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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Mit 356 Petroleumlampen ins Guinness-Buch der Rekorde

Von HELGA KOCH 28.07.2010, 20:07

SANGERHAUSEN/MZ. - Zum einen hat er mit 356 verschiedensten Petroleumlampen aus der Zeit von 1860 bis 1920 die weltweit größte Sammlung dieser Art zusammengetragen. Den zweiten Rekord hält der 66-Jährige mit 135 Frühstücksbrettchen aus Keramik, die mit unterschiedlichen Sinnsprüchen verziert sind und schon im Sangerhäuser Spenglermuseum zu bestaunen waren. Um solche Rekorde zu erzielen, sagt der passionierte Sammler schmunzelnd, müsse man schon ein bisschen (sammel-)verrückt sein...

Angefangen zu sammeln hat er mit zehn, 15 Jahren. "Bierkrüge, Streichholzschachteln, Bieretiketten und natürlich Briefmarken", erzählt Bonk, der aus der Nähe von Artern stammt und von dort auszog, die Welt zu erobern. Was natürlich ein bisschen übertrieben ist und doch ein Körnchen Wahrheit enthält. Denn nach dem Abitur an der Roßleber Klosterschule studierte er erst mal fünf Jahre Angewandte Geophysik in Leipzig, hatte 1968 sein Diplom in der Tasche und begann dann in der Altmark zu arbeiten, wo es Erdgas gab. Dort stöberte er ein Jahr später in der Scheune bei seinen Vermietern seine erste Petroleumlampe auf. Für 100 DDR-Mark kaufte er das gute Stück aus dem Jahr 1880, und statt Briefmarken sammelte er nun also Lampen.

Später schickte ihn die DDR vier Jahre in den Irak, um Erdöllagerstätten zu erkunden. "Ich hatte keine Westverwandten und war verheiratet", erklärt er. Anschließend ging er sechs Jahre nach Mocambique, um Erdgas- und Steinkohlelagerstätten zu erkunden. Als es dort für die Männer zu gefährlich wurde, holte die DDR ihre Geophysiker vorfristig zurück. Der nächste Einsatz führte Bonk wieder in die Altmark, nach 1989 arbeitete er mehrere Jahre in der Türkei und gründete schließlich eine eigene Firma, um in Kamerun nach Wasserreservoirs zu suchen und zu handeln.

Bei seinen Reisen, die ihn vor und nach der Wende auch in entlegene Länder geführt haben, hat der Sangerhäuser nicht nur Sprachen wie Arabisch gelernt. Er ist fremden Völkern und Kulturen begegnet, hat Antiquitäten und Raritäten entdeckt, den Blick dafür bekommen. Und gesammelt: etwa Rauchen-verboten-Schilder in mehr als 30 Sprachen, Reserviert-Schilder aus Gaststätten, hölzerne Masken, Bilder von Politikern anderer Länder, fast 200 Mao-Tse-Tung-Abzeichen. Seine Kunstgegenstände aus Ostafrika waren von 1986 bis 1993 in rund 20 Museen zu bewundern.

Über all seinen Reisen hat er freilich nie die Petroleumlampen aus den Augen verloren. Stück um Stück kam hinzu. Darunter Lampen mit Zinkgussfuß. Mit kunstvoll geschliffenen Glasschirmen oder Jugendstilmalerei verziert. Das Guinness-Buch vermerkt 356 Petroleumlampen aus der Zeit zwischen 1860 und 1920. "Das stimmt schon nicht mehr. Inzwischen sind's über 400", korrigiert Bonk. "Und sie funktionieren alle!"

Eine wesentlich kleinere Sammlung hat der Sangerhäuser in einem Museum im polnischen Krosno ausfindig gemacht. Der Erfinder der Petroleumlampe, Ignacy Lukasiewicz, ließ dort ganz in der Nähe 1854 das erste Erdöl fördern.

Eine Lieblingslampe? Die hat er nicht, sagt der 66-Jährige. "Am besten sind die Meissner, auch die aus der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin. Die sind genauso hochwertig, nur nicht so bekannt. Und die Majolika-Lampen." Jedes Stück hat seine Geschichte. Bonk könnte sie erzählen.

Inzwischen Rentner, fährt der Sangerhäuser fast jede Woche auf Antikmärkte, stöbert in Archiven, Bibliotheken und Antiquitätengeschäften, pflegt Kontakt zu anderen Sammlern und tauscht. Nur fehlt es inzwischen an Platz. Zu Hause kommen die vielen Lampen nicht mehr so recht zur Geltung. Nicht mal im Spenglermuseum, das seinen Frühstücksbrettchen bereits eine Sonderausstellung gewidmet hat, wäre genug Platz. Aber das stört den leidenschaftlichen Sammler nur am Rande. Da wird sich schon eine Lösung finden.