Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Seltener Tintenfischpilz im Wald entdeckt
SCHWEnDA/MZ. - Was ist denn das? Der 73-jährige Günter Steckbauer war baff, als er bei seiner Pilzsammeltour im Mühlholz bei Schwenda eine exotische Pflanze entdeckte. Leuchtend rot mit mehreren Armen stand sie etwa einen Meter neben einem Wanderweg auf einer kleinen Lichtung zwischen Rindenresten. "Ich sammle zwar mit meiner Frau Gitta regelmäßig Pilze, aber so etwas hatte ich noch nie gesehen. Erst habe ich gedacht, da hat jemand irgendetwas weggeworfen", erzählte der Schwendaer am Donnerstag der MZ.
Zuhause schaute der Naturfreund dann im Internet nach. Er fand dabei schnell heraus, dass es sich bei seinem Fund nicht um irgendwelchen Müll, sondern um den sehr seltenen Tintenfischpilz handelt.
Die Pilzart ist eigentlich auf der Südhalbkugel der Erde in Australien oder Neuseeland heimisch. Nach Europa soll der Pilz mit Woll- oder Militärtransporten eingeschleppt worden sein. Den ersten Fund hierzulande hatte es im Jahr 1913 in den Vogesen in Frankreich gegeben. In Deutschland wurde der Pilz zum ersten Mal im Jahr 1934 bei Karlsruhe entdeckt. Seitdem hat sich die Art in West- und Mitteleuropa weiter ausgebreitet. Sie kann heute in vielen Teilen des Kontinents gefunden werden - auch im Harz. Dort wurde der erste Tintenfischpilz 1977 entdeckt. "In der Südharz-Region sind Exemplare noch immer sehr selten", bestätigte Jürgen Peitzsch, einer der beiden Pilzsachverständigen des Landkreises. Es habe aber vor Jahren unter anderem bereits Funde in Wolferstedt, in Roßla, im Ziegelrodaer Forst bei Allstedt und in Tilleda gegeben. Zuletzt sei ein Tintenfischpilz 2009 in Uftrungen entdeckt worden. "Ungewöhnlich für mich ist, dass der Pilz jetzt in so großer Höhe wächst", sagt der Sachverständige. Der neue Fundort liegt immerhin etwas über 400 Meter hoch.
Der Experte findet das Auftreten des Tintenfischpilzes auch aus dem Grund erstaunlich, weil es im Moment kaum andere Pilzarten in der Region gebe. Aber wahrscheinlich habe vor allem der Sonnenschein der letzten Tage sein Wachstum begünstigt.
Verbreitet wird der Tintenfischpilz laut Peitzsch von Vögeln, die sporentragende Insekten gefressen haben. Er wächst vor allem an Waldrändern in Form so genannter Hexeneier heran. Später bilden sich Tentakel aus den drei bis fünf Zentimeter großen Eiern. Ihre leuchtend rote Farbe und ein unangenehmer Aas-Geruch würden vor allem Fliegen anlocken, sagt Peitzsch.
Finder Steckbauer hat das außergewöhnliche Gewächs für sein Familienalbum fotografiert und an der Stelle stehengelassen, wo er es gefunden hat. Der Pilz sei auch nicht mehr in einem besonders guten Zustand gewesen, sagt er: "Ich nehme an, dass er heute bereits nicht mehr zu sehen ist." Und: In die Pfanne hauen und essen kann man den Tintenfischpilz ohnehin nicht. Er ist nach Angaben des Pilzsachverständigen zwar ungiftig, aber für Menschen ungenießbar.