1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Mansfeld-Südharz: Mansfeld-Südharz: Bunte Farbtupfer im grauen Einerlei

Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Bunte Farbtupfer im grauen Einerlei

Von STEFFI ROHLAND 29.12.2011, 17:13

ROSSLA/SANGERHAUSEN/MZ. - "Bäume und Sträucher haben ihre Blätter verloren, alles scheint in einem tiefen Schlaf versunken zu sein", so beginnt die Weihnachts-CD von Nena. Aber ist der Winter wirklich so trüb und grau, oder hat die Natur gerade in einem milden Winter, wie bisher nicht doch irgendwo etwas Farbenfrohes, Lebendiges versteckt?

Natürlich gibt es ab und zu Ausreißer, wie kürzlich das vorwitzige Himmelsschlüsselchen, das zum Erstaunen der Kleingärtner geblüht hat. Solche Stars kommen natürlich in die Zeitung, aber diejenigen, die eigentlich immer fleißig blühen? Auf deren Spuren wollen wir uns heute einmal begeben.

Aber dazu braucht man einen Verbündeten, der sich in der Flora auskennt. Armin Hoch, Mitarbeiter des Biosphärenreservates Karstlandschaft Südharz, ist sichtlich dankbar dafür, vom Schreibtisch wegzukommen.

Im Frühjahr, Sommer und Herbst hat er schon zahlreiche Exkursionen geführt und seine Begeisterung für die Pflanzen an die Teilnehmer weitergegeben. Aber eine botanische Winterexkursion, dass ist auch für ihn eine Premiere.

Mal sehen, was der Phänologische Garten in Roßla zu bieten hat? Dessen Daten notiert er schließlich sorgfältig besonders im Frühjahr und Sommer, um über Langzeitbeobachtungen die Klimaveränderungen nachzuweisen. Sollte es wirklich zu warm sein für diesen Winter, könnten zwei Sträucher, die Zaubernüsse, ein Zeichen setzen. Aber: Beide Arten halten Winterschlaf. Auch von den Schneeglöckchen ist noch nichts zu sehen. Also alles im grünen - oder sagt man im Winter lieber graubraunen Bereich? Aber nein: Noch innerhalb des Gartenbereiches leuchtet etwas Violettes. Dort etwas abseits, blühen mehrere gefleckte Taubnesseln.

Die Farbe und Blütenform fällt jetzt, wo es keine Konkurrenz der größeren Blüten ringsum gibt, besonders auf. Aber man muss sich tief bücken, um sie zu betrachten. Das wird dem neugierigen Betrachter in den kommenden zwei Stunden öfters so gehen. Denn es sind nicht die auffälligen, hochgewachsenen Pflanzen, die einem die Blüten entgegen strecken.

Neugierig geworden soll die Reise nach Sangerhausen gehen: Aber schon an der Friedhofsmauer in Roßla fallen die nächsten Winterblüher auf: Gänseblümchen, Schafgarbe und das Gewöhnliche Greiskraut. "Das Gänseblümchen ist ein Dauerblüher", sagt Hoch. "Selbst unter Schnee hält es mit geschlossenen Blüten aus und wartet auf die wärmenden Sonnenstrahlen". In Wallhausen, am Martinsriether Weg, ist ein Erdhaufen der richtige Platz für die Pionierpflanzen. Hier zeigen der Reiherschnabel, das Hirtentäschel, die geruchlose und die strahlenlose Kamille ebenso ihre Blüten, wie der Ackersenf, der leuchtend gelb im Raps steht. Neben dem weißblühenden Ackerhellerkraut und der Purpurtaubnessel blüht unauffälliger, nämlich grün, die Sonnenwendwolfsmilch. Auch der Erdrauch und die Früchte des schwarzen Bilsenkrautes ziehen die Blicke auf sich. Man staunt, dann geht es weiter. Man kommt sogar bis kurz vor Sangerhausen, kurzer Stopp an der Fischzucht: Leuchtend gelb grüßt hier der Rainfarn am Straßenrand. An der Schachtstraße zeigt Loesels Rauke, ein anpassungsfähiger Neophyt in Mitteleuropa, seine gelben Blütenblätter.

Auf einem Parkplatz mitten in der Stadt ist es zumindest der Wiesen-Pippau, der noch blüht. Auch das Europa-Rosarium hält keine totale Winterruhe: Hier blühen Primeln, und die Rosen Nordlicht, Mirato und Hurra trotzen mit schönen Blütenknospen dem Winter. Blühender Höhepunkt allerdings ist der duftende Schneeball am Eingang der Wolfsschlucht.

Aber die Exkursion ist noch nicht zu Ende. Und wieder ist es ein Abrissplatz der für die Pflanzensucher in Sangerhausen interessant ist und sogar noch eine Überraschung parat hält: Neben den Einblatteschen am Parkplatz an der Georgenpromenade stehen außer der gefleckten und der weißen Taubnessel eine grün blühende Gartenwolfsmilch und die relativ seltene Edelschafgarbe.

Armin Hoch stellt fest: "Die im Winter blühenden Arten bilden keine neuen Blüten. Es sind vorhandene Knospen, die bei entsprechenden Temperaturen erhalten bleiben. Es sind oftmals unauffällige Arten, auf die man aber gerade in dieser Jahreszeit achten sollte."

Aber auch der heimische Garten hält im Moment so manches blühende Exemplar der Christrosen für diejenigen bereit, die sich schon auf den kommenden Frühling freuen. Und der kommt bestimmt.