Mifa-Werk Mifa-Werk: Wird Produktion am alten Standort wieder angesiedelt?

Sangerhausen - Langsam ziehen die dunklen Wolken über dem Mifa-Werksneubau am Stadtrand von Sangerhausen ab. Während in der Halle die Belegschaft erfährt, dass alle 130 gekündigt werden, lugt die Sonne hervor. Fast scheint es wie ein Signal. Denn auf der Belegschaftsversammlung beim insolventen Fahrradhersteller kommt Hoffnung auf. Die Kündigungen kämen vorsorglich, um Fristen zu wahren, wie Insolvenzverwalter Lucas Flöther betont.
Neuer Investor bekundet Interesse an Traditionsfirma Mifa
Schließlich hat kurz vor der drohenden Zerschlagung des Unternehmens völlig unerwartet ein neuer Investor sein Interesse an der Traditionsfirma bekundet. Namen will Flöther nicht nennen. Er hält jedoch den neuen Investor als finanziell stark und erfahren genug, um langfristig die Fahrradproduktion in Sangerhausen wieder nach oben zu fahren.
Bei dem potenziellen Erwerber handele es sich um einen strategischen Investor, der erst kurzfristig in den Investorenprozess eingetreten sei. Dieser habe sein ernstes Interesse an einer Übernahme des Geschäftsbetriebs unter anderem dadurch bekundet, dass er selbst in nennenswerten Stückzahlen Mifa-Fahrräder bestellt und damit einen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Produktion geleistet habe. Weitere Angaben machte der Insolvenzverwalter nicht.
Damit auch produziert werden kann, will der „Neue“ zurück zu den Wurzeln und die ehemaligen Mifa-Werkhallen im Zentrum der Stadt nutzen. Dem steht offenbar auch nichts im Wege. „Die alten Hallen sind alle leer, nur die neuen sind mittlerweile von einem Maschinen- und Anlagenbauer belegt“, sagt Michaela Heilek, Sprecherin des Landkreises Mansfeld-Südharz. Dem gehören schließlich die Immobilien seit einem gescheiterten Rettungsversuch der damaligen Mifa-Aktiengesellschaft. Mark Lange, Chef der Standortmarketinggesellschaft Mansfeld-Südharz, hat am Mittwoch bereits erste Gespräche mit dem Investor geführt. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir uns einigen werden“, sagte Lange nach der ersten Verhandlungsrunde.
Trotz Kündigung ist Stimmung auf Belegschaftsversammlung und im Mifa-Werksverkauf positiv
Unterdessen steht auch die Gewerkschaft dem neuen Investor aufgeschlossen gegenüber. „Wir sehen durchaus realistische Chancen, dass das Unternehmen fortgeführt werden kann“, sagte Michael Perner von der Industriegewerkschaft Metall. Entsprechend positiv sei trotz der Kündigungen auch die Stimmung auf der Belegschaftsversammlung am Mittwochvormittag gewesen, erläuterte Perner. Für Harald Gebser, Leiter im Mifa-Werksverkauf, war die Entwicklung am Mittwochmorgen ebenfalls eine extrem positive. „Ich glaube, dass viele schon den Untergang vor Augen hatten, die Hoffnung war nicht groß, dass es bei Mifa weitergehen könnte“, sagt er. „Doch dann hat es sich gedreht. Viele waren überrascht und froh, als vom neuen Investor die Rede war“, sagt Gebser.
Auch wenig später im Werksverkauf gab es nur ein Thema. „80 bis 90 Prozent der Leute sprechen einen ungefragt an und fragen wie es aussieht bei Mifa“, sagt er. „Das freut einen, dass die Menschen so großen Anteil am Schicksal des Unternehmens nehmen.“ Viele drückten die Daumen und kämen sogar rund 600 Kilometer nach Sangerhausen, um sich ein Rad zu kaufen.
Die Nachricht habe die Stimmung noch einmal klar verbessert, so Gebser. „Man fühlt sich schon etwas angespornt“, gibt er zu. „Heute bin ich wirklich etwas optimistischer als gestern noch.“ Bis zum späten Mittag hatte er im Werksverkauf schon 30 Räder verkauft. „Dafür, dass wir erst um elf Uhr aufgemacht haben, ist das gut.“ (mz)