Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Täglich 150 Stollen aus Stolberger Friwi-Bäckerei
STOLBERG/MZ. - Wer in der Weihnachtszeit zu Hause bäckt, kauft vielleicht mal zwei, drei Tüten Mehl, Zucker, ein paar Mandeln und Rosinen. Im Stolberger Friwi-Werk wartet Chefin Nadja Witte mit ganz anderen Zahlen auf. "Wir haben im letzten Vierteljahr 16 Tonnen Mehl verarbeitet, zwölf Tonnen Butter, zehn Tonnen Zucker, acht Tonnen Kuvertüre, sechs Tonnen Sultaninen, je eine Tonne Mandeln und Marzipan", sagt sie mit einem Schmunzeln.
Daraus werden Stollen gebacken, die auf Weihnachtsmärkten weggehen wie die warmen Semmeln, zig Sorten, Baumkuchen,
Kekse oder Spekulatius. In der traditionsreichen Bäckerei in der Stolberger Niedergasse herrscht Hochbetrieb - wie jedes Jahr um diese Zeit. Früh um halb fünf, spätestens halb sechs geht es los.
Und wie jedes Jahr hält das schon seit August an. Da haben Stephan Winkler und seine Kollegen die ersten Stollen in den Ofen geschoben. Schließlich schmeckt Stollen am besten, wenn er eine Weile ruht. Freilich kann man ihn auch frisch genießen. 10 000 Stollen sind schon fertig. "Dieses Jahr werden wir wohl bei 11 000 aufhören, 1 000 mehr als vor einem Jahr", sagt die Chefin. Rund 20 Mitarbeiter sind in der Produktion tätig, fünf im Verkauf.
Ein großer Teil der Stollen wird in Stolberg oder auf Weihnachtsmärkten in der Region verkauft. Oder in alle Welt verschickt. "Wir haben gerade wieder Bestellungen aus Norwegen und Österreich gehabt. Voriges Jahr ging sogar ein Päckchen nach Neuseeland", sagt Nadja Witte. Das Internet macht es möglich. Weit über 700 Bestellwünsche sind dieses Jahr schon auf diesem Weg erfüllt worden, 100 mehr als vor einem Jahr.
Während die Stollen genau gezählt werden, und es geht natürlich auch mal einer zu Bruch, der genascht werden muss, kommt bei den Tüten mit Spekulatius oder Plätzchen kaum jemand nach. "Das wäre schwierig. Täglich eine Tonne Kekse, das könnte man aber ausrechnen", sagt die Chefin lachend. "Wir haben 30 Sorten im Angebot, auch Printen, Baumkuchenecken oder Zwieback." Sie selbst bevorzugt die Früchteprinten, die sie vor einem Jahr "nur mal kurz vor Weihnachten ausprobiert haben. Die sind sehr gut gegangen, also machen wir dieses Jahr mehr."
Neu sind auch mehrere Sorten Pralinen, die in aufwendiger Handarbeit aus verschiedensten Zutaten und in ganz unterschiedlichen Geschmacksrichtungen gefertigt werden. "Mehl bekommen wir aus Alsleben, Zucker aus Zeitz, die besten Sultaninen aus Australien oder der Türkei", sagt Nadja Witte.
Auf den Weihnachtsmärkten sind auch die Nostalgiedosen, gefüllt mit einem Lebkuchen-Sortiment, gefragt. Oder die Dosen mit dem Baumkuchen und der Weihnachts-CD der Stolberger Gruppe "Triangel", die es - vorerst - nur in der limitierten Auflage von 150 Stück in Stolberg zu kaufen gibt.
Ansonsten gibt oder gab es Friwi-Stände auf den Weihnachtsmärkten in Stolberg, Sangerhausen, Nordhausen, Rottleberode oder Rodishain. Auf weiteren Märkten werden sie von anderen Händlern mit verkauft. Bei Edeka steht der Stolberger Betrieb als Regionallieferant auf der Liste, Etliche Einzelhändler bieten das Sortiment ebenfalls an.
Nächstes Jahr feiert Friwi seinen 120. Geburtstag. Ein Jubiläum, an das Nadja Witte im Moment noch gar nicht denkt, weil erst mal das Weihnachtsgeschäft bewältigt sein will. "Was Aufregendes werden wir uns garantiert wieder einfallen lassen", sagt sie. Vielleicht entdeckt sie ja noch irgend ein altes Rezept von Friedrich Wilhelm Witte, der dem Betrieb 1891 seinen Namen gegeben hat. Übrigens war er der 13. Bäcker, der damals ein Geschäft im Harzstädtchen eröffnete. Die 13 muss eine Glückszahl gewesen sein.
Wer das Friwi-Werk und Stolberg besuchen möchte, kann das am Mittwoch im MDR-Fernsehen in der Sendung "Waehle Madeleine" um 21.15 Uhr tun.