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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Chance für Bitterling und Malermuschel

Von STEFFI ROHLAND 13.08.2010, 16:32

WALLHAUSEN/MZ. - Der Eichgraben, ein früherer Flussarm der Helme zwischen Wallhausen und Hohlstedt, soll saniert werden. Den Auftrag hat der Unterhaltungsverband Helme ausgelöst. Denn einst gehörte die idyllisch gelegene Flusslandschaft zu den schönsten Bade- und Angelgewässern. Jedenfalls, solange der Altarm noch mit der Helme verbunden war.

Um die Helme zu regulieren, wurde er einseitig gekappt. Alljährlich trägt die Helme viel Material heran, das sich zum Teil auch im

Eichgraben absetzt. Eine fast geschlossene Decke Wasserlinsen sieht zwar recht hübsch aus, zeigt aber auch den hohen Nährstoffgehalt des Gewässers an. Außerdem breiten sich nahezu über die gesamte Fläche Sumpfpflanzen aus. An den offenen Stellen bilden sich Kreise im Wasser, wenn dort Fische nach Luft schnappen.

Karpfen, Aale, Schleien, Plötzen und Rotfedern sollen hier noch leben, wissen die Angler zu berichten. Und der Bitterling, eine vom Aussterben bedrohte Kleinfischart - seinetwegen wird nun der Flussarm gereinigt. Denn außer im Eichgraben kommt der Bitterling nirgends mehr in Sachsen-Anhalt vor.

Um sich fortpflanzen zu können, braucht der Bitterling bestimmte Muscheln. Der Fisch legt seine Eier durch eine Legeröhre in die Muscheln, und dort können sich die Nachkommen entwickeln, erklärt Frank Gabriel, Geschäftsführer des Kreisangelverbandes Sangerhausen.

Vor zehn Jahren, erzählt Muschelexperte Lothar Buttstedt, habe er an sieben Stellen auf 70 Quadratmetern Fläche rund 1 000 Muscheln gezählt. Die meisten dieser Muschelarten, die Große und die Kleine Teichmuschel, Bachmuschel und Malermuschel, haben in dieser Region das einzige stabile Vorkommen. Deutschland- und europaweit stehen sie auf der Roten Liste. Von den Malermuscheln gibt es im Eichgraben besonders große Exemplare. "In der Fachliteratur werden Exemplare mit einer Größe bis zu 13 Zentimeter angegeben. Hier haben wir sogar 16 Zentimeter große Exemplare gefunden", macht Buttstedt aufmerksam.

Bevor die Bagger den Schlamm aus dem Eichgraben holen, muss abgefischt und der Boden am Ufer abgetragen werden. Dort werden nun täglich die vorhandenen Muscheln abgelesen, um ihren Bestand zu erhalten.

Zum Auftakt trafen sich deshalb Fachleute vom Unterhaltungsverband Helme mit Vertretern vom Umweltamt des Kreises, des Kreisanglervereins, dem Projektanten und der Firma, die den Eichgraben "sauber machen" wird.

Die Gesamtkosten des Vorhabens, das bis Ende Oktober abgeschlossen sein soll, werden auf rund 280 000 Euro veranschlagt. Dafür fließen Fördermittel der Europäischen Union, vom Umweltministerium Sachsen-Anhalts und dem Landesverwaltungsamt. "Wir wünschen uns", sagt der Wallhäuser Bürgermeister Klaus Hinsching (parteilos), "dass die Lange Helme wieder an das Fließgewässer angebunden wird", sagt Wallhausens Bürgermeister Klaus Hinsching (parteilos). Damit spricht er den Vorsitzenden des Kreisanglervereins,Gerhard Jarosz, aus dem Herzen. "Es ist wieder ein Startschuss für ein Projekt, dass uns seit vielen Jahren am Herzen liegt. Als anerkannter Naturschutzverband freuen wir uns, dass wir gerade im Unesco-Jahr der Biodiversität einen solchen Beitrag leisten können. Uns liegt sehr viel daran, durch die ökologische Durchgängigkeit das Artensterben zu bremsen."