Kuckuckswein aus Beyernaumburg Kuckuckswein aus Beyernaumburg: Der Vogel aus der Flasche

Beyernaumburg - Leuchtend gelb schimmert der Wein in der Sonne; ein eisgekühlter Tropfen, gerade erst frisch aus dem heimischen Keller. Wenn Harri Goldschmidt die Gläser seiner Tischnachbarn füllt, umspielt seine Lippen ein zufriedenes Lächeln. Der Beyernaumburger Obstbauer könnte stolzer nicht sein, immerhin ist der Wein, den er da gerade einschenkt, der erste, der von Anfang an in seinem Heimatort produziert wurde. „Seit vergangenem Jahr bewirtschaften wir der Weinberg unterhalb vom Schloss“, erzählt Goldschmidt stolz. „Was lag da näher, als einen süffigen Wein extra für unser Dorf zu produzieren?“
Der Sohn hat das Sagen
Eine Idee, die auf dem Obst- und Weingut der Familie schnell Gestalt annahm. Goldschmidts Sohn Sebastian übernahm die Aufgaben des Kellermeisters. Von der Weinlese bis zur Gestaltung der Etiketten hatte er das Sagen, wie der Vater betont. Nur den Geschmack legte er nicht selbst fest. „Wein mus im Keller reifen“, erklärt Harri Goldschmidt. „Der Geschmack, den wir jetzt haben, entwickelte sich erst nach und nach.“ Ein mildes Aroma, das reifen Äpfeln ähnelt, ist am Ende entstanden. So lieben es die „Kuckucks“, wie die Einheimischen hier seit Jahrhunderten scherzhaft genannt werden, sagt Goldschmidt. Von diesem alten Spitznamen stammt auch der Titel von Goldschmidts jüngster Kreation: „Kuckuckswein“.
Touristenmagnet?
Einer, dem dieser Beyernaumburger Tropfen offenbar sofort zusagte, war Allstedts Bürgermeister Jürgen Richter (CDU). „Wäre das nicht was für unser Schloss?“, fragte er gleich nach der ersten Verkostung und beim Weingut war man von dieser Idee sofort begeistert. Goldschmidts betreiben schließlich derzeit den einzigen Weinbaubetrieb in der Verbandsgemeinde Allstedt. Eine Vermarktung ihrer Produkte auf dem Schloss hätte also durchaus das Potential, Touristen in die Rohnestadt zu locken.
„Immerhin ist der ’Kuckuckswein’ der erste, der komplett in unserer Region entstanden ist“, sagt Adrian Hartke, Leiter des Schlossmuseums. „Bereits im Mittelalter gab es direkt vor unserer Tür Weinberge und diese Tradition lebt jetzt vielleicht weiter.“
Das würde sich auch Harri Goldschmidt wünschen. Dabei am Herzen liegt ihm auch sein Heimatort , dem er mit dem „Kuckuckswein“ ein neues Nationalgetränk gegeben hat. Wird eine Flasche davon verkauft, fließt auch immer ein Teil des Erlöses, den sie auf dem Schloss oder in den Läden erzielt, in die Kassen des örtlichen Heimat- und Geschichtsvereins.
Einwohner sind Feuer und Flamme
„Damit will ich diejenigen unterstützen, die sich im Dorf ehrenamtlich um unsere Traditionen kümmern“, erklärt der Obstbauer, dessen Trauben bisher ausschließlich an der Unstrut wuchsen. Seine Mitbürger sind jedenfalls schon Feuer und Flamme von dieser regionalen Neuschöpfung, wie er berichtet: „Für viele ist der ’Kuckuckswein’ etwas, womit sie sich identifizieren können; etwas von hier.“
Der Obstbauer und seine Familie sind optimistisch, dass bald noch mehr Eigenkreationen aus Beyernaumburg folgen könnten. Gemeinsam mit Hartke und der Standortmarketinggesellschaft des Kreises wurden jedenfalls schon erste Ideen gesammelt. Und wer weiß? Vielleicht könnte es nach dem Kuckuck aus der Flasche auch bald ein eigenes Allstedter Getränk geben: Wie wäre es zum Beispiel mit dem Müntzer aus der Flasche? (mz)