Kreismusikschule Kreismusikschule: Martin Ackermann will Berufsmusiker in einem Orchester werden

Sangerhausen - Martin Ackermann hat einen Traum: Eine Stelle als Berufsmusiker in einem Orchester ist sein Ziel. Aber er weiß auch genau, wie schwer es zu erreichen ist. „Jedes Jahr gibt es in Deutschland nur acht bis zehn freie Stellen“, sagt er. Auf die bewerben sich dann meist bis zu 1.000 Leute. Eingeladen werden höchstens 40.
Was dann folgt, hat Ackermann selbst schon einige Male erlebt. „Man spielt hinter einem Vorhang ein technisch schwieriges Stück, meist ist es Mozarts Klarinettenkonzert“, erzählt er. Wer besteht, gehört zu der Handvoll Kandidaten, unter denen nach der zweiten Auslese die Stelle vergeben wird. Wer es nicht schafft, versucht, sich weiter als freier Musiker durchzuschlagen, tritt für Honorar mit Ensembles auf, gibt Unterricht.
Martin Ackermann unterrichtet an der Kreismusikschule in Sangerhausen Klarinette und Saxofon
Auch Martin Ackermann unterrichtet jetzt an der Kreismusikschule in Sangerhausen Klarinette und Saxofon. Der erste Schüler kommt 12.30 Uhr, der letzte geht 20.30 Uhr. Dann fährt Ackermann zurück nach Leipzig, wo er noch Student ist. Nach zwei Jahren auf einer befristeten Aushilfsstelle in der Voigtland-Philharmonie weiß er aber: Das soll sein Beruf werden.
Viele Studienabsolventen würden mit Anfang 30 die Hoffnung auf eine Festanstellung in einem Orchester aufgeben auf und noch mal eine völlig andere Ausbildung beginnen, erzählt er. Was er dann machen würde? „Ich würde wahrscheinlich in Richtung Chocolatier gehen“, sagt Ackermann und gibt einen kurzen Einblick in seine Familiengeschichte. Denn was in Sangerhausen kaum jemand weiß: Ackermann stammt aus einer Unternehmer-Dynastie.
Familie Ackermann gründete 1934 im Voigtland das Unternehmen „Ackermanns Haus“, das später die Kinella-Kindersäfte herstellte
Seine Familie gründete 1934 im Voigtland das Unternehmen „Ackermanns Haus“, das später die Kinella-Kindersäfte herstellte. 2012 traf man eine folgenschwere Entscheidung. Um internationale Märkte zu erschließen, holte man eine französische Investorengruppe ins Boot.
Die habe sich als Finanz-Heuschrecke entpuppt und die Gründerfamilie aus dem Unternehmen gedrängt, erzählt Martin Ackermann. Die gerichtliche Auseinandersetzung läuft noch, Stück für Stück hole man sich die Namensrechte zurück und produziert in einem neuen Unternehmen Säfte.
Sein Bruder hat Betriebswirtschaftslehre studiert, seine Schwester Ernährungswissenschaften. Dass es ihn als den Jüngsten zur Musik zog, habe seine Mutter immer gefördert, erzählt der 28-Jährige. Sie sei gelernte Konditorin - daher seine Sympathie für diesen Berufszweig.
Martin Ackermann spielt nicht nur Klarinette, er singt auch in einem Quartett
Vorerst lebt er aber die Musik, will das Klarinettenstudium in Leipzig abschließen und versuchen, eine der raren Orchesterstellen zu bekommen. Nebenbei singt er noch in einem Quartett mit, das den A-capella-Gesang im Stil der Comedian Harmonists pflegt. „Musik ist wirklich eine Berufung“, sagt er. „Man muss vier bis sechs Stunden am Tag üben, um technisch auf einem hohen Niveau zu bleiben.“
Ins Unterrichten von Musikschülern, das im Sommer noch absolutes Neuland für ihn war, hat er sich inzwischen reingefuchst. Ein bisschen schwierig werde es, wenn jemand nicht ganz so lernbegierig sei. „Aber dann denke ich einfach an mich zurück“, sagt Ackermann und lacht. (mz)