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Leserärger Leserärger: Modenschau im Seniorenheim - Abwechslung oder Verkaufsveranstaltung?

Von Karl-Heinz Klarner 05.07.2016, 14:01

Sangerhausen - Jutta Stüber kommt ein wenig aufgeregt in die Lokalredaktion der MZ in Sangerhausen. Die Seniorin hat ihre Schwester im Alten- und Pflegeheim „Am Rosengarten“ in Sangerhausen besucht und ist dabei „in eine Verkaufsveranstaltung“ geraten, wie die 69-Jährige erzählt. Nun fühlt sich die Sangerhäuserin ein wenig genötigt, wenngleich sie nichts gekauft hat. „Aber da hat man uns Winterjacken angeboten, die über 200 Euro gekostet haben“, empört sie sich über den Preis und die Praktiken.

Modenschau speziell für Rollstuhlfahrer

Kati Völkel, Geschäftsführerin des Alten- und Pflegeheimes in der Nachbarschaft des Europa-Rosariums, versteht die Welt nicht mehr. „Das war keine Verkaufsveranstaltung, vielmehr haben wir eine Modenschau speziell für Rollstuhlfahrer organisiert“, sagt die Chefin. Niemand sei verpflichtet gewesen, das zusätzliche Angebot zu nutzen.

Insofern kann sie die Aufregung nicht verstehen. Zudem sei es auch nicht das erste Mal, dass für die Bewohner Modenschauen veranstaltet würden. Schließlich sei ein Großteil der rund 125 Bewohner kaum oder gar nicht mehr in der Lage, beschwerliche Einkaufsfahrten zu unternehmen.

Positive Resonanz bei Bewohnern

So stoße das zusätzliche Angebot bei Bewohnern und Angehörigen gleichermaßen auf positive Resonanz. „Mit diesen Messen ermöglichen wir gehandicapten Bewohnern, sich den einen oder anderen Weg zum Einkauf zu sparen“, sagt Völkel.

Das sieht auch Karina Kaiser, Vorsitzende des Kreisseniorenrates Mansfeld-Südharz, so, denn schließlich hätten Senioren mitunter nur begrenzte Möglichkeiten, zum Einkaufen zu fahren. „Es sei denn, man ist noch in der Lage, online zu shoppen.“

Abwechslung im Alltagsleben

Hinzu komme, dass Modenschauen auch eine Abwechslung im Alltagsleben der Heime bieten. „Wenn ich das nicht möchte, dann schaue ich es mir nicht an“, sagt Kaiser. Es sollte nur vom Pflegepersonal darauf geachtet werden, dass niemand überfordert und zum Kauf gedrängt werde.

In diesem Zusammenhang macht Pflegeheimchefin Völkel darauf aufmerksam, dass nichts gegen den Willen der Bewohner geschehe. So würden derartige Veranstaltungen schon Wochen vorher angekündigt. „Ein Vertreter für Staubsauger kommt bei uns gar nicht zum Zug“, hebt Völkel darauf ab, dass Angebote aus umstrittenen Kaffeefahrten nicht den Hauch einer Chance hätten.

Auch Heimbewohner, deren Geld auf Verwahrkonten angelegt ist, brauchen sich offenbar keine Sorgen zu machen. „Das kontrolliert die Heimaufsicht ganz akribisch“, stellt Völkel fest. (mz)

Sie haben Stress mit Behörden oder ärgern sich über andere Dinge, dann rufen Sie uns an unter Tel. 03464/54 40 61 50.