1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Kraniche flogen im Nebel unentdeckt

Kraniche flogen im Nebel unentdeckt

Von STEFFI ROHLAND 25.10.2009, 17:48

KELBRA/MZ. - Erste Station der rund 50 Naturfreunde war der Vogelbeobachtungsturm am Zeltplatz.

Hier gaben die Mitarbeiter des Biores, Stefan Herrmann und Karsten Kühne, erste Erläuterungen zu diesem international bedeutsamen Vogelschutzgebiet. Tausende Vögel, darunter auch zwei Seeadler, nutzen derzeit die Gelegenheit um auf ihrem Zug in den Süden hier zu rasten. Durch Feldstecher und Fernrohre konnte man die Blässgänse, Lachmöwen, Saatgänse, verschiedene Entenarten und neben den Graureihern auch Silberreiher in dem verbliebenen Flachwasser entdecken.

Um aber den abendlichen Einflug der Kraniche zu den Schlafplätzen beobachten zu können, wanderte man noch ein Stück über die Naturschutzstation Numburg hinaus. Einige 1 000 Kraniche halten sich derzeit besonders gern auf abgeernteten Mais- und Getreidefeldern auf. Erst in der Dämmerung fliegen sie zurück, um im Wasser stehend zu schlafen. Rund 300 Gramm Getreide frisst ein Kranich pro Tag.

Um den Anflug auf die Fressplätze zu steuern, wurden bereits in den vergangenen Jahren bei Auleben vom Naturschutzbund (NABU) mehrere Felder zur Ablenkfütterung eingerichtet. Die interessierten Wanderer hörten von den Flugrouten, die von Skandinavien über Frankreich nach Spanien oder über Polen weiter nach Süden gehen.

"Die Zugrouten verändern sich. Wir liegen mittendrin", sagte Karsten Kühne. Der Aufenthalt der einzelnen Tiere, meistens sind es Familienverbände, dauert in hiesiger Gegend von zwei, drei Tagen bis zu mehreren Wochen.

Schon auf dem Weg zum Beobachtungsplatz der Schlafplätze kann man die ersten Kraniche hören. Die Aufregung bei den Kindern und Erwachsenen stieg sichtlich. Aufmerksam schauten Julian Frank und Felix Anhalt durch das Fernrohr, das ihnen der Ornithologe Stefan Herrmann eingerichtet hatte. Die Jungs haben bereits im Kindergarten eine Ausbildung als Zwergen-Ranger absolviert. Nun wollen sie Junior-Ranger werden. Ihre Eltern und Großeltern begleiten sie gern bei den Veranstaltungen.

"Die Mitarbeiter des Biores geben sich immer viel Mühe", sagte Doris Schneider. Lisa-Marie Lammert (10) aus Roßla sagte: "Hier lernt man viel über die Natur."

Uta Paak kam sogar mit ihrem Mann aus Erfurt, um den Kranichzug am Stausee zu beobachten. "Wir waren vor drei Wochen auf Rügen und haben dort erstmals den Kranichzug beobachtet. Diese majestätischen Vögel haben mich fasziniert", sagte sie. Nun freute sie sich über das Naturerlebnis "vor der eigenen Haustür".

Das diesige Wetter verhinderte letzten Endes eine direkte Beobachtung des Einfluges, das nach 17 Uhr mit einsetzender Dämmerung begann. Aber hören konnte man die verschieden großen Kranichgruppen sehr gut.