Leserärger aus Sangerhausen Leserärger aus Sangerhausen: Plötzlich verschwand der Haltegriff

SANGERHAUSEN - Der Sangerhäuser Steffen Hüttel ist auf das Pflegeheim „Sonnenhof“ in der Kreisstadt nicht gut zu sprechen. In der Einrichtung wird seit vier Jahren seine mittlerweile 90-jährige Oma betreut. Bisher hatte sie ein Bett, an das eine Aufstehhilfe montiert war. Die Rentnerin konnte sich an dem Haltegriff hochziehen und aus dem Bett aufstehen, sagt Hüttel. Doch dieser sogenannte Bettgalgen sei der Frau vor wenigen Tagen von der Einrichtung weggenommen worden, klagt der 46-Jährige. Eine richtige Begründung habe die Rentnerin dafür nicht erhalten.
Ohne Haltegriff auf Hilfe angewiesen
Auf Nachfrage sei ihm dann gesagt worden, dass das Heim den Bettgalgen für einen anderen Senioren dringend benötigt habe. Die 90-Jährige habe deshalb immer klingeln und um Hilfe bitten müssen, wenn sie zum Beispiel nachts zur Toilette musste. Für die ältere Frau ein großes Problem: „Wer lässt sich bei so etwas schon gern helfen, wenn man es eigentlich noch selber kann“, sagt der 46-Jährige.
Er habe sich deshalb vehement bei dem Heim dafür eingesetzt, dass seine Oma wieder einen Bettgalgen erhält. „Ich bekam aber immer nur dumme Sprüche und bin von den Mitarbeitern regelrecht abgekanzelt worden“, sagt Hüttel. Als er sich beim Betreiber des Heimes in Karlsruhe beschweren wollte, habe ihm die Einrichtung noch nicht einmal dessen Telefonnummer übergeben. Erst nach vehementen Protesten habe seine Oma fünf oder sechs Tage später den Haltegriff zurück erhalten.
Vorübergehende Lösung
Das Heim weist die Vorwürfe strikt zurück: Heimleiterin Queck sagt, man habe den Bettgalgen der 90-Jährigen vorübergehend für einen Notfall gebraucht. „Wir sind eine kleine Einrichtung. Und noch nicht jedes Bett ist mit einer Aufstehhilfe versehen.“ Der Notfallpatient sei aber dringend auf den Griff angewiesen gewesen. Ansonsten habe der etwa 100 Kilogramm schwere, an Diabetes erkrankte Mann nicht aufstehen können. Die Oma von Herrn Hüttel sei dagegen zum Glück noch so mobil, dass sie auch ohne Aufstehhilfe aus dem Bett komme. Die Rentnerin selbst habe auch keine Probleme mit der Lösung gehabt. Und Queck betont: „Wir haben gleich einen neuen Bettgalgen bestellt. Nur dauert es einige Tage, bis das Sanitätshaus liefern kann.“
Uneinigkeit zwsichen beiden Parteien
Das sei auch der Familie der 90-Jährigen in einem längeren Gespräch mitgeteilt worden. „Wir haben gedacht, dass die Sache damit aus der Welt geschaffen ist“, sagt die Heimchefin. Nach weiteren Protesten der Familie habe man dann am Bett eines anderen Heimbewohners den Bettgalgen abmontiert und an das Bett der 90-Jährigen geschraubt. Die Seniorin sei so maximal zwei Tage ohne Aufstehhilfe gewesen, betont die Heimleiterin. Sie spricht davon, von Herrn Hüttel beschimpft und auch bedroht worden zu sein. Die Telefonnummer der Heimbetreibergesellschaft könne er übrigens auf dem Betreuungsvertrag finden. Hüttel hat nun angekündigt, auch die Heimaufsicht von dem Fall informieren zu wollen. Wie es scheint, ist das Tischtuch zwischen der Familie und dem Pflegeheim endgültig zerschnitten. (mz)
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