Platz für frischen Wind Leiterin des Kinderhorts Südwest in Sangerhausen verabschiedet sich in den Ruhestand
Heike Michael wurde nach 24 Jahren als Leiterin des Kinderhorts Südwest in Sangerhausen verabschiedet. Warum sie nicht traurig ist und was sie im Ruhestand vor hat.

Sangerhausen/MZ - Im Büro hängt noch ihr Lieblingsspruch: Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen. „Ich war immer eine von denen, die eher Windmühlen bauen“, sagt Heike Michael.
„Lass Seifenblasen platzen, aber nicht deine Träume“
Das Büro indes ist nicht mehr ihres. Auf dem kleinen Regal an der Wand liegt ein schwarzer Motorradhelm – er gehört ihrem Nachfolger Denis Vogler, dem sie den Raum schon überlassen hat. Und jetzt hat die Leiterin des Kinderhorts Südwest auch ihren allerletzten Arbeitstag in der Einrichtung hinter sich gebracht. Ab sofort ist sie in der passiven Phase der Altersteilzeit.
Die Kinder, Kollegen und das Elternkuratorium haben sie mit Seifenblasen verabschiedet und Lea hat ihr einen Spruch mit auf den Weg gegeben: „Lass Seifenblasen platzen, aber nicht deine Träume.“
Den vom Traumberuf hatte die gebürtige Sangerhäuserin sich in den 70-er Jahren erfüllen können. Bis 1979 lernte sie Erzieherin im damaligen Mafa-Kindergarten am Bonnhöfchen, wurde dann in der neu gebauten Kindereinrichtung am Rosengarten eingesetzt.
Traumberuf von der Kindheit an
„Von Kindheit an war das immer mein Traumberuf“, erzählt die 63-Jährige. „Ich habe damals schon auf andere Kinder aufgepasst.“ Doch der Wind der Veränderung, er wehte heran. Als die Wende kam, die Geburtenzahlen einbrachen und Kindergärten geschlossen wurden, ging die Stadt bei der Entlassung der Erzieherinnen nach Sozialauswahl vor.
Heike Michael konnte sich ausrechnen, dass sie da als relativ jung Dazugekommene nicht besonders punkten würde. Und als sich die Gelegenheit bot, in die Stadtverwaltung zu wechseln, griff sie zu. Berufsbegleitend absolvierte sie nochmal die Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten und arbeitete mehrere Jahre als Sachbearbeiterin im Bereich der Kita-Verwaltung.
Aber ihr Traumberuf, er ließ sie nicht los. 1999 wurde Heike Michael die Leiterin des Kinderhorts Südwest und blieb es – bis auf ein Jahr als Fachbereichsleiterin in der Stadtverwaltung – bis jetzt. „Inzwischen habe ich schon die Kinder von früheren Hortkindern betreut“, erzählt sie und lacht.
Keine Langeweile in der Rente
Dass die Arbeit mit Kindern ihr einfach Spaß macht war das eine. „Aber ich hatte hier auch immer ein Team. auf das ich mich verlassen konnte“, sagt Heike Michael. Und nein, sie geht nicht mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Sondern: „Mit einer riesengroßen Zufriedenheit!“ Es sei jetzt auch einfach an der Zeit zu gehen, meint sie. „Es muss doch mal neuer Wind rein.“
Ihrem Team hat sie immer versucht, eine tiefe Grundzuversicht zu vermitteln. „Wenn’s mal schwierig wird – nicht in Panik verfallen. Wir kriegen das hin, es gibt immer einen Weg“, erklärt sie ihr Credo.
Langeweile jedenfalls steht nicht zu befürchten. Heike Michael wohnt „im wunderschönen Erlebnisort Grillenberg“, macht im Harzclub und beim Waldbadverein mit und ist schon seit vielen Jahren in der Feuerwehr. Und gerade hat sie sich mal eben noch als Schöffin beworben. Das mit dem Windmühlenbauen wird sie wohl so schnell nicht aufgeben.