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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Kindergeburtstag mit Fledermäusen

Von STEFFI ROHLAND 24.08.2010, 15:54

HAINRODE/MZ. - Das Gelände des Landschulheims "Alte Dorfschule" der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Hainrode war ideal, um Kinder und Erwachsene mit dem Thema vertraut zu machen sowie auf die Nachtwanderung mit Fledermausfang vorzubereiten.

Der siebenjährige Richard Feuerstab aus Hainrode war gleich mit seinen Geburtstagsgästen gekommen. Sie bastelten unter anderem mit Hilfe von Constanze Mächling, Praktikantin im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz, Fledermauskästen. Die durften sie natürlich auch mit nach Hause nehmen, um den nächtlichen Mückenjägern im Sommer eine Wohnung zu schaffen. Großen Spaß bereiteten den Mädchen und Jungen allerdings die Spiele mit dem Seil. Egal ob Tauziehen oder "Fledermaushängen", die Erwachsenen hatten im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zutun. Es dauerte lange, bis die Kinder davon genug hatten und sie etwas müde waren. Das war der Zeitpunkt, wo der Fledermausexperte Bernd Ohlendorf mit der ersten Überraschung aufwartete: Er hatte eine Zwergfledermaus mitgebracht, die im Beisein der Kinder gefüttert wurde. Das junge Fledermausmännchen war einen Tag vorher in Rottleberode auf der Straße gefunden worden. Es hatte lange in der Sonne gelegen, so dass die Flügelhaut stellenweise eingetrocknet war. Nach Angaben von Bernd Ohlendorf kümmern sich die Mitglieder des Arbeitskreises jährlich um 20 bis 25 solcher Pfleglinge. Staunend beobachteten die Kinder und Erwachsenen gleichermaßen, wie Marcus Fritze der Fledermaus zunächst einige Tropfen Wasser anbot und dann mit Mehlwürmern fütterte. "Frei lebende Fledermäuse fressen natürlich keine Mehlwürmer", erklärte Fritze nebenbei. "Die fangen und fressen bis zu 100 Mücken pro Nacht." Aber für einen Pflegling ist das die beste Verpflegungsmöglichkeit. "Man traut es dem Tierchen nicht zu, aber es verputzt schon einige Mehlwürmer", sagt Marcus Fritze.

Er gehört zu den jüngsten Mitgliedern des Arbeitskreises für Fledermäuse Sachsen-Anhalt. Beim Zivildienst im Jahr 2008 / 2009 im Biosphärenreservat erfuhr er erstmals mehr über die fliegenden Säugetiere und engagiert sich nun aktiv für ihren Schutz. "Wenn die Fledermaus wieder gesund ist, werden wir sie natürlich frei lassen", sagt er. Das bedauerte Eric Büchner aus Sangerhausen, der die Fledermaus auch gern mit nach Hause genommen hätte. "Aber vielleicht haben wir bald Fledermäuse in unserem Garten, wenn wir den selbst gebastelten Fledermauskasten aufhängen", tröstete Opa Rolf. "Ab und zu sieht man auch bei uns welche in der Dämmerung fliegen." Beim nächtlichen Fledermausfang im Waldgebiet zwischen Hainrode und Questenberg gingen den Campteilnehmern noch insgesamt neun Wasser- und Fransenfledermäuse ins Netz. Sie wurden vom Fledermausexperten gewogen, gemessen, beringt und wieder freigelassen. "Das ist alles sehr interessant", sagte Annett Spichalla, die mit ihrer sechsjährigen Tochter aus Dornstedt bei Teutschenthal gekommen war und im Landschulheim übernachtete. "Wenn man so etwas hier live miterleben kann, braucht man kein Fernsehprogramm."