfalls gibt es noch jede Menge. Manche können auch durchaus tückisch sein. So dachte die Redaktion, dass das aktuelle Rätsel von letzter Woche nicht so schwierig zu lösen wäre. Aber weit gefehlt. Erstaunlicherweise lagen diesmal auch wieder ein paar falsche Antworten im Postkasten.

Zur Verfügung gestellt hat die historische Aufnahme von der Georgenpromenade in Sangerhausen die Sangerhäuserin Edelgard Geyer. Unter anderem dem Schmiedemeister Siegfried König hat sie damit eine große Freude bereitet. Er schreibt an die MZ: „Auf dem Bild erkenne ich ein Stück meiner alten Wohnstätte. 1919 kaufte mein Großvater, der Schmiedemeister Waldemar König, die alte St. Georgenbrauerei, um welche es sich hier handelt. Im unteren Teil zog er mit seiner Schmiede ein, den oberen Teil verpachtete er an die EDEKA-Genossenschaft. Dies war ein Lebensmittelgroßhandel in dem viele kleine und große Einzelhändler Mitglied werden konnten und für ihre Geschäfte preiswert einkauften. Mit den schönen alten Fahrzeugen wurde ihnen die Ware geliefert. Ich glaube die Fahrer erkannt zu haben, es sind Herr Fricke rechts und Herr Kabisch links, welche zu meiner Zeit noch in der Edeka waren. Rechts im Bild sieht man das alte Sudhaus, welches unser Wohnhaus war und hinter dem großen unteren Fenster war die Werkstatt der heutigen Firma Tillack, welche dort ihren Anfang nahm. Der schöne alte Klinkerbau links war Lagerraum, Büro und Aufenthaltsraum der Edeka. Das Bild könnte aus dem Ende der 20-iger Jahre sein, der Betrieb erhielt sich bis in die 80er Jahre. Mit einer Bierabfüllanlage und zuletzt mit dem Verkauf von Karbid und Sauerstoff. Wo früher unsere Schmiede war, sind heute die Tiefgaragen der Gaststätte George. Meine Erlebnisse, Episoden und was es sonst noch alles an Spannenden, Aufregungen und Freude in der Georgenbrauerei gab, könnte ich eine ganze Mitteldeutsche füllen.“

Irmhild Gothe aus Sangerhausen: „Als Kinder haben wir auf der Georgenpromenade gespielt und sind dort Schlitten gefahren. Auf der Straße - das wäre heute nicht mehr denkbar.“

Hans-Joachim Kuhnt aus Sangerhausen: „Friedrich Schmidt schreibt in seinem Buch 'Geschichte der Stadt Sangerhausen' (2. Teil, Seite. 412), dass im Jahre 1852 der Kaufmann Senator Karl Witschel und der Gastwirt Moritz Seibt am 18. April 1852 die Erlaubnis erhielten, auf ihrem Grundstücke auf dem Georgenberge eine Brauerei zu bauen.“

Manfred Franke: „Die Brauerei ging am 28. November 1852 in Betrieb und wurde 1905 von der Feldschlößchen-Brauerei in der Erfurter Straße übernommen. Danach siedelten sich über viele Jahrzehnte verschiedene Gewerke an. 1997 erfolgte der Abriss und nur das ehemalige Sudhaus rechts im Bild blieb erhalten.“

