1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Lesenacht: Lesenacht: Geschichten über kleinen Teddy und alten Hausarzt

Lesenacht Lesenacht: Geschichten über kleinen Teddy und alten Hausarzt

Von Helga Langelüttich 24.11.2002, 17:53

Hettstedt/MZ. - Zum siebenten Male haben die Stadtbibiothek Hettstedt, die Kreis- und Fahrbibliothek Mansfelder Land und der Förderverein der Schriftsteller von Sachsen-Anhalt zur Lesenacht eingeladen, und viele Literaturfreunde der Region waren dieser Einladung in den kleinen Saal des Hettstedter Klubhauses gefolgt.

Als Kontrastprogramm dazu konnte man die Lesung von Holger Liesering empfinden. Er schilderte die Veränderungen in seiner Umgebung, in der nur eins Bestand hatte: der alte Hausarzt.

Dieter Mucke, Jahrgang 1936, veröffentlichte bereits 17 Bücher mit Poesie und Prosa. Sein Vortrag - eine "kleine Zoologie für große Kinder" - fand viel Beifall. Er malte Bilder mit Worten. Tiere spielen in seinen Werken eine große Rolle, mit Witz und Satire findet er den Vergleich Mensch-Tier. In einem anderen Genre ist Rolf Krohn (53) zu Hause: Er las eine Science-Fiction-Erzählung vor. Eine eigenartig anrührende Alltagsgeschichte trug Simone Trieder vor. Die "Dankbarkeit einer Katze" rief eine Kettenreaktion an Unfällen und Unglücken hervor: Weil die eigentlichen Herren die Katze nicht ins Haus ließen, legte sie ihre tägliche "Pflichtmaus" den Nachbarn vor die Tür. Wegen des Schreckens darüber kocht die Hausfrau den Kaffee zu dünn, ihr Mann wird wütend und stürzt einen Eimer um, ein Minister rutscht aus und lässt die schlechte Laune an der Sekretärin aus. Alles wegen der Katze. Trieder schreibt Erzählungen, Märchen, Kinderbücher und Theaterstücke.

Den größten Applaus für ihre Lesung erhielt Anneliese Probst, die einige Geschichten aus ihrem leider nicht mehr erhältlichen Buch" Lieber Gott hörst du mich", las. Wie Elternstreit sich auf Kinder auswirkt, kommt in einer ihrer Geschichten sehr deutlich zum Ausdruck: Lieber Gott, wer bringt streitende Eltern zur Ruhe? Wer ruft sie zur Ordnung? betet das Kind.

"Mit der Lesenacht, die wir zuerst in Halle veranstalteten haben, wollen wir eine Verbindung zwischen Musik und Literatur schaffen", so Korall. Und diese Verbindung ist gelungen: Der 18-jährige Maximillian Trieder, Sohn der Schriftstellerin, spielte klassische und moderne Werke auf dem Klavier. Sein brillanter Vortrag lässt seine große Begabung erkennen, die in 12 Jahren Unterricht am Konservatorium gefördert wurde. Nach dem Abitur in zwei Jahren will er möglichst Mediendesign studieren und die Musik nur als Hobby betreiben.

Der Chor der Walzwerker unter Leitung von Michael Seemann gab der Veranstaltung eine heitere Note mit besinnlichen und fröhlichen Volksliedern. "Nur frisch gesungen - und alles wird wieder gut", klang es hoffnungsfroh. Abschluss und begeisternder Höhepunkt war das meisterhaft vorgetragene Lied "Sierra madre dei sur", das die ewige Sehnsucht der Menschen nach Frieden zum Ausdruck bringt.