Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: In voller Blüte
ALLSTEDT/MZ. - "So schön war es selten", war die einhellige Meinung der Wanderer, als sie vor den Millionen blühender Märzenbecher standen.
"Die Hauptblütezeit hält gut zwei Wochen an", erklärte Hans Beyer. "Wir haben uns natürlich vorher kundig gemacht", fügte schmunzelnd Helmar Roland, zweiter Vorsitzender, hinzu. Auf der rund dreistündigen Tour, die von der Stadt Allstedt über den Rastplatz Heuweg und den Borngrund in das Tal führte, hatte der Ehrenvorsitzende Hans Beyer unterwegs auf markante Punkte und deren Geschichte in der Landschaft hingewiesen. "So bleiben die alten Flur- und Wegenamen wenigstens im Gedächtnis", erklärte er. "Landgrafroda gehörte bis 1945 noch zum Amt Allstedt. Erst unter der amerikanischen Besatzung erfolgte hier eine Gebietsabtrennung." An der Quelle im Borngrund holten die Einwohner von Landgrafroda bis zum Bau der Wasserleitung Ende der 1950er Jahre ihr Trinkwasser.
"Schon als Kinder mussten wir mit dem Trageholz und zwei Eimern daran in den Borngrund absteigen und anschließend ging es mit der vollen Last wieder bergauf", erinnert sich Thea Schulter (66). "Das war eine schöne Schlepperei, noch dazu bei jedem Wetter. Eine Tour dauerte rund eine Stunde. Manchmal mussten wir mehrfach gehen." Aber auf das gute Trinkwasser schwört man noch heute. "Der Kaffee schmeckte sonst nicht", war die einstimmige Meinung. "Das Wasser wurde wie es war schon am Brunnen getrunken." Heute, wie auch früher, ist der Quellbereich ein beliebter Laichplatz für Kröten. "Die haben wir aber nicht mitgenommen", schmunzelt Thea Schulter. "Dafür haben wir aber die Waldschneeglöckchen, wie bei uns die Märzenbecher genannt wurden, gepflückt und in Sträußen auf dem Markt in Roßleben oder Querfurt angeboten. Das war natürlich noch vor der Unterschutzstellung."
Die Wanderung der Allstedter in das Märzenbechertal ist eine uralte Familientradition. "Schon als Kinder sind wir mit unseren Eltern und Großeltern gern hier hergegangen", sagte Helmut Kühnold. "Das war immer ein schöner Sonntagsspaziergang."
Auch Reinhild Goldschmidt und Inge Plaul gehören zu den Allstedter Wanderfreunden. Sie hatten aber die kurze Strecke über das Vorwerk vorgezogen. "Auch wir kommen sehr gern hierher", sagten sie. "Früher standen die Märzenbecher nur auf dem Talboden. Sie haben sich in letzter Zeit sehr stark vermehrt und wachsen jetzt sogar an den Hängen."
Nach einer ausgiebigen Besichtigung und kleinen Verschnaufpausen traten die Allstedter wieder den Heimweg an. Er führte aber zunächst das "Edersche Tal" hinauf. Dort erwartete sie der Gastwirt Rudi Hölzl aus Winkel. "Hier wird immer eine größere Rast eingelegt", sagte Hans Beyer. "Danach geht es weiter bis zum Pavillon in den Kirschlöchern. Dort wird der Rucksack endgültig geleert, damit die letzten Kilometer nicht so schwer fallen."
Laut Veranstaltungskalender der Allstedter Heimatfreunde findet am 1. Mai die ebenfalls schon traditionelle Wanderung in die Kirschlöcher statt. "Dort ist unser Festplatz", sagte Vereinsvorsitzender Dirk Albrecht. "Von hier aus hat man einen prächtigen Blick auf die Stadt Allstedt." Auch Nichtvereinsmitglieder sind dabei gern gesehene Gäste. Ebenso sind das Hoffest im Grundstück Markt 11 am 18. Juni und das Sommersonnenwendfeuer am 21. Juni auf dem Schlossberg öffentlich.