Letztes Mal auf die "Hohe Linde"? Letztes Mal auf die "Hohe Linde"?: Bergarbeiterverein will sich zurückziehen

Sangerhausen - Soll es das gewesen sein mit der Haldenkraxelei? Peter Dietrich vom Sangerhäuser Bergarbeiterverein seufzt tief. „Dieses Jahr machen wir das noch mal“, sagt er. „Aber im nächsten Jahr? Ich weiß nicht. Wir sind zu alt geworden.“ 74 Jahre beträgt das Durchschnittsalter im Verein. Dietrich ist da mit seinen 72 vergleichsweise ein Jungspund. Aber er hat Probleme mit der Luft. Und das Kraxeln ist eigentlich nichts mehr für ihn.
Hunderte Gäste besteigen jedes Jahr die Halde „Hohe Linde“ bei Sangerhausen
1956 war die „Hohe Linde“ nicht mehr als ein kleiner Klecks in der Landschaft. Ein Gesteinshäufchen. Bis zur Betriebseinstellung im Jahr 1990 wuchs die Sangerhäuser Halde aber bis auf mächtige 145 Meter an. Nun ist die „Hohe Linde“ nicht mehr zu übersehen. Sie beansprucht eine Fläche von mehr als zwölf Hektar. 15 Millionen Tonnen Gestein wurden in 34 Betriebsjahren des Schachtes zutage gefördert und dort abgelagert. Ein herrlicher Aussichtspunkt ist das inzwischen. Das finden bei jeder Haldenbesteigung, zu der in den vergangenen Jahren eingeladen wurde, Hunderte Wanderer. In Empfang genommen wurden sie am Fuße der Halde und am Gipfel stets von Bergarbeitern in ihren Trachten. Auch das gehört dazu.
Haldenbesteigungen in Sangerhausen finden bereits seit zehn Jahren statt. In diesem Jahr sind sie am 28. Mai und am 27. August geplant. Auch die Besteigung der Halde am Fortschrittschacht findet am 11. Juni statt.
Übrigens: Der Mansfelder Bergarbeiterverein Sangerhausen wurde am 15. Januar 1991 in Sangerhausen gegründet. Zwei Jahre später wurde der Landesverband in Sangerhausen gegründet.
Uwe Schmidt, Geschäftsführer der Rosenstadt Sangerhausen GmbH, weiß das natürlich, dass die Haldenbesteigungen immer ein Publikumsmagnet sind. Die Rosenstadt GmbH organisiert die Haldenbesteigungen und bedient sich dabei, wie Schmidt sagt, des Bergarbeitervereins. Wenn es so ist, dass die Bergarbeiter aus gesundheitlichen Gründen selbst nicht mehr mitmischen können, dann werde man dafür eine Lösung finden. Das sei schließlich beim Erlebniszentrum Röhrigschacht in Wettelrode auch gelungen. Auf jeden Fall werde man im Sommer bei der Eigentümerin der Halde die neuen Termine fürs kommende Jahr beantragen.
Eigentümerin der „Hohen Linde“ ist die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV). Die Halde steht unter Bergrecht und wird kontinuierlich sicherheitstechnisch und geotechnisch überwacht. Normalerweise darf die Halde nicht betreten werden. Nur zu den fest terminierten Anlässen gestattet die LMBV organisierte Haldenbesteigungen. Zu jedem Einzeltermin werden zwischen der Rosenstadt Sangerhausen GmbH und der LMBV, Betrieb Kali-Spat-Erz, in Sondershausen Nutzungsverträge abgeschlossen. Für die Veranstaltungen werden temporär besondere Sicherheitseinrichtungen wie Handlaufseile installiert und die Leute über Gefahren belehrt.
Personal für Haldenbesteigung der „Hohen Linde“ muss entsprechend eingewiesen werden
Wie von Uwe Steinhuber, LMBV-Pressesprecher, zu erfahren war, werde es auch dann keine Probleme geben, wenn sich der Sangerhäuser Bergarbeiterverein eines Tages ganz aus diesen Veranstaltungen zurückziehen sollte. „Es besteht keine Forderung der LMBV, dass das Einsatzpersonal bei den Haldenbesteigungen nur aus Bergleuten zu bestehen hat. Es sollte sich jedoch um eingewiesenes Personal handeln. Diese Voraussetzung erfüllen aus der Erfahrung die Angestellten des Bergbaumuseums. Wenn weiteres Hilfspersonal benötigt wird, kann dieses auch von der Rosenstadt GmbH eingewiesen werden.“ Die Haldenbesteigungen sind also nicht in Gefahr. (mz)