Mifa in Sangerhausen: Mifa: Fahrradhersteller verdoppelt Spende für Flüchtlinge in Sangerhausen

Sangerhausen - Die erste Runde auf den neuen Bikes drehten die Jugendlichen gleich auf dem Platz vorm neuen Sangerhäuser Mifa-Werk. Es macht vor allem den Jungen Spaß, auf den blitzenden Rädern eine Runde zu flitzen. 24 nagelneue Bikes laden die Jugendlichen und ihre Betreuer in den Transporter, der die Zweiräder nach Eisleben zur Jugendwohngruppe für unbegleitete, jugendliche Flüchtlinge bringt.

Dort lebt seit einiger Zeit zum Beispiel Shamshir. Er ist 17, spricht nach ein paar Monaten in Eisleben schon prima deutsch. Klar. Er geht ja hier auch zur Schule und engagiert sich vor allem in Sportvereinen. Dort will er natürlich wissen, wovon die Rede ist, und selber mitreden können. Shamshir kickt seit einiger Zeit für den MSV Eisleben in der A-Jugend.

All diese Wege und den zur Schule legte er bislang ausschließlich zu Fuß zurück. Eine halbe Stunde und länger war er dafür jeweils unterwegs. Nun wird er sich auf eins der neuen Räder schwingen, um rechtzeitig zum Training oder zum Unterrichtsbeginn da zu sein. Krankenpfleger will er mal werden. Dafür drückt er gerne die Schulbank in der Berufsbildenden Schule in Eisleben.

Auch Benjamin ist 17 und lebt gemeinsam mit seinem 18-jährigen Bruder Said in der Eisleber Unterkunft für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge. Der junge Afghane lebte im Iran und kam vor einem halben Jahr in Deutschland und dann in Eisleben an. Schneider will er werden. Seine Augen leuchten, wenn er von seinem Berufswunsch erzählt. Gemeinsam mit seiner Cousine habe er daheim schon ein, zwei Jahre lang genäht.

Die 24 Fahrräder, die jetzt an die Jugendwohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Eisleben gingen, sind eine Spende des Vereins „Wir helfen“ der Mitteldeutschen Zeitung und des Sangerhäuser Fahrradherstellers Mifa. Der Verein spendete 2.400 Euro, damit für die anfänglich zwölf Jugendlichen Fahrräder gekauft werden sollten.

Der Verein „Wir helfen“ der Mitteldeutschen Zeitung besteht seit 2001. Inzwischen wurde bereits das 16. Jahresprojekt gestartet. In den vergangenen Jahren haben die MZ-Leser und Unterstützer des Vereins fast 1,5 Millionen Euro gespendet, die an die unterschiedlichsten sozialen und gemeinnützigen Projekte - auch im Landkreis Mansfeld-Südharz - verteilt wurden. Hinzu kamen zwei Fluthilfe-Aktionen, 2002 und 2013, bei denen weitere sechs Millionen Euro gespendet worden sind. (mz)

Mittlerweile sind es 20 Jugendliche, die in Eisleben ein neues Zuhause auf Zeit gefunden haben. Weitere werden noch dazukommen. „Für einen Zuschuss für zwölf Fahrräder hatten wir uns beim Verein in Halle beworben und auch die Zusage erhalten“, freute sich Aicke Seimel, Betreuer in der Jugendwohngruppe, die vom Trägerwerk Soziale Dienste Sachsen-Anhalt im Auftrag des Landkreises Mansfeld-Südharz betrieben wird.

Aber dann sei die Zahl der jungen Leute angewachsen. Sie leben in der Wohngruppe ähnlich wie in einem Kinderheim und eher familiär, nicht wie in den Flüchtlingsunterkünften. Es ist den Betreuern wichtig, dass die Jugendlichen sich gut aufgehoben fühlen.

Natürlich hätte man sich auch mit zwölf arrangiert, aber Mifa-Chef Heinrich von Nathusius verdoppelte kurzerhand die Spende, die am Tag vor Heiligabend an die Jugendwohngruppe ging. Apropos Heiligabend und Weihnachtsfest: „Auch wenn unter unseren Jugendlichen, die aus Syrien, Afghanistan, dem Irak, Somalia und Albanien kommen, nur eine Christin ist, begehen wir mit ihnen dennoch diese Tradition“, sagt Seimel.

Seiner Meinung nach gehöre das neben dem Sprachenlernen einfach dazu, dass man auch die Kultur des Landes kennenlernt, in dem man lebt. „Wenngleich wir weniger den religiösen Charakter des Festes hervorheben, sondern so feiern wie wohl die meisten deutschen Familien auch - mit geschmücktem Haus, Gänsebraten und Weihnachtsmann“, so Seimel. (mz)

Alle Neuigkeiten rund um den Fahrradhersteller Mifa in Sangerhausen finden Sie auf der auf der MZ-Themenseite „Mifa – Mitteldeutsche Fahrradwerke“.