Mittags in Sangerhausen Legendäre Bockwurst am Bahnhofskiosk in Sangerhausen

Sangerhausen - Wer jemals mit dem Zug in Sangerhausen angekommen und in die Stadt gegangen ist, kennt ihn: den Runden Kiosk auf dem Bahnhofsvorplatz. Immerhin gibt es die Mini-Verkaufsstelle bereits seit 60 Jahren.
Bis 1990 gehörte der Kiosk der Handelsorganisation, kurz HO. Dann übernahm ihn Carola Wiehart, die bereits seit 1988 Verkaufsstellenleiterin im Runden Kiosk war.
Runder Kiosk am Bahnhof in Sangerhausen hat nur einen Zwilling in Berlin
Im Februar 1992 kaufte sie ihn von der Treuhand und sanierte ihn aufwändig. Nach denkmalschützerischen Aspekten, denn der Runde Kiosk ist nahezu einzigartig. Nur noch einen zweiten Kiosk gleicher Bauart soll es geben - in Berlin.
Dass der Runde Kiosk schon sechs Jahrzehnte Wind und Wetter ausgesetzt ist, bekam die Kioskchefin ausgerechnet vor dem Sachsen-Anhalt-Tag zu deutlich spüren. „Ich wollte vorher nur die Dachrinnen erneuern lassen. Der Kostenvoranschlag war moderat vierstellig, bis die Arbeiten tatsächlich begannen.
Vor dem Sachsen-Anhalt-Tag ist Dach des Runden Kiosk eingestürzt
Da gab es plötzlich einen Rumms, dass ich dachte, die Arbeiter hat es erschlagen“, erinnert sich Wiehart sehr bildhaft. Dem Arbeiter sei zum Glück nichts geschehen, doch das Dach sei hin gewesen.
„Es war einfach so marode über die Jahre geworden, und niemand hatte es bis dahin bemerkt“, sagt sie. Wenn ihr da die Stadt nicht mit einer Förderung unter die Arme gegriffen hätte, sie hätte diese Sanierung so schnell nicht stemmen können, sagt sie.
Nun, mit neuem Dach überm Kopf, kann das dreiköpfige Kioskteam wochentags und sonntags die hungrige Kundschaft mit hausgemachtem Essen versorgen. Die Bockwurst ist nach wie vor der Verkaufsschlager.
Ab 6 Uhr gibt's im Runden Kiosk am Bahnhof Essen
Wochentags öffnen um 6 Uhr die Rollläden im Kiosk. Da hat Carola Wiehart schon über eine Stunde in der eingebauten Mini-Küche gestanden und den ersten Topf auf den Herd gesetzt. Bis zum Mittag wird im Kiosk gebrutzelt und geschnippelt und nach Hausmannsart gekocht. Schließlich wird alles vor Ort frisch hergestellt.
Stets rückt sie die Aufsteller mit dem Tagesangebot so zurecht, dass man sie von der Stadtbibliothek aus gut lesen kann. Denn die Mitarbeiterinnen sind ebenso Stammkundinnen wie Angestellte der Rosenstadt Sangerhausen GmbH, der Sparkasse oder der Kreisverwaltung, die sich regelmäßig in der Mittagszeit am Runden Kiosk stärken.
Gerichte wie Grüne Bohnen, Wirsingkohl- oder Graupensuppe finden ebenso wie Gulasch und Milchreis Tag für Tag ihre Abnehmer. Hinzu kommen noch frisch belegte Brötchen. Da seien die Fischbrötchen am beliebtesten bei den Kunden.
Runder Kiosk will bei Advent in den Rosenhöfen mitmachen
Erstaunlich, dass all dies Platz findet auf engstem Raum. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig sei das Arbeiten im Runden Kiosk tatsächlich. „Im Winter ist es frisch und im Sommer sehr heiß. Aber es ist nun mal ein Kiosk“, sagt Carola Wiehart.
Sie will auf jeden Fall ihrem Runden Kiosk noch bis zur Rente treu bleiben. Bis dahin will sie sich auch noch einiges einfallen lassen für ihre Kunden. In diesem Jahr zum Beispiel plant sie, sich am „Advent in den Rosenhöfen“ zu beteiligen. (mz)