Kunstrasenplätze vor dem Aus Kunstrasenplätze vor dem Aus: Droht den Sportvereinen eine "Katastrophe"?

Sangerhausen - Die öffentliche Debatte um ein mögliches Aus für Kunstrasenplätze mit Gummigranulat wegen eines Verbots in der Europäischen Union hat bei den Vereinen in Mansfeld-Südharz die Alarmglocken schrillen lassen. Thomas Große, Präsident des Kreisfachverbandes Fußball im Landkreis Mansfeld-Südharz, hat nur ein Kopfschütteln übrig.
„Das ist überhaupt nicht realistisch. Wo sollen die Vereine das Geld hernehmen, um die Plätze umzurüsten? Damit wird die Basis des Amateurfußballs zerstört“, sagt Große.
Verbot hätte finanzielle und sportliche Folgen
Das sieht man auch beim VfB Sangerhausen nicht anders und fürchtet, die guten bis sehr guten Trainings- und Wettkampfbedingungen im Friesenstadion einzubüßen bis hin zu finanziellen Belastungen durch notwendige Umbauarbeiten.
„Wir wollen jetzt noch keine Panik verbreiten, aber es sieht im Moment ganz so aus, als würden die Plätze in der jetzigen Form verboten werden“, sagt Olaf Glage, technischer Leiter des Friesenstadions in der Kreisstadt, und verweist dabei auf Rücksprachen mit dem Deutschen Fußballbund und den Herstellern der Sangerhäuser Kunstrasenplätze.
Über 270.000 Euro Fördermittel und einen zehnprozentigen Eigenanteil hatte der Verein in den vergangenen Jahren in zwei Kunstrasenplätze investiert. Ein Wegfall käme einer Katastrophe gleich, sagt Glage. Schließlich trainieren unter der Woche ein Frauenteam, vier Männer- und elf Nachwuchsmannschaften im Stadion.
Gerät Kunstrasen-Neubau in Allstedt in Gefahr?
Hinzu kommen am Wochenende die Punktspiele. „Das hält kein Rasenplatz durch“, sagt Glage. Angesichts dessen prüften allerdings die Hersteller den Einsatz alternativer Materialien wie Kork oder Sand. Schließlich geht es nicht um den Kunstrasen selbst, verboten werden soll das Granulat.
Besonders aufmerksam beobachtet wird die Diskussion in Allstedt. Denn hier will die Stadt in diesem Jahr mit dem Bau eines nagelneuen Kunstrasenplatzes beginnen. Für rund 375.000 Euro soll der Nebenplatz an der Schloßstraße für den ganzjährigen Spielbetrieb fit gemacht werden.
Das Land fördert das Vorhaben mit mehr als 150.000 Euro, der Landkreis hat einen Zuschuss von 115.000 Euro aus seinem Zukunftsfonds zugesichert. Die Ausschreibung für den Bau ist bereits gelaufen, am 1. August soll eigentlich die Submission stattfinden.
Die Nachrichten über ein mögliches Verbot des Granulats, das regelmäßig auf Kunstrasenplätzen aufgebracht wird, um die Rutschgefahr zu bannen, hat auch die Allstedter aufhorchen lassen. Droht möglicherweise eine Fehlinvestition? Zwar hat Bundesinnenminister Horst Seehofer angekündigt, sich für eine sechsjährige Übergangsfrist einsetzen zu wollen.
Hybridrasen braucht kein Granulat
„Aber es wäre ja trotzdem nicht sinnvoll, für so eine kurze Frist einen so teuren Platz zu bauen“, sagt Thomas Schlennstedt. Er sitzt für die SPD im Allstedter Stadtrat und gehörte im vergangenen Jahr als Vorsitzender des SV Allstedt zu den größten Befürwortern des Projekts.
Jetzt müsse man sorgfältig prüfen, ob das Allstedter Vorhaben von dem Granulatverbot betroffen sein könnte, sagt Schlennstedt. Allerdings wolle man ja keinen reinen Kunstrasen installieren, sondern einen Hybridrasenplatz bauen. Dabei ist das natürliche Gras nur mit Kunstfasern verstärkt, um ihn widerstandsfähiger zu machen.
Allstedts stellvertretende Bürgermeisterin Andrea Kögel konnte am Dienstag nach Rücksprache mit dem Bauamt vorsichtige Entwarnung geben: Auf den Hybridrasen werde kein Gummigranulat aufgebracht. Damit könnte der geplante Platz auch vor dem Verbot durch die EU sicher sein. (mz)
