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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Der letzte Kunden-Ansturm

Von Frank Schedwill 15.03.2012, 18:09

Kelbra/MZ. - Die Verkäuferinnen kommen mit dem Kassieren kaum nach. Am Donnerstagvormittag gegen 11 Uhr ist der Schlecker-Markt in der Kelbraer Thomas-Müntzer-Straße bestens gefüllt. Wie ein Lauffeuer hat sich in der Stadt am Fuß des Kyffhäusers herumgesprochen, dass es bei Schlecker aufgrund der bevorstehenden Schließung 30 Prozent Rabatt auf alle Artikel gibt. Einige Kunden sind aber auch gekommen, um den drei Verkäuferinnen ihr Mitgefühl auszusprechen.

Die Stimmung im Markt ist gedrückt. Die Angestellten wissen nicht, was aus ihnen wird. Sie hoffen, dass sie in einer anderen Filiale des Unternehmens unterkommen. Es soll eine Sozialauswahl geben, heißt es. Gegenüber der MZ will von den Angestellten aber niemand etwas sagen. Man wisse nicht, was das für Konsequenzen haben könne, falls jemand mit der Presse redet. In Kelbra haben viele gehofft, dass die seit fast 20 Jahren bestehende Filiale nicht zu den bundesweit 2 000 gehört, die zum 24. März dicht gemacht werden. "Nachdem Schlecker in Berga und Roßla bereits im vergangenen Jahr Märkte geschlossen hat, dachten wir, dass der Kelch vielleicht an Kelbra vorbeigeht", sagte Kundin Elvira Pfündner. Die Schließung sei besonders für die vielen Älteren im Ort schlecht. Denn in der Stadt gibt es keinen weiteren Drogeriemarkt. Nur Penny als einziger Discounter im Ort habe einige Drogerieartikel im Sortiment.

Aber auch junge Leute wie Jana Keil sind traurig. Die Mutter des zehn Monate alten Michel hat fast täglich bei Schlecker eingekauft. "Ich habe hier alles geholt, was man für ein kleines Kind braucht - Windeln, Babynahrung, Pflegetücher. Es war schön, man konnte mit dem Kinderwagen immer dort vorbeifahren." Christine Kretschmer glaubt, dass vor allem die Märkte im benachbarten Roßla von der Schließung profitieren werden. Dort gibt es Edeka, Aldi und Penny. Für Kelbra sei die Schließung ganz schlecht. "Viele werden sich nun ins Auto setzen müssen."

Auch Verbandsgemeindebürgermeister Ernst Hofmann (CDU) kann nicht verstehen, warum es gerade Kelbra getroffen hat. "Ich weiß nicht, nach welchen Kriterien entschieden wurde. Die Filiale ist von der Bevölkerung angenommen worden, war immer gut bestückt, die Verkäuferinnen freundlich und kompetent - unabhängig davon, was ihnen bezahlt wurde." Als vor einigen Wochen der Schlecker-Markt in Wallhausen dicht machen musste, habe die Gemeinde noch versucht, die Schließung zu verhindern. Hofmann: "Wir sind dabei nur auf taube Ohren gestoßen."