Sehr interessante Details hat auch wieder Karin Tobihn herausgefunden. „Diese Brauerei wurde am 28. November 1852 von Senator Karl Witschel und Gastwirt Moritz Seibt in Betrieb genommen. Nach dem Tod vom Gastwirt Seibt ging der Betrieb am 11. Februar 1858 in eine Aktiengesellschaft über mit 250 Mitgliedern. Sie hieß von nun an 'St.-Georgen-Aktien-Brauerei', in der auch Bier aus Kelbra, Nordhausen, Artern, Ballenstedt und sogar aus Bayern vertrieben wurde. Das Bier, das damals gebraut wurde, war ein kohlesäurehaltiges Getränk, das aus Hopfen und Malz durch geistige Gärung, aber ohne Destillation gewonnen wurde. Man braute nur in der kalten Jahreszeit, nämlich von Oktober bis April. Die Gebäude über der Brauerei waren zu einem beliebten Ruhe- und Erholungsplatz eingerichtet. Ein zahlreiches Publikum pflegte sich dort einzufinden, um Erfrischung und Erholung zu suchen. Der Schmiedemeister König hat die Brauerei 1919 gekauft und 1936 wurde dort eine Molkerei erbaut, die bis 1965 in Betrieb war. Die Milch lieferte man zur weiteren Verarbeitung nach Allstedt. Bis 1990 war hier die Wäscherei des Krankenhauses und jetzt befindet sich dort eine Gaststätte das 'George'. Deutlich ist heute noch der Keller mit zwei Etagen zu sehen. Im übrigen hat Sangerhausen eine Jahrhundert alte Brautradition, denn jeder Haushalt bereitete sich das Getränk als sogenanntes Kesselbier. Vom Brauen in den Häusern ist erstmals 1350 die Rede.“ Von der ehemaligen Brauerei ist nur das Sudhaus übrig - hat Käte Moritz unter anderem gewusst. Außerdem: „Das Sudhaus steht heute unter Denkmalschutz.“

Karin Tobihn gewinnt 15 Euro

Natürlich hat auch wieder Horst Ramm recherchiert. Und herausgefunden: „Wo einst diese Brauerei stand, ist heute eine sehr schöne Wohnsiedlung entstanden. Die Brauerei selbst hat während ihres Bestehens viel erlebt. So war hier die Schmiede König, auch der Athletische Sportverein trainierte hier und nach dem 2. Weltkrieg bis Anfang der 50er Jahre wurden die Räume als Schule genutzt. Ich selbst ging auch hier einige Zeit zur Schule.“ Was nur das Brauen angeht, hat Horst Ramm herausgefunden, dass sich nach dem ersten Aufschwung im 18. Jahrhundert der Verkauf des Sangerhäuser Biers verringerte. „Die Dörfer kauften es nicht mehr, sie hatten meist eigene Brauhäuser. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewann das Bierbrauen wieder an Bedeutung und es entstanden in Sangerhausen zwei Brauereien - die Georgenbrauerei und die Feldschlößchenbrauerei“, so der Riestedter. Und schließlich hat sich Horst Ramm auch noch unter die Namensforscher begeben und herausgefunden: „Der Georgenberg hat seinen Namen schon aus dem Jahre 1440, er wurde nach dem heiligen Ritter Georg benannt. Die Georgenpromenade selbst wurde nach der Planierung des Stadtgrabens vom Riestedter Tor bis zum Wassertor 1855 bis 1857 angelegt und nach der St. Georgenkapelle benannt, die sich hier befand.“ Die richtige Lösung hatten auch: Wolfgang Fricke, Günter Burghardt, Horst Kundlatsch und Thomas Marschner. Die letzten 15 Euro im Jahr 2014 gehen nach Oberröblingen an Karin Tobihn. Herzlichen Glückwunsch. Die Redaktion meldet sich bei der Gewinnerin.

Mit einer aktuellen Aufnahme verabschieden wir uns aus dem Rätseljahr. Die Auflösung erfolgt 2015. Spannend an dem Bild erscheint nicht allein die Frage nach dem Ort, sondern auch, welche besondere Bewandtnis es mit dieser Straße in der kalten Jahreszeit hat. Da dürften einige Geschichten zu erwarten sein. Einsendeschluss ist der 31. Dezember. (mz)

Ihre Post bitte an die MZ-Lokalredaktion, Kylische Straße 56 in 06526 Sangerhausen. Sie können uns auch mailen: [email protected]

Wo entstand diese Aufnahme? Und: Welche Erinnerungen verbinden Sie mit diesem Berg?
Wo entstand diese Aufnahme? Und: Welche Erinnerungen verbinden Sie mit diesem Berg?
